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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
135.2016
Seite: 140
(PDF, 38 MB)
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kens im Judentum und fasste den Entschluss, den Wiederaufbau Palästinas in diesem Sinne als
ein großes allgemein jüdisches Hilfswerk [zu] erklären, an dem die deutschen Logen sich ohne
Beeinträchtigung ihrer durch den Wiederaufbau des deutschen Vaterlandes und die Sorge um
das notleidende deutsche Judentum [...] und die jüdischen Flüchtlinge [...] beteiligen sollen.49

Dieser Beschluss hatte auch für die lokale Zusammenarbeit der jüdischen Organisationen
Folgen. In Freiburg wurde die neue Situation in Palästina durch die zionistische Ortsgruppe
diskutiert, die zu dem Vortrag von Fritz Löwenstein über „Palästina dem Jüdischen Volke"
im Mai 1920 auch die Breisgau Loge eingeladen hatte. Auch wenn eine Antwort der Breisgau
Loge leider nicht erhalten ist, so deutete sich eine veränderte Haltung gegenüber dem Zionismus
an. Konrad Goldmann, Gründer der „Draht und Kabelwerke" in Freiburg und Logenmitglied,
war nicht nur Anhänger der zionistischen Ortsgruppe, sondern auch Anhänger der Idee einer
nationalen jüdischen Wiedergeburt,50 die er durch die Wiederbe Siedlung Palästinas erreichen
wollte. Um für diese Besiedlung Palästinas vorbereitet zu sein, gründete er ein landwirtschaftliches
Ausbildungsgut, den Markenhof in Burg bei Kirchzarten in der unmittelbaren Nähe von
Freiburg (Abb. 7). Dort wurden von 1919 bis 1925 in erster Linie Lehrlinge aus bürgerlichem
jüdischem Elternhaus, die entweder über Abitur verfügten oder Jungakademiker waren, in der
Landwirtschaft unterrichtet. Die Auszubildenden kamen hierbei nicht nur aus dem süddeutschen
Raum, sondern auch aus anderen Teilen Deutschlands sowie Osteuropa. Als Vorbereitung
für die Besiedlung Palästinas lernten sie die Arbeit mit Tieren und auf dem Feld, betrieben
Obstanbau und kultivierten Wein; der Markenhof kann als Pionierprojekt angesehen werden,
da der Landesverband zur Koordinierung der Auswanderer „Hechaluz" erst 1922 in Berlin gegründet
wurde.51

1921 wurde auf dem Süddeutschen Logentag in Mannheim unter Punkt 2 der Tagesordnung
auch die Palästinafrage erörtert. Wie aus einem Schreiben von Konrad Goldmann an die
Breisgau Loge hervorgeht, erklärte sich Goldmann dazu bereit, auf dieser Tagung konkrete
Vorschläge für die Beteiligung am Aufbau Palästinas zu machen.52 Das Protokoll dieser Sitzung
ist nicht erhalten, sodass die Ergebnisse seiner Ausführungen nicht überprüft werden können.
Dennoch stellt allein die Tatsache, dass auf einer Tagung des südwestdeutschen Distrikts offen
über die Ansiedlung in Palästina und ihre Vorbereitung durch eine landwirtschaftliche Ausbildung
diskutiert wurde, einen bemerkenswerten Wandel dar. War der Orden im Kaiserreich noch
bestrebt, möglichst keine Diskussionen über den Zionismus zuzulassen, so lässt sich 1921 eine
deutlich offenere Haltung gegenüber dem Thema feststellen.

Soziales Engagement und Förderung der jüdischen Kultur

In seinen beiden wichtigsten Tätigkeitsbereichen, der Wohlfahrt und der Förderung der jüdischen
Kultur, lässt sich nachvollziehen, wie wichtig die Rolle des Judentums für den Orden war
und wie stark sich die Bedeutung der Religion besonders nach dem Ersten Weltkrieg intensivierte
. In beiden Bereichen lässt sich ein Wandel konstatieren: Lag in der Fürsorge der Fokus der

Ludwig Blau: Palästina-Aufbau, in: Mitteilungen der Großloge für Deutschland VIII U.O.B.B. 5/6
(1921), S. 37.

Rüben Frankenstein: Hachschara im Markenhof bei Freiburg, in: Alemannisches Judentum. Spuren einer
verlorenen Kultur, hg. von Manfred Bosch, Eggingen 2004, S. 123-135, hier S. 124.

Clausing (wie Anm. 1), S. 59.

StadtAF, M 69.5/5 [1] 566.

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