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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
135.2016
Seite: 130
(PDF, 38 MB)
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der of B nai B'rith" gegründet hatten.8 Erst 40 Jahre später, als der moderne Antisemitismus in
den 1880er-Jahren erstarkte und auch vor den Freimaurerlogen nicht Halt machte, fand der Orden
seinen Weg ins Deutsche Kaiserreich. Die erste Loge, die Deutsche Reichsloge, bildete sich
1882 in Berlin. Ihre Gründer waren vorher Mitglieder in anderen Logenorganisationen gewesen,
die sich nach einer vermehrten Konfrontation mit dem Antisemitismus und der Eliminierung
aus dem allgemeinen Vereinswesen zur Gründung eines Ordens entschlossen, der nur Juden
offen sein sollte und durch eine Stärkung der jüdischen Identität den Gruppenzusammenhalt
unter ihnen stärken sollte.9

Der U.O.B.B. unterschied sich in vielerlei Hinsicht von anderen Vereinen: Er hatte hohe
Anforderungen bei der Auswahl seiner Mitglieder, verfügte über eine eigene Gerichtsbarkeit
und Gesetze und wies eine strenge Hierarchie und Organisation auf.10 In den ersten Jahren
stellte die Konstitutionelle Großloge in New York die oberste Behörde dar, die sich aus den
Repräsentanten aller Großlogen zusammensetzte und nur alle fünf Jahre tagte; in der Zwischenzeit
waren die Beamten eines sogenannten „Exekutivkomitees" für die Geschäftsführung
des Ordens zuständig. Formell war der deutsche Distrikt somit dem amerikanischen unterstellt.
Allerdings wurde bereits kurz nach der Gründung der dritten Loge in Deutschland deutlich,
dass die Distanz zwischen Berlin und New York für eine interne Logenabsprache zu groß war,
weshalb 1885 eine deutsche Großloge gegründet wurde und sich die deutschen Logen zu einem
selb st ständigen Distrikt entwickelten.

Die hierarchische Organisation des Ordens zeigte sich auch am Aufbau des Deutschen Distrikts
. Die Führung oblag der Großloge, die einmal jährlich tagte und ein Generalkomitee bildete
. Sie war verantwortlich für die Gesetzgebung und die Wahrung der allgemeinen Interessen
sowie für die Aufsicht über die Logen.

Die einzelnen Logen wurden vom jeweiligen Präsidenten und Finanzsekretär nach außen
vertreten, die zusammen den Vorstand einer Loge bildeten. Ein Beamtenrat aus acht Mitgliedern
(Präsident, Vizepräsident, protokollierender Sekretär, Finanzsekretär, Schatzmeister,
Marschall, Wächter und Mentor) war für die Geschäftsführung zuständig; er wurde von den
Logenmitgliedern auf ein Jahr gewählt. Eine Ablehnung der Wahl ohne plausible Gründe war
nicht möglich, d.h. die Wahl in ein entsprechendes Amt hatte für das Logenmitglied einen verpflichtenden
Charakter. In der Breisgau Loge wurden die Ämter des Präsidenten und auch des
Beamtenrates häufig von führenden Freiburger Persönlichkeiten übernommen (Abb. 2). Bereits
der erste Freiburger Rabbiner Adolf Lewin hatte als Mentor ein wichtiges Amt in der Loge inne
und auch sein Nachfolger Julius Zimels, der 23 Jahre Rabbiner in Freiburg war, war nicht nur im
Beamtenrat vertreten, sondern übernahm später auch zweimal das Amt des Präsidenten.

Der Orden verstand sich als ein reiner Männerbund, der es sich zum Ziel gesetzt hatte,
ausschließlich das Wesen des jüdischen Mannes zu „veredeln".11 Zur Zeit der Gründung waren
Frauen ausgeschlossen. Das änderte sich erst nach der Jahrhundertwende, als Mitglieder des
Ordens zu der Überzeugung gelangten, dass Frauen innerhalb der Loge das Engagement ihrer
Ehemänner für das Logenleben fördern könnten.12 Die Möglichkeit, Frauen an der Logenarbeit

Cornelia Wilhelm: Community in Modernity - Finding Jewish solidarity within the Independent Order
of B nai B rith, in: Jahrbuch des Simon-Dubnow-Institut, Bd. 1, hg. von Dan Diner, München/Stuttgart
2002, S. 297-320, hier S. 301.

Reinke (wie Anm. 3), S. 320-322.

Claudia Prestel: Weibliche Rollenzuweisung in jüdischen Organisationen. Das Beispiel des Bnei Briss,
in: Bulletin des Leo-Baeck-Instituts 85 (1990), S. 51-80, hier S. 51.

Ebd., S. 52.

Ebd., S. 53ff.

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