Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
135.2016
Seite: 158
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terliche Geschichte, Fritz Vigener, sämtliche Korrekturarbeiten und ab Januar 1910 zusätzlich
die besonders zeitaufwendige Betreuung des umfangreichen Besprechungsteils.47 Für eine reibungslose
Nachwuchsförderung war aber auch ein harmonisches Zusammenwirken im nächsten
Kollegenkreis dringend erforderlich. Anders als in Straßburg, wo Meinecke zu seinem der
Fakultät aus kulturpolitischen Gründen aufgezwungenen und daher als „Paria" gemiedenen
Kollegen Martin Spahn48 in scharfer Konkurrenz gestanden hatte, verfügte er nun in Freiburg
in der Person von Below über einen ebenso wohlwollenden wie respektierten Kollegen, der auch
bereit war, in allen Prüfungsverfahren die nicht unbedingt attraktive Rolle des Zweitgutachters
zu übernehmen. Die meisten Meinecke-Schüler besuchten daher auch die von Below vorzugsweise
angebotenen Vorlesungen zur deutschen Wirtschafts- und Verfassungsgeschichte. Zwar
wurde für Dissertationen erst 1913 ein amtlicher Druckzwang erlassen, doch auch schon früher
waren verantwortungsbewusste Doktorväter bestrebt, für die Arbeiten ihrer Schüler eine angemessene
Publikationsmöglichkeit zu besorgen. Es ist für Meineckes organisatorisches Geschick
bezeichnend, dass er sich sofort nach seinem Wechsel nach Freiburg mit Below und Finke auf
die Herausgabe einer diesem Zweck dienenden neuen Schriftenreihe verständigte. Die Freiburger
Professoren setzten sich mit dem jungen Historiker Walther Rothschild (Berlin) in Verbindung
, der ab 1907 in seinem gerade gegründeten Verlag für Geschichte, Rechts- und Staatswissenschaften
die „Abhandlungen zur mittleren und neueren Geschichte" herausgab.49 In diesen
„Abhandlungen" erschien in den Folgejahren das Gros der von Meinecke betreuten Freiburger
Dissertationen. Nur bei sehr wenigen, den Durchschnitt weit überragenden Arbeiten, die zudem
von allgemeinem Interesse sein mussten, vermittelte er eine Publikation in der von ihm selbst
seit 1896 herausgegebenen „Historischen Bibliothek" des Oldenbourg-Verlags.50

Das Jahrzehnt vor dem Ersten Weltkrieg bedeutete für die Freiburger Universität eine Blütezeit
mit rasch steigenden Studentenzahlen. Mit durchschnittlich 73 Hörern pro Vorlesung lag
Meinecke in seinen ersten fünf Semestern noch deutlich hinter Below (108 Hörer) zurück.51
Sicher auch bedingt durch den großen Erfolg von „Weltbürgertum und Nationalstaat" kehrten
sich ab dem Sommersemester 1909 die Verhältnisse dauerhaft um. Von nun an konnte Meinecke
durchschnittlich fast 140 Hörer begrüßen, während Below bei 103 Hörern stagnierte. Bei seinem
Abschied im Sommersemester 1914 verzeichnete Meinecke mit 182 Hörern sogar eine für
die Freiburger Geschichtswissenschaft neue Höchstmarke.52 Auch seine Seminare waren offenbar
gut besucht - bereits im November 1909 beklagte er sich über den Zustrom von 60 Studenten
in einer der zwei von ihm angebotenen Übungen.53 In seinen acht Freiburger Jahren führte
Meinecke 32 Studenten zur Promotion, darunter sieben Frauen. Allerdings war er in zwei Fällen
nur formaljuristisch der Doktorvater - sein nicht prüfungsberechtigter Freiburger Kollege Wolf-

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Vgl. Ritter (wie Anm. 11), S. 34f.

Zum „Fall Spahn" existiert eine weitgestreute Literatur. Vgl. vor allem Christoph Weber: Der ,Fall Spahn'
1901. Ein Beitrag zur Wissenschafts- und Kulturdiskussion im ausgehenden 19. Jahrhundert, Rom 1980.

Uber ihn orientiert: Kurt Gutzmann: Walther Rothschild (1879-1967), in: Lexikon des gesamten Buchwesens
, Bd. 6, Stuttgart 21995, S. 385. Vor seiner Emigration in die USA lebte Rothschild, der 1933 ein
Berufsverbot erhalten hatte, für kurze Zeit in Freiburg.

Meinecke (wie Anm. 11), S. 620-624: Liste der von Friedrich Meinecke betreuten Promotionen und Habilitationen
in Freiburg (1906-1914).

Mit Finke fällt ein Vergleich schwer, da dieser in der Regel mindestens zwei, oft jedoch auch drei Vorlesungen
pro Semester anbot. Besonders beliebt war die von ihm angebotene Vorlesung zur Geschichte
Badens.

Alle Angaben zu den Hörerzahlen finden sich in: UAF, Quästurakten, B 17, Bd. 40-56.
Meinecke (wie Anm. 11), S. 160.

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