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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
135.2016
Seite: 143
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Geldentwertung bedroht, weshalb es die Pflicht der deutschen Logen sei, einen großen Kulturfonds
zu schaffen, um die notleidenden jüdischen wissenschaftlichen Institute zu fördern.61 Gegründet
wurde der Fonds auf der Generalkomitee-Sitzung desselben Jahres. Auch die Breisgau
Loge ließ dem Fonds Geld zukommen. So wurde anlässlich des Besuches des Großlogenpräsi-
denten Berthold Timendorfer in Freiburg von den neu in die Loge eingeführten Brüdern 60.000
Mark gespendet, von den übrigen Brüdern 40.000.62

Neben die Förderung der jüdischen Kultur trat die Wohltätigkeit als wichtigste Aufgabe des
Ordens. Unmittelbar nach Gründung der Breisgau Loge halfen die Mitglieder z.B. der jüdischen
Buchdruckerei des Heinrich Epstein in Freiburg, indem sie dem Inhaber ein zinsloses Darlehen
über 4.000 Mark gewährten.63 Aus den Jahresberichten der Loge geht auch hervor, dass sie in
der Frühphase ihres Bestehens mehreren Bedürftigen finanziell „unter die Arme griff". Aufgezählt
werden ein nicht näher genannter Freiburger Geschäftsmann im Jahr 1902 und mehrere
Familien.64 Besonderes Interesse zeigte die Loge auch an den Hilfstätigkeiten des Ordens in
Galizien und Rumänien, da es keine wichtigere Angelegenheit für die Gesamtjudenheit giebt
[sie!].65 Eine der Maßnahmen stellte die Adoption russisch-jüdischer Kinder dar, die auch nach
Freiburg vermittelt wurden.66

Zusätzlich beschäftigte sich die Loge anfangs mit Massnahmen gegen den Wanderbettel,
mit der Zusammenfassung jüdischer Angestellter und Arbeiter in einer Art Toynbee-Halle61, mit
der Stellenvermittlung und mit dem Organisieren einer jüdischen Krankenschwester für Freiburg
und die umliegenden Landgemeinden.68

In der Weimarer Republik lässt sich ein Wandel in der Wohltätigkeit feststellen, da zunehmend
die Förderung der eigenen Mitglieder angestrebt wurde und die Wohlfahrt für die
deutschen Juden zentralisiert wurde. Ein erster Schritt dazu geschah 1917 mit der Gründung
der Zentralen Wohlfahrtsstelle der deutschen Juden, an der der Orden maßgeblich beteiligt war.
Diese wurde als die Weiterentwicklung und Ausgestaltung der Grundsätze des Ordens und als
ein bedeutsames Mittel für die Stärkung und Einigkeit des deutschen Judentums angesehen.69
Auch die Breisgau Loge, die unter dem Dach der jüdischen Gemeinde die Hilfstätigkeiten der
verschiedenen jüdischen Vereine koordinierte, setzte diese Vorgaben um.70 Die Unterstützung
der Mitglieder wurde intensiviert, z.B. gründete man Darlehenskassen und Bruderfonds, die
Mitglieder in finanziellen Schwierigkeiten helfen sollten.

In einem Schreiben an die Großloge teilte die Freiburger Loge 1919 mit, dass sie derzeit über
drei Stiftungen verfüge: den Ludwig Weil-Fonds, Gustav Hirschberg-Fonds und Leo Stern-

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Leo Baeck: Aufruf!, in: Mitteilungen der Großloge für Deutschland VIII U.O.B.B. 11 (1921), S. 87.
StadtAF, M 69.5/5 [1] 138 und 189.

Aus den Logen des VIII. Distrikts, Breisgau Loge, in: Bericht der Grossloge für Deutschland U.O.B.B. 2
(1901), S. 21f., hier S. 21.

StadtAF, M 69.5/5 [1] 651 und 655.

Aus dem Bureau der Grossloge, in: Bericht der Grossloge für Deutschland VIII U.O.B.B. 5 (1900), S. 49f.,
hier S. 49.

StadtAF, M 69.5/5 [1] 244.

Es handelte sich hierbei um ein Nachbarschafts- und Bildungszentrum, das meist im Wohngebiet von
Unterschichten angesiedelt war.

StadtAF, M 69.5/5 [2] 1345.

Alfred Goldschmidt: Bericht über die 130. Generalkomitee-Sitzung, in: Bericht der Grossloge für
Deutschland VIII U.O.B.B. 9 (1917), S. 129-133, hier S. 131f.

Aus den Logen des VIII. Distrikts, Breisgau Loge, in: Mitteilungen der Großloge für Deutschland VIII
U.O.B.B. 9/10 (1923), S.88f.

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