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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
135.2016
Seite: 98
(PDF, 38 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2016/0098
Grundriss des Torff und Bahn von Gottenheim

1769, Format 38,7 x 48,5 cm, Generallandesarchiv Karlsruhe50 (Abb. 3)
„Topographischer Gemarkungsplan, Inselkarte als Blatt in Rahmen gezeichnet. Schraffen,

Siglen, Flurnamen, Wege und Gewässer bezeichnet, Namen der Angrenzer [Wassenweiler (Wasenweiler
), Oberschaffhausen, Bezingen (Bötzingen), Neuershausen, Buechheim (Buchheim),
Umkirch, Taxwangen (Dachswangen), Waldershoffen (Waltershofen), Mertingen (Merdingen).]
„Torfhütte" am Nordwestrand der Gemarkung. Titelkartusche oben links (von fliegendem Adler
gehaltene Fahne), ornamentale Windrose oben rechts (von einer Hand gehalten) [...]."

Der Ort Gottenheim ist naturgetreu im Grundriss dargestellt, Wege, Straßen, Flüsse und
Grenzsteine sind sorgfältig eingezeichnet, Wald, Feld und Flur deutlich voneinander abgesetzt.
Flurnamen sind noch heute auf einer modernen Karte nachzulesen. Die Karte ist genordet. Der
Maßstab ist in Wiener Schuh angegeben. Die Legende befindet sich auf einem angeklebten
Doppelblatt, an dessen Ende: Dißer bahn ist außgemeßsen wordten von mir Joseph Kränckhel
Feldmeßser. Bezeugedt Joseph Kränckhel, verpflichte Feldmeßser.

Am Rand der Karte sind die Werkzeuge des Geometers eingezeichnet: ein Messtisch mit
Diopter, eine Messlatte, eine Messkette und zwei Stangen mit Fahnen. Links vom Messtisch das
Auge des Vermessers.51 Das Blatt auf dem Messtisch zeigt verkleinert die Umrisse von Dorf und
Bann Gottenheim. Die Gestaltung der Karte offenbart, dass die vorderösterreichischen Geome-
ter bei der Gestaltung ihrer Pläne größere Freiheiten hatten als die badischen.

Hilfskräfte unterstützten den Geometer bei seiner Arbeit. Ein Mann trug das Meßtischlein
samt Riß und einem Kästlein mit Instrumenten. Zwei Männer ziehen die Meßkette. Ein Mann
(Taglöhner) trägt die Messfahnen und steckt sie aus.52

Die Vermessung mit Hilfe der Geometrie ist auch in Grimmelshausens „Simplicissimus"
von 1668 beschrieben: „Ich nahm oder masse die Länge und Breite deß Wassers [gemeint ist
der Mummelsee im Schwarzwald] vermittelst der Geometriae, weil gar beschwerlich war umb
den See zu gehen / und denselben mit Schritten oder Schuhen zu messen / und brachte seine
Beschaffenheit vermittelst deß verjüngten Maaßstabs in mein Schreibtäfelchen".53

Plan von dem Dorf und dem ganzen Bann Hugstaett

1770, Format 44,5 x 61 cm, Generallandesarchiv Karlsruhe54 (Abb. 4)

„Gemarkungsplan, Grenze mit Grenzsteinen. Höhenunterschiede mit Schraffen. Art der Be-
bauung, Erklärung und Größe in der Titelkartusche. Wald, Matten, Reben, Acker, Gewässer,
Straßen und Wege eingezeichnet. Häuser von Hugstetten mit Kirche im Grundriß mit Gärten,
Ort mit Straßenzügen. Plan gezeichnet auf dreimal eingerolltem Blatt, Legende zweimal eingerolltes
Blatt aufgeklebt mit Punkten. Windrose in einem schwarzen Ornament."

GLA, Gottenheim 1 Bild 1.

Mit Messkette und -latte wurde die Basis eines Dreiecks exakt vermessen. Von den Eckpunkten der Basis
wurde ein Zielpunkt anvisiert, sodass sich ein Dreieck ergab. Das Ergebnis wurde in verkleinertem
Maßstab auf ein Papier auf dem Messtisch übertragen. Die Winkel des Dreiecks wurden gemessen und
hiernach die Länge der Schenkel des Dreiecks berechnet. Ein Netz von Dreiecken ermöglichte die Vermessung
des Landes.

Alfons Schäfer: Erste amtliche Vermessung und Landesaufnahme in der Markgrafschaft im 18. Jh., in:
Beiträge zur geschichtlichen Landeskunde - Geographie, Geschichte, Kartographie, Festgabe für Ruthardt
Oehme (Veröffentlichungen der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg
: Reihe B, Forschungen 46), Stuttgart 1968, S. 141-165, hier S. 154f.

Manfred Koschlig: Der ingeniöse Grimmelshausen, in: ebd., S. 125-140, hier S. 137.

GLA, H Hugstetten 1 Bild 1.

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