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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
135.2016
Seite: 116
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auch nicht auf den Wald, kommt es an, sondern mehr noch auf die Erhaltung des prächtigen
Wiesenteppichs. Der Kaufvertrag enthält keinerlei Verpflichtung zum Erhalt der Villa oder des
Parks. Berns legte aber vertraglich noch fest, dass der Ertrag der Apfelbäume {Goldreinetten)
ihm noch bis ins nächste Jahr zustehe, schließlich wurde ihm großzügigerweise der jährliche
Apfelertrag für Lebenszeit zugesprochen.18

Berns zog nun mit seiner Frau in das wenige Kilometer entfernte Wiesneck bei Buchenbach,
dort hatte er ein weitflächiges Gelände erworben und bereits ein Haus errichten lassen. Wer in
Wiesneck danach sucht, wird durch die mächtigen Mammutbäume am Weg zur Friedrich-Hu-
semann-Klinik auf die richtige Spur geführt: Auf dem Klinikgelände finden sich weitere, an
den Bernspark erinnernde Exoten. Das Wohnhaus, „Herrenhaus" später „Zedernhaus" genannt
(jetzt mit Stilelementen des Schwarz waldhause s versehen!), kann es hingegen nach zahlreichen
Um- und Anbauten an Ansehnlichkeit nicht mit dem Bernshof aufnehmen (Abb. 9).

Bereits ein Jahr später manifestierte sich bei Berns eine unheilbare Krankheit, die das Paar
zur Rückkehr in die Niederlande zwang. Berns starb am 22. November 1911 in Utrecht. Der
Nachruf im „Utrechts Nieuwsblad" erwähnt neben den medizinischen und kommunalen Verdiensten
auch sein Interesse für Italien und die italienische Kunst und vergisst nicht als eine
seiner vielen Liebhabereien die „Aufzucht von Coniferen".19

Bevor Berns Wiesneck verließ, hatte er noch ca. 800 Koniferen-Jungpflanzen aus Günterstal
herschaffen lassen, die aber dem Käufer des Anwesens, dem „Technikfreak" und AEG-Ingeni-
eur Heinrich Schöndube durchaus nicht willkommen waren. Er bot sie ebenfalls der Freiburger
Stadtgärtnerei an, war aber nicht mit dem gebotenen Preis einverstanden und zog es nun doch
vor, die Pflanzen „zur Dekoration der Parkanlagen zu benutzen". 1928 kaufte der Psychiater
Dr. Husemann das Hofgut, aus dem schließlich das Sanatorium Wiesneck wurde, die heutige
Friedrich-Husemann-Klinik.20

Der Bernshof ab 1911

Anfang der 1920er-Jahre erhielt die Stadt Freiburg mehrere Kaufanträge für den Bernshof, so
auch von dem damaligen Pächter, dem Ingenieur August Kern. Der wies einerseits auf die von
ihm schon geleisteten Investitionen zur Modernisierung der Villa hin (so habe er zum Beispiel
elektrische Lichtleitungen legen lassen), andererseits bemängelte er, der Holzbau mit nur 1 großen
Wohnzimmer im Erdgeschoss [das er bewohnte] und Mädchen- sowie Knechtkammern im
Hinterhaus genüge modernen Ansprüchen nicht mehr; es fehle eine Zentralheizung, ein richtiges
Bad und mehr, das Schindeldach werde bald erneuert werden müssen, das Hinterhaus sei
sehr feucht, öfters sammle sich Bergwasser in den Kellern, auch sei keine Kanalisation vorhanden
.21 Und der Obstgarten liege doch zum größten Teil stark im Schatten, wodurch die Bäume
stark vermoost sind. Eine rentable Bewirtschaftung dieses kleinen Anwesens ist ja gänzlich ausgeschlossen
, und Kapitalisten dürften sonnigere Plätze mit modernen Bauten vorziehen.22Diese
Argumentation, ergänzt durch den Hinweis auf die Verdienste Kerns um die Elektrizitätsversorgung
Freiburgs, verfing bei der Stadt jedoch nicht, Kern musste Pächter bleiben, bereicherte
aber später den Baubestand durch eine Kegelbahn.

StadtAF, C3/299/08.

Utrechts Nieuwsblad, 24.11.1911, S. 5.

Geiger (wie Anm. 5), S. 19.

Es sollte 1933 werden, bis der Bernshof an die Kanalisation angeschlossen wurde!
StadtAF, C3/299/8.

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