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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
135.2016
Seite: 168
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dann war sich Meinecke auch nicht zu schade, mit den Eltern seiner Studenten Kontakt aufzunehmen
.108 Weit mehr als dies heute üblich ist, war Meinecke auch außerhalb der Universität für
seine Studenten greifbar. Dabei zeigte sich seine „ganz ungewöhnliche Gabe für die Freundschaft
".109 Im und nach dem Semester folgten Einladungen aller Seminarteilnehmer zur Bowle
in seinem Haus.110 Musikbegeisterte Schüler wie Johann F. Hoff und dessen Freundin Herma
Becker begrüßte Meinecke zu Hauskonzerten111 Zu Beginn der Sommerferien organisierte der
begeisterte Bergsteiger ausgedehnte Wanderausflüge seines Seminars. Der Haldenhof auf dem
Schauinsland und der „Goldene Rabe" über Furtwangen - beide heute noch existent - waren
Lieblingsziele von ihm.112 Im Juli 1912 durchwanderte er zusammen mit seinen Studenten das
wildromantische Obere Donautal von Beuron nach Sigmaringen.113 Die Begegnung mit Land
und Leuten des katholischen Südwestens wirkte auf die ganz überwiegend aus dem wohlhabenden
Bürgertum der aufstrebenden Großstädte des Nordens stammenden Meinecke-Schüler
wie die Entdeckung einer fremden Welt. In Freiburg war (fast) alles anders: Die Stadt und ihre
österreichische Vergangenheit, die im katholischen Glauben tief verwurzelte Bevölkerung, das
Land mit den Rebhängen und Schwarz waldbergen am Horizont, das milde Klima, die liberale
Landes (-Politik). Solche Andersartigkeit machte empfänglich für die Schönheit des Ortes:
Das Land wie [ein Gemälde von] Thoma — voll Sonne und Glockenklang, so fasste der Hörer
Meineckes und spätere Potsdamer Reichsarchivrat Hans Thimme (1889-1945) seine Eindrücke
von einem Ausflug zum Kaiser stuhl zusammen.114 Wer an den unterkühlten Charme norddeutsch
-protestantischer Umgangsformen gewohnt war, zeigte sich entzückt über die unverfälschte
Liebenswürdigkeit der einheimischen Bevölkerung.115 Der Wechsel nach Freiburg, in
die schönste Stadt des Südens,116 kam insofern auch einem Akt der Befreiung gleich: Denn ein
Stück weit losgelöst von den alten Bindungen gewann man in der neuen Heimat eine köstliche
Freiheit gegenüber Menschen und Dingen [...].117

Bei den vielen Aktivitäten, die Meinecke auch abseits der Hörsäle mit seinen Studenten
durchführte, wurde er tatkräftig durch seine für ihre menschliche Wärme hochgeschätzte Frau
unterstützt.118 Als „Ehrengast" schmückte Antonie Meinecke studentische Fastnachtssitzungen119
und besuchte die von Studentinnen ihres Mannes in staunenswerter Eigeninitiative zuerst
angemietete, dann in den Jahren 1912/13 am Silberberg bei Hinterzarten nur mit Spendengel-

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108 Vgl. nur Meinecke an Martin Kaehler sen., 26. November 1908, und an Johann F. Hoff sen., 24. Dezember
1909, beide in: Meinecke (wie Anm. 11), S. 157f. und 161.

So treffend Ritter (wie Anm. 89), S. 28.

Kaehler an seinen Vater, 8. August 1907, in: Kaehler (wie Anm. 42), S. 104.

Meinecke an Johann Friedrich Hoff jun., 22. Mai 1909, in: Meinecke (wie Anm. 11), S. 158.

Fremdenbücher des Haldenhofes aus den Jahren 1906 bis 1914. Den „Goldenen Raben" hatte er im August
1904 auf einer mehrtägigen Schwarzwaldwanderung zusammen mit seinem Straßburger Kollegen und
Freund Harry Bresslau erstmals kennen gelernt und zeigte sich begeistert über dessen Lage in schönster
Waldeinsamkeit. Vgl. Lebensstationen, in: Meinecke (wie Anm. 11), S. 59.

Meinecke (wie Anm. 4), S. 212.

BA Koblenz, NL Hans Thimme, Tagebücher, Bd. 1, S. 10.
Herzfeld (wie Anm. 37), S. 87.

BA Koblenz, NL Hans Thimme, Tagebücher, 1922 verfasster Uberblick zur Zeit bis Anfang 1915, S. 5.
Erdmann (wie Anm. 59), S. 14.

Darauf weist mit Recht besonders hin: Ritter (wie Anm. 89), S. 14.
Vgl. Kaehler an Johannes Kramer, 18. Februar 1909, in: Kaehler (wie Anm. 42), S. 113.

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