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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
135.2016
Seite: 135
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besonders in Zeiten der wirtschaftlichen Not in der Weimarer Republik für manche Mitglieder
eine hohe Belastung darstellte. 1921 legte man den Jahresbeitrag auf 80 Mark und das Eintrittsgeld
auf 100 Mark fest. Diesem Betrag wurde von der Großloge zugestimmt, die jedoch zu bedenken
gab, ob die Höhe des Beitrages mit Rücksicht auf die gegenwärtigen Erfordernisse nicht zu gering
bemessen wäre.21 Durch zunehmende Inflation wies im Oktober 1921 die Mark nur noch ein Hundertstel
ihres Wertes vom August 1914 auf, im Oktober 1922 nur mehr ein Tausendstel.22

Akkulturationsbestrebungen der Loge

Der Orden B'nai B'rith vertrat - wie bereits ausgeführt - eine säkulare Auffassung der jüdischen
Religion und ermöglichte seinen Mitgliedern dadurch eine Akkulturation an die deutsche
Gesellschaft. Im traditionellen Judentum war die Religionszugehörigkeit eng mit der Nationszugehörigkeit
verknüpft; dies änderte sich mit der Emanzipation, in deren Folge das Judentum
als reine Konfession angesehen wurde. Viele der deutschen Juden waren nach der rechtlichen
Gleichstellung bereit, spezifisch jüdische Elemente aufzugeben, sodass die Religion zum einzigen
Unterscheidungsmerkmal zwischen Christen und Juden wurde.23 In zahlreichen Texten des
U.O.B.B. wurde der Begriff „Stamm" als Synonym für den jüdischen Glauben verwendet und
damit die Vorstellung einer gemeinsamen Abstammung und Herkunft betont. Die Verwendung
des Begriffes „Stamm" oder „Stammesgemeinschaft" war Teil eines innerjüdischen Diskurses,
der in den 1870er-Jahren seinen Anfang fand, als insbesondere bei Akademikern und Studenten
ein Wandel im jüdischen Selbstverständnis einsetzte. Ihrer Überzeugung nach sei die Religion
als einziges Element nicht ausreichend, um ihr Verständnis von Judentum zu beschreiben,
sondern müsse um die Vorstellung einer gemeinsamen Abstammung und Herkunft erweitert
werden.24 Diese Auffassung wurde auch in der Breisgau Loge vertreten. Adolf Lewin beklagte
als Mentor in einer Sitzung der Loge im Mai 1902, dass in einem Schreiben der Großloge vom
24. September (1901?) der Begriff „Volksgenosse" verwendet worden sei. Dieser sei jedoch irreführend
, weil derselbe den Anschein erwecken könnte, als stehe die Großloge auf dem Standpunkte
, die Israeliten bilden immer noch eine Volksgenossenschaft. Er bittet den w. [würdigen]
Präsidenten bei der Großloge dahin zu wirken, daß derartige einseitige Ausdrücke fürderhin
vermieden werden.25 Die Ordensmitglieder verstanden das deutsche Judentum vielmehr als einen
Stamm, der ähnlich wie der der Bayern oder Sachsen fest im deutschen Vaterland verwurzelt
war; die Mitglieder sollten daher auch nach den „reinsten Grundsätzen des Patriotismus"26
erzogen werden. Jubiläen des Kaisers oder auch Logenfeierlichkeiten boten immer wieder Gelegenheit
, die patriotische Grundhaltung des Ordens unter Beweis zu stellen.27

21

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26
27

StadtAF, M 69.5/5 [2] 379.

Laut Wikipedia-Seite „Deutsche Inflation von 1914 bis 1923".

Michael Brenner: Religion, Nation oder Stamm: Zum Wandel der Selbstdefinition unter deutschen Juden
, in: Nation und Religion in der deutschen Geschichte, hg. von Heinz-Gerhard Haupt/Dieter Langewiese
, Frankfurt 2001, S. 587-601, hier S. 587.

Daniel Wildmann: Der Körper im Körper. Jüdische Turner und jüdische Turnvereine im Deutschen Kaiserreich
1898-1914, in: Jüdische Identität und Nation. Fallbeispiele aus Mitteleuropa, hg. von Peter Haber
/Erik Petry/Daniel Wildmann, Köln 2006, S. 50-85, hier S. 52.

StadtAF, M 69.5/5 [1] 494.

Goldschmidt (wie Anm. 13), S. 11.

Andreas Reinke: Between solidarity and national allegiance - B'nai B'rith in Germany, in: Jahrbuch des
Simon-Dubnow-Instituts (wie Anm. 8), S. 321-342, hier S. 329.

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