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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
135.2016
Seite: 8
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2016/0008
(7. Jahrhundert) hinweisen.6 Sie waren damals schon keine Neufunde mehr, sondern stammten
aus der 1901 durch Ernst Fabricius am Osttor der keltischen Befestigung unternommenen
Grabung. Die Funde waren damals als nicht bestimmbare Rostklumpen glücklicherweise aufbewahrt
worden, was wiederum die Klugheit und Voraussicht dieses herausragenden Forschers
eindrucksvoll belegt. Die nun mit neuen Methoden mögliche Freilegung und Restaurierung erbrachte
eine silbertauschierte Gürtelschnalle, zwei Messer und eine Riemenzunge, die mindestens
zwei verschiedene Bestattungen im Torbereich anzeigen. Einige im Jahre 1901 gezeichnete
merkwürdige Steinstrukturen könnten noch von den zugehörigen Grabgruben stammen.7

Die Schriftquellen zum Dreisamtal8 setzen im Jahre 765 im Rahmen einer Schenkung mit
der Erstnennung von villa qui dicitur Zarduna und einer marca Zardunensis ein. Ein gewisser
Drutpert übergab Güter an das Kloster St. Gallen, zusammen mit seinem Leibeigenen Waldco-
zo, mit Wiesen, Feldern, Wegen und Wasser. Im Jahre 802 übertrug eine Person namens Waltger
Güter in Ebringen an St. Gallen; die Übertragung wurde in Zarten vollzogen {actum publici
nuncupante Zartuna). Im Jahre 816 wird eine bereits bestehende Kirche in Zarten genannt, von
der ein Anteil an das Kloster St. Gallen ging. In dieser Urkunde wird außerdem Besitz östlich
des Schwarzwalds in der Umgebung der Wutach genannt, nämlich Ewattingen, Ühlingen und
Achdorf. Damit wird auch bereits eine funktionierende Wegverbindung über den Schwarzwald
hinweg deutlich belegt, deren genauer Verlauf daraus jedoch nicht zu ermitteln ist. Der Schenker
, ein gewisser Cozpert, war mit Sicherheit hochrangig und dem Umfeld des fränkischen
Königs zuzurechnen. Wer die Zartener Kirche zu welchem Zeitpunkt gegründet hatte und der
eigentliche Besitzer war, wird leider nicht genannt. In seiner Freiburger Dissertation von 2003
konnte Bernhard Mangei etwas Licht ins Dunkel bringen.9 Die Lage Zartens ist topographisch
durch die Hochuferkante der Dreisam und die darüber verlaufenden Verkehrswege vorgezeichnet
. Außerdem finden sich im Zentrum des Zartener Beckens die höchsten Ertragsmesszahlen,
was die Landwirtschaft angeht. Sie betragen in Zarten 56, bei Ebnet hingegen nur 43, ebenso
bei Kirchzarten. In Burg fallen sie auf 38, in Stegen auf 34 und in Buchenbach auf 32 ab. In
den Randbereichen und Seitentälern sinken sie noch weiter. Mangei machte deutlich, dass hier
im Zartener Becken ein - allerdings nicht ausdrücklich genannter - früher Königsgut-Komplex
zu vermuten ist, dessen herrschaftliches und soziales Zentrum Zarten bildete. Aufgrund des
Patroziniums von Ebnet und lokaler Gerichts- und Zinstermine konnte er als frühestes Patrozi-
nium der heutigen Johanneskapelle in Zarten die „fränkischen" Heiligen Remigius und Hilarius
benennen. Die zentralörtliche Funktion Zartens im Frühmittelalter scheint noch ein Reflex auf
die Funktion der keltischen Großsiedlung zu sein, die bei Zarten zwischen etwa 150 und 80 v.
Chr. bestanden hatte. Sie war im Frühjahr 1987 durch den Verfasser bei Geländebegehungen
nachgewiesen worden, womit eine der wichtigsten Fragen des Kolloquiums von 1979 geklärt

Gerhard Fingerlin: Merowingerzeitliche Grabfunde aus Tarodunum, in: Kelten und Alemannen (wie
Anm. 1), S. 71-76.

Gerhard Fingerlin: Das keltische Oppidum von Tarodunum - Forschungsstand und Perspektiven, in:
Kelten und Alemannen (wie Anm. 1), S. 25-44, bes. S. 35, Abb. 8 (nach Franz Fischer: Beiträge zur
Kenntnis von Tarodunum, in: Badische Fundberichte 22 [1962], S. 37-49, bes. Tafel 15).

Michael Borgolte: Besitz- und Herrschaftsverbindungen über den Schwarzwald in der Karolingerzeit,
in: Kelten und Alemannen (wie Anm. 1), S. 77-99; Dargleff Jahnke: Die St. Johannes-Kapelle in Zarten
- ein denkmalpflegerisches Kleinod, in: 1250 Jahre Zarduna - Kirchzarten im Jubiläumsjahr. Beiträge
zur Geschichte, hg. von Gemeinde Kirchzarten, Kirchzarten 2015, S. 66-73; Bernhard Mangel Herr-
schaftsbildung von Königtum, Kirche und Adel zwischen Oberrhein und Schwarzwald. Untersuchungen
zur Geschichte des Zartener Beckens von der merowingischen bis zur salischen Zeit, Dissertation, Freiburg
2003 (elektronisch publiziert in freidok), bes. S. 85.

Mangei (wie Anm. 8).

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