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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
135.2016
Seite: 71
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Variationen häufig auch als Hausmarke begegnet,59 sowie nochmals „D" auf dem Zeichenschaft,
der in einem „L" endet (siehe Abb. 1).

Schon die älteste Freiburger Kannengießerordnung aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts60
verpflichtete die Zinngießer, ihr Meisterzeichen, als von alters harkummen ist, auf
ihr Werkstück zu schlagen, uf das man wisse, wellicher maister es gemachet habe, und dazu
eines von drei weiteren Zeichen, an dem man die verwendete Zinnsorte - Feinzinn oder eine
Mischung von Zinn und Blei - mit einem Blick erkennen sollte. In der für Dürckenheimer in
diesen Punkten verbindlichen Kannengießerordnung von 1511 heißt es dazu: Zu dem ersten,
was geschiers sy machent, das vynnzin ist, unvermuscht mit bley, daruff mögent sy den ganntzen
rappenkopff, wie von altar herkomen, darzu ein krönlin mit dem hemerlin darunder unnd jeder
meister sin zeichen darzu schlahen. [...] Item die kannengiesser mugent Nürenberger zyn unnd
muschung machen in dem besten, das ist newn pfundt zyn unnd ein pfundt bley, daruff söllent
sy ouch den gannzen rappenkopff schlahen unnd ir zeichenn darzu stellen, doch söllennt sy das
selb mit dem krönlin nit zeichnen wie das vynzin61. Die annder muschung soll sin vier pfundt
zyns und ein pfundt bleys, daruff söllennt sy schlahen der statt schilt, nämlich das crutz, unnd
ouch yettlicher meister sin zeichen darzu.62 In unserem Fall sollte also das Material der Platte,
da sie mit dem Freiburger Kreuzwappen bezeichnet ist, aus der letztgenannten Mischung im
Verhältnis von 4 Pfund Zinn zu 1 Pfund Blei bestehen.

In der unteren Spitze der Platte sind - nachträglich, auch nicht in einem Zug und teilweise
sehr nachlässig - Ziffern graviert (siehe Abb. 5), die bisher - mit und ohne Fragezeichen - als
Angabe zum Fertigungsjahr des Werkstücks interpretiert worden sind: 1 6 12.63 Nach dem jedoch
, was oben im biografischen Teil an Lebensdaten Ludwig Dürckenheimers (f 1583) mitgeteilt
wurde, erledigt sich diese Mutmaßung von selbst. Erwin Hintze - auch er präsentiert eine
glatte 1612 - scheint allerdings die Ziffern nur auf die Beschriftung der Platte zu beziehen, auf
die er ohne weiteren Kommentar hinweist (siehe Abb. 1). Diese wäre demnach erst einige Zeit
nach der Fertigung eingraviert worden. Wie dem aber auch sei und was immer man von den
Ziffern halten soll: Die Beschriftung ist wohl nicht von demselben Graveur ausgeführt worden
wie der übrige, sehr viel sorgfältiger und feiner ausgeführte Bestand der Dürckenheimer-Platte,
dem zuzuordnen sind: die Kreuzigungsszene mit Maria und Johannes links und der knienden
Maria Magdalena rechts, der „Kannenvase" darunter, „von der beidseitig Blumen bzw. Blattranken
ausgehen", ferner „die umlaufende Wellenranke mit Eicheln, glockenartigen Blumen
und Blättern", schließlich die „Blattzweige" am äußeren Rand und „in den Zwickeln".64 In den
schmalen, frei gebliebenen oder frei gelassenen Raum zwischen Ranke und Blattzweigen wurde
dann mehr oder weniger geschickt die umlaufende Inschrift platziert.

59 Siehe Andreas Ludwig Jacob Michelsen: Die Hausmarke. Eine germanistische Abhandlung, Jena 1853,
T. I mit Abb. 20 und 37, T. II mit Abb. 14 und 16, T. III mit Abb. 33, 37 und 46-49. Carl Gustav Homeyer:
Die Haus- und Hofmarken. Berlin 1870. T. XXIV und öfter.

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StadtAF, Cl Gewerbe und Handel 37. Druck bei Hintze (wie Anm. 2), S. 171.

Abgebildet bei Hintze (wie Anm. 2), S. 182, Nr. 907 beim Eintrag für den Kannengießer Joseph Diebold.

Ufffritag vor Laurenci habent kannengiesser dis Ordnung zehalten gesworen. Actum die ut supra anno
etc. undecimo. StadtAF, Cl Gewerbe und Handel 37. Druck bei Hintze (wie Anm. 2), S. 171f. Die ältere
Ordnung sah als Beschauzeichen vor: einen ganzen Rappenkopf für Feinzinn, einen halben Rappenkopf
für das Nürnberger Zinn und der statt schilt, nämlich das crutz, für die Mischung 4:1.

Bestandskataloge (wie Anm. 1), Bd. 1, S. 240: 1612 (?). Katalog Adelhausen (wie Anm. 1), S. 105, Nr. 36:
1612. Die Zahlen stammen nicht von einer Hand. Auch fällt es schwer, in dem flotten Schnörkel eine „1"
zu sehen.

Bestandskataloge (wie Anm. 1), Bd. 1, S. 240.

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