Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
135.2016
Seite: 109
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burger Koryphäen (außer Czerny auch der Internist Adolf Kussmaul, der Gynäkologe Alfred
Hegar und der Pathologe Paul Langerhans) während vier Semestern Vorlesungen und Kurse
über Themen der Chirurgie. Angeblich soll ihm sogar eine Professur angetragen worden sein.4
Danach ließ er sich als gesuchter Chirurg und Gynäkologe in Amsterdams bester Lage nieder.
Er erkannte den Bedarf für ein „Burgerziekenhuis", ein Bürgerkrankenhaus für die Kleinbürger
, das zunächst in einem großen Wohnhaus eingerichtet wurde. Berns wurde leitender Arzt,
seine Frau Pflegedirektorin. Er führte hier als Erster in den Niederlanden Magenoperationen
nach der Billroth4sehen Methode durch.

Die Attraktivität seines Krankenhauses war so groß, dass sich bald ein Neubau als erforderlich
erwies, der den modernsten medizinischen Standards gehorchen sollte, architektonisches
Vorbild war für Berns das deutsche Modell der Pavillonbauweise. Ein Jahr nach der Eröffnung
(1889) des Bürgerkrankenhauses beendete Berns aber abrupt seine Berufstätigkeit, da er
sich wegen rheumatischer Gelenkprobleme nicht mehr in der Lage sah, minutiöse Operationen
durchzuführen, und er sich auf eine bloße Verwaltungstätigkeit nicht beschränken wollte.5 Das
Ehepaar Berns verließ Amsterdam und zog nach dem gerade zum Stadtteil erhobenen Günterstal
, das den beiden ohne Zweifel aus den Jahren an der Freiburger Universitätsklinik in guter
Erinnerung war. Im Dezember 1890 ging das Grundstück an der Schauinslandstraße mit einer
Fläche von 33 Ar von Malermeister Rees für 11.034 Mark an Dr. Berns über,6 ab 1892 verzeichnet
ihn das Freiburger Adressbuch als Eigentümer und Bewohner des fertiggestellten Hauses
mit der (damaligen) Nummer 89.

Das „Chalet"

Die Beschreibung des Bernshofs im Freiburger „Architektenbuch" als „Chalet im Tyroler Holzstyl
" ist erklärungsbedürftig; unklar ist übrigens auch, ob diese Charakterisierung überhaupt
vom Bauherrn oder Baumeister stammt - die Bauunterlagen sind im 2. Weltkrieg verbrannt.
Das Wort „Chalet" kommt aus dem Französischen, genauer aus der französischen Schweiz, wo
es die einfache Sennhütte bezeichnete. Kein Geringerer als Jean-Jacques Rousseau gab dem
Begriff eine gewisse Würze, als er dem „Chalet" eine Rolle als potentieller Treffpunkt der Liebenden
zuschrieb. Eugene Emmanuel Viollet-le-Duc, der französische Restaurator (z.B. von
Carcassonne), Architekt und Kunsthistoriker, verwendete erstmals den Begriff „Chalet" für die
traditionelle Blockbaukonstruktion aus Kanthölzern. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts wurden
die Begriffe „Schweizer Holzstil", „Schweizerhaus", „Swiss Cottage" und „Chalet" mehr
oder weniger synonym gebraucht, Architekten wie Gottfried Schinkel (der auf der Berliner
Pfaueninsel ein „Schweizerhäuschen" errichtete), Gottfried Semper, Friedrich Eisenlohr, aber
auch John Ruskin fanden Gefallen an der Holzbauweise, die lange Zeit als minderwertig gegolten
hatte und nun architektonische Wahrheit verkörperte.7 „Aufbauend auf der Tradition der
regional geprägten, reich verzierten Holzhäuser des Berner Oberlands, die noch mit Hobel und
Stecheisen erstellt wurden, entwickelte sich in der Folge aufgrund der großen Nachfrage eine

Biografisch Woordenboek van Nederland, Den Haag 1985, S. 25f.

Eine andere Quelle nennt eine Lungenerkrankung (Tuberkulose?) als Grund für die vorzeitige Beendigung
der Berufstätigkeit. Es sei Dr. Berns nahegelegt worden, etwas „im Freien" zu betreiben, Rudolf
Geiger: Aus der Geschichte von Wiesneck, Buchenbach 1995, S. 9.

Stadtarchiv Freiburg (StadtAF), C3/299/8.

Wolfgang Brönner: Die bürgerliche Villa in Deutschland 1830-1890, Düsseldorf 1987, S. 127.

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