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Ende des 17. bzw. Anfang des 18. Jahrhunderts waren in Freiburg Mitglieder der Familie
Benitz als Stadtuhrenmacher tätig. Michael Benitz gehörte seit dem 31. Oktober 1728 zur
Schmiedezunft zum Ross. Als Uhrenrichter baute er die Turmuhr am Christoffelstor von
einer Waag- zu einer Pendeluhr um: Im Jahre 1718 hat der alte Stadtuhrmacher Michael
Benitz die Christoffelthoruhr, welche anno 1448 und die jüngste Uhr hier ist, von der sogen-
andt Uhnruehe zu einer Perpendiculuhr gemacht.2® Hieraus geht hervor, dass Freiburg vor
der Mitte des 15. Jahrhunderts bereits Turmuhren besessen hat. Die bekannten Lutereruhren
kamen erst 100 Jahre später auf die Türme der Stadt. Vielleicht wurden aber auch bestehende
Uhren umgebaut.
Nachfolger von Michael Benitz als Turmuhrenrichter wurde Johann Schueler, der aus Tirol
stammte und am 1. August 1717 in Freiburg zünftig geworden war. Schueler hatte 1736 das
Ziffernblatt zur Rathausuhr verfertigt: Der Grund ist von dickem Eisenblech, die Ziffern und
übriges von Kupfer, und im Feuer vergoldet, für welches Blatt er 500fl. erhalten.21 Franz Sales
Filling, Lehrling bei Schueler, später ebenfalls Uhrenrichter, Zunftschreiber und Zunftmeister
der Schmiedezunft zum Ross, gibt weiterhin an: Anno 1729 hat der Stadtuhrmacher Johann
Schueler, mein ehemaliger Lehrer, die Münsteruhr mit der Unruh und Spiral zu einer Perpendiculuhr
gemacht. So findet sich am Gestell der alten Münsteruhr, aufgestellt in der Münsterbauhütte
, eine Punzierung, mit welcher Schueler seine Arbeit an dieser Uhr kundtut: Renov(a-
vit) Ioa(nnes) Schueler Kleinuhrmacher z(u) Fry(burg) A(nno) 1729. Am Montag, 3. Oktober
1729, erhielt Johann Schueler wegen Reparation der großen Uhr in dem Münster nebst bezahlter
Discretion bezahlt 90 fl.22 Eine ähnliche Punzierung wie bei der Uhr des Münsters findet sich
an der früheren Turmuhr des Martinstors, heute im Museum für Stadtgeschichte zu besichtigen.
In den städtischen Rechnungen steht unter den Allgemeinen Ausgaben: Johann Schueler dem
Uhrenmacher wegen Reparation der Uhren auf dem Martins Thor sein ausgelegtes Geld per 54
fl., also insgesammbten bezalt 72 fl.23
Kränckel in Freiburg
Als Schueler am 10. März 1753 gestorben war, musste ein neuer Turmuhrenrichter gesucht werden
. Im Auftrag des Magistrats richtete Schultheiß Johann Steinmitz am 29. November 1753 ein
Schreiben an Baron von Falkenstein, dass dieser über seinen Sohn einen Uhrmacher in jenem
Stättlein nächst Augsburg gelegen, in welchem so viele Uhrenmacher wohnen ausfindig machen
sollte. Wenn ein guter Uhrmacher sich fände, der sich hiehero begeben wollte, und derselbe die
Statt Uhren übernehmete, für welche zu richten er jährlich 100 fl. beziehete, so wäre er für eine
Nachricht dankbar. Außerdem sei genügend Arbeit an großen und kleinen Uhren vorhanden.24
Das Stättlein nächst Augsburg kann nur Friedberg sein, neben Augsburg ein Zentrum der Uhrmacherkunst
. Im Antwortschreiben teilt Baron von Falkenstein mit, dass der Uhrmacher Joseph
Kränckel zwar Lust hätte, nach Freiburg zu kommen, er aber mehreres als Vorgehende an
seinem jährlichen Solaris anbegehrt. Die Stadt glaubte jedoch, es sei genug, dass er zusätzlich
gratis als Bürger aufgenommen werde. Man müsse allerdings wissen, wie viele Kinder derselbe
StadtAF, Cl Bausachen 13 Nr. 6a, Schreiben Franz Sales Fillings vom 20. April 1803.
Ebd.
StadtAF, El A Ib 2, Ausgabebücher Nr. 203.
StadtAF, El A Ia 1, Rechnungen Nr. 197 (1730).
StadtAF, Cl Gewerbe und Handel 39 Nr. 27.
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