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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
135.2016
Seite: 14
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Ein Teil wurde vermutlich erneut umgeladen und zu diesem Zwecke jedoch erstmals umgefüllt
. Die schweren und unhandlichen Amphoren eignen sich kaum zum Transport mit Tragtieren
, besonders im steilen Gelände. Die Beladung eines Saumtieres (Esel, Maultier oder Pferd)
mit einer einzelnen Amphore wäre schwierig und würde wohl ein sperriges, schweres Tragegestell
erfordern. Eine Beladung mit einer einzelnen Amphore ohne diese Vorkehrungen würde
wohl zu Verletzungen des Tieres führen und die Amphore wäre außerdem bruchgefährdet. Eine
Beladung mit zwei Amphoren, an beiden Seiten des Saumtieres angehängt, kommt aufgrund
des zu hohen Gesamtgewichtes (etwa 100 kg) nicht infrage. Für Maultiere im Gebirge wird eine
Beladung von etwa 60 bis 80 kg angenommen.

Die Lösung war das Umfüllen in lederne Schläuche. Allerdings entfällt damit die Versiegelung
der Amphore und damit gleichsam die Herstellergarantie. Ob der Wein dabei teilweise
„unterschlagen" und die Restmenge gestreckt wurde, entzieht sich unserer Kenntnis. Die Gelegenheit
dazu hätte jedenfalls bestanden ...

Mittels Lederschläuchen konnte der Wein anders portioniert werden, das Gewicht der Umver-
packung entfiel und die Saumtiere ließen sich weitaus schonender beladen, da sich die Schläuche
der Körperform des Tieres anpassten und so die Scheuer stellen weitgehend vermeiden ließen.

Für die Archäologie führt dieses Umfüllen einerseits zu einem erhöhten Anfall von Amphorenscherben
, u.a. am Ostrand der Zartener Siedlung nahe der Badenova-Station (Umspannwerk,
heute mit unterirdischen Leitungen). Andererseits ist dieses Umfüllen für die Archäologie nachteilig
, denn damit verliert die Forschung die Spur des Weines. In den jenseits des Schwarzwalds
versorgten Gebieten finden sich oftmals keine Amphoren. Wo sie noch auftreten, haben sie offenbar
andere Wege genommen - durch das Schweizer Mittelland über die dortigen Flüsse und
Seen zum Hochrhein oder auch neckaraufwärts zum Rand der Schwäbischen Alb.

Von den Kelten selbst wurde mit der - aus dem Mittelmeerraum entlehnten - Töpferscheibe
eine braune bis schwärzliche Feinkeramik hergestellt. Aus ihr bestanden flaschenartige Gefäße,
Schüsseln und sogenannte „Tonnen", jedoch keine Kochtöpfe. Diese Feinware enthielt keine
Magerungskörner (d.h. mineralische Zuschläge wie Quarzkörner, Feldspat, Sand, Glimmer)
und war nicht zum Gebrauch im Feuer geeignet. Sie ist eher als Tafelgeschirr anzusehen; ihre
Oberflächen waren poliert und glänzen teilweise heute noch. Einige Fragmente stammen aus
der Erschließungstraße und aus der Baustelle der Firma FSM (Abb. 4).

In nur geringer Menge scheint im Bereich der Erschließungstraße und auf der Baustelle
der Firma FSM die sogenannte „Grobkeramik", eine grobe Gebrauchs wäre, aufzutreten. Sie
ist mit grobem Quarzsand und auch mit Glimmer (d.h. mit Materialien aus dem Schwarzwald)
gemagert und wurde ebenfalls in der Siedlung produziert. Sie ist meist dunkelgrau bis schwärzlich
bei brauner Oberfläche. Die spätkeltische Grobkeramik ist - vor allem in kleinen, schlecht
erhaltenen Bruchstücken - nicht immer klar von der römischen Grobkeramik späterer Jahrhunderte
abzugrenzen. Das ist mit dem Weiterlaufen älterer Töpfertraditionen in der Römischen
Kaiserzeit und mit der Verwendung derselben Tonlagerstätten und ähnlicher, lokal vorkommender
Zuschläge zu erklären.

Die Römerzeit (1. bis 3. Jahrhundert n. Chr.)

Aus der Römerzeit sind einige Fragmente von Terra sigillata, Glanztonware, feintoniger Keramik
von Krügen und dunkler Grobkeramik vorhanden. Wie die spätkeltische Keramik streuen
sie auf Höhe der Firma FSM und auch weiter westlich. Eine brauntonige Randscherbe, der Kragenrand
einer Schüssel, aus der Baustelle FSM ist sehr groß (Abb. 5). Einzelne Keramikscherben
wurden auch auf den Feldern nördlich und südlich der Erschließungsstraße aufgelesen.

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