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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
135.2016
Seite: 11
(PDF, 38 MB)
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Die Mittel- und Spätlatenezeit

Was die Mittel- und Spätlatenezeit (hier: 150 bis 80 v. Chr.) - also die Zeit der spätkeltischen
Großsiedlung - angeht, so erfüllte sich die im Stillen gehegte Hoffnung - oder Befürchtung -
eines keltischen Gräberfelds nicht; dennoch wird weiter darauf das Augenmerk gerichtet und
danach gesucht werden.

Die keltischen Funde in der Erschließungstrasse und auch in der Baustelle der Firma FSM
dürften keltische Wirtschaftsflächen anzeigen und als Abfall mit dem Dünger (?) dorthin gelangt
sein, oder als Auffüllmaterial auf nasse Feldwege. Es könnte stellenweise auch eine eher
einfache, dünne Besiedlung von geringer Dauer gegeben haben, von der sich jedoch keine
Spuren mehr abzeichnen. Die keltischen Besiedlungsspuren hätten in diesem Fall nicht tief in
den Boden eingegriffen und könnten durch Beackerung schon während der Römerzeit und im
Mittelalter verwischt worden sein. Eine Bebauung mit Schwellbalken anstelle von senkrechten
Pfosten hätte nur wenig in den Boden eingegriffen und verschwindet nahezu spurlos.

Schon in der Baustelle der Firma FSM (Frühjahr 2015) zeigten sich verstreute Funde, die
dem „Streubereich" der keltischen Siedlung Zarten „Rotacker" zuzuordnen sind. Dasselbe Bild
ergab sich in der neuen Erschließungstrasse. Keltische und auch römische Funde scheinen sich
etwa auf Höhe der angrenzenden Firma FSM etwas zu häufen, kommen aber auch weiter westlich
vor. Einzelne Keramikscherben streuen auch auf den angrenzenden Feldern. Bedeutendere
Funde wie Münzen oder Glasarmringfragmente konnten bei den Baumaßnahmen im Jahre 2015
keine geborgen werden. Sie liegen jedoch von älteren Begehungen der Felder nördlich und südlich
der Trasse durch den Verfasser vor.

In der neuen Erschließungsstraße kommen einige Fragmente von Amphoren der späten Römischen
Republik (hier: ca. 150 bis 80 v. Chr.; Abb. 1) vor. Insgesamt handelt es sich um eine
Randscherbe von annähernd dreieckigem Profil (Abb. 2), ein Fragment von einem geraden Henkel
mit ovalem Querschnitt, einen Amphorenzapfen (d.h. den unteren Abschluss einer Amphore
, Abb. 3; ein weiterer aus der Baustelle der Firma FSM) und um Scherben der Wandung. An
manchen Stücken fallen kleine schwarze Teilchen auf. Es handelt sich um Kristalle des Augits,
eines vulkanischen Minerals. Es ist charakteristisch für die Amphoren aus dem direkten Umfeld
des Vesuvs in Mittelitalien. Diese relativ groben Kristalle wurden absichtlich zugegeben,
um die Brenneigenschaften der großen Amphoren zu verbessern, d.h. sie vor dem Reißen während
des Brandes zu bewahren.

In Mittelitalien lagen große Weingüter, in denen der begehrte Wein angebaut wurde (über
160 Jahre vor dem verheerenden, berühmten Vesuvausbruch von 79 n. Chr.). Dazu gehörten
auch große, leistungsstarke Töpfereien, die die Amphoren als „Verpackung" für den Wein anfertigten
. Leider sind in Zarten keine Stempelungen oder Pinselaufschriften erhalten geblieben. Sie
hätten näheren Aufschluss über den Produzenten des Weines oder den genauen Amphoreninhalt
liefern können. Derartige Funde von Aufschriften sind nördlich der Alpen jedoch selten.

Wesentlich mehr Amphorenscherben als in der Erschließungstraße wurden jedoch schon
vor Jahren im zentralen und östlichen Bereich der keltischen Großsiedlung am „Rotacker" gefunden
.

Der Weg der Amphoren von Mittelitalien bis zum Endverbraucher war lang. In einem der
Häfen Mittelitaliens (z.B. Neapel) wurden die Weinamphoren - Leergewicht 25 kg, Inhalt ca.
ebenso schwer - auf große seegängige Schiffe verladen. Diese konnten Hunderte von Amphoren
fassen. Aufgrund ihres Designs (langschmale Form mit massivem Amphorenzapfen als unterem
Abschluss) konnten sie platzsparend gestapelt und miteinander verkeilt werden. Die Fahrt
ging über das Tyrrhenische Meer, vorbei an Sardinien und Korsika nach Marseille in Südfrankreich
(ursprünglich griechischer Hafen Massalia, von den Römern Massilia genannt). In Mar-

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