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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
135.2016
Seite: 150
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er, habe bei den entscheidenden Herren der Kultusverwaltung einen nicht mehr ausräumbaren
Zweifel an seiner äußeren Lehrbefähigung entstehen lassen. Es war nun der von ihm als intimer
Kenner der Hochschulpolitik vertraulich um eine Stellungnahme gebetene Below, der dem
deprimierten Privatdozenten neuen Mut zusprach und somit den entscheidenden Anstoß zum
Weitermachen gab.12 Meineckes Eingeständnis der eigenen Schwäche muss Below, der selbst
mit einer schweren Körperbehinderung13 belastet war und als Sohn eines Generals früh hatte
lernen müssen, „Haltung" zu bewahren, beeindruckt und für ihn eingenommen haben.14 Fortan
wurde Meinecke von Below mit fast väterlichem Wohlwollen bedacht.

Mit seinem Werben für Meinecke rief Below allerdings den heftigen Widerspruch des bisherigen
Lehrstuhlinhabers wach. Meinecke, so beklagte sich Alfred Dove bei einem früheren
Freiburger Kollegen, sei konfessionell wie weltanschaulich ganz in der borussischen Tradition,
die schon durch Below vertreten ist und für Freiburg wenig passt.15 Nachdem sich aber die Fakultät
mit hauchdünner Mehrheit für Meinecke entschieden hatte,16 kam es in den Folgejahren
zu einer charakteristischen Umkehr der Sympathien: Während Meinecke mit Dove17 nach Anfangsschwierigkeiten
immer besser harmonierte, wurde das Verhältnis zu Below von gegenseitigem
Respekt, aber auch von einer mit den Jahren zunehmenden Einsicht in das grundsätzlich
Trennende bestimmt.18

Am 19. März 1906 bezog Meinecke zusammen mit seiner Frau Antonie und seinen zu dieser
Zeit noch drei Töchtern19 ein kleines, putzig wirkendes Eckhaus an der Einmündung der Rosenau
in die Längenhardstraße im Stadtteil Herdern (Abb. 2). Kollege Below residierte nur wenige
Schritte entfernt in der Tivolistraße. Als passionierter Bergsteiger freute sich Meinecke, so unmittelbar
am Fuße des Schwarzwalds zu wohnen. Von einem ersten Erkundungsgang mit seiner
Frau auf den nahen Hirzberg berichtete er begeistert einem befreundeten Straßburger Kollegen:
In 20 Minuten auf einem Berge zu stehen und die ganze Feldbergkette im Schnee zu sehen, war
heute doch überwältigend für uns.20 Zahlreiche Wandertage sollten noch folgen, sodass er 1921
sehnsuchtsvoll von der unvergleichlichen Berg- und Waldeinsamkeit des Schwarzwalds schwärmen
konnte, in der man im Gegensatz zum hektischen und zersplitternden Berliner Großstadt-

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Meinecke an Georg von Below, 23. September 1899, in: Meinecke (wie Anm. 1), S. 17f.
Infolge einer Kinderlähmung hatte sich der linke Arm versteift.

Vgl. zu ihm grundlegend Hans Cymorek: Georg von Below und die deutsche Geschichtswissenschaft um
1900, Stuttgart 1998.

Alfred Dove an Ulrich Stutz, 24. Dezember 1905, in: Die Welt des Alfred Dove 1844-1916, hg. von Peter
und Verena Stadler-Labhart, Bern 2008, S. 186f.

Meinecke und sein Konkurrent Richard Fester wurden von der Fakultät pari loco vorgeschlagen, wobei
man aber auf Vorschlag des Romanisten Gottfried Baist die alphabetische Reihenfolge umkehrte und
Meinecke zuerst nannte. Diese Winzigkeit war schließlich entscheidend. Vgl. ebd. und Heinrich Rickert
an den Dekan der Philosophischen Fakultät, 4. Dezember 1905, in: Universitätsarchiv Freiburg (UAF),
Akten der Philosoph. Fak., Berufungen 1905-1914.

Zu ihm jetzt die in Anm. 15 genannte Publikation sowie Friedrich Meinecke: Alfred Dove. Nachruf
(Erstdruck 1916) und Ders.: Alfred Dove und der klassische Liberalismus im neuen Reiche (Erstdruck
1925), beide jetzt in: Ders.: Zur Geschichte der Geschichtsschreibung, hg. von Eberhard Kessel (Werke
7), München 1968, S. 356-412.

Vgl. nur Minnie von Below: Georg von Below. Ein Lebensbild, Stuttgart 1930, S. 108f.: Aber er [Below]
hat in den Jahren nach 1914 oft gegen mich seine Trauer darüber geäußert, dass der von ihm wahrhaft
geliebte Freund sich in Weltanschauungs- und damit politischen Ansichten so weit von ihm entfernte.

Ein viertes Mädchen namens Agathe wurde am 19. Juli 1907 geboren und war der Grund, dass die Familie
am 25. März 1909 in ein größeres Haus in die nahegelegene Karlstr. 59 (Abb. 3) umzog.

Meinecke an Harry Bresslau, 25. März 1906, in: Meinecke (wie Anm. 11), S. 147.

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