Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
135.2016
Seite: 169
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dern exklusiv für studierende Frauen errichtete Skihütte.120 Die vielen persönlichen Begegnungen
schufen Vertrauen und führten dazu, dass sich ein Teil der Studenten auch privat aufs engste
der Familie anschloss.121 Dies kam auch bei den lebensgefährlichen Erkrankungen, von denen
Meinecke im Winter 1907/08 und seine Frau im Frühjahr 1911 betroffen wurden, zum Ausdruck
. Die von den Schülern gezeigte Anteilnahme, die auch praktische Hilfe mit einschloss,122
verstärkte den ohnehin vorhandenen Zusammenhalt.

Die universitäre Arbeitsgemeinschaft erweiterte sich so bei Meinecke zumindest ein Stück
weit zu einer für ihre Mitglieder unvergesslichen Lebensgemeinschaft. Die in der Freiburger
Studienzeit geknüpften Freundschaften erwiesen sich in vielen Fällen als dauerhaft und so verwundert
es nicht, dass auf den runden Geburtstagen, die Meinecke ab 1922 (60. Geburtstag) in
Berlin zu feiern hatte, immer eine bedeutende Anzahl alter Freiburger Schüler anzutreffen war.
Selbst unter dem Druck des Nationalsozialismus blieben die alten Verbindungen weitgehend
intakt, auch wenn es für Ämter und Würden jagende Professoren sicherlich kein Vorteil war,
allzu sehr Meineckes Nähe zu suchen. Diejenigen Freiburger Meinecke-Schüler aber, die das
Dritte Reich in der Emigration überstanden, erneuerten nach 1945 ihre alten Kontakte erstaunlich
schnell.123

Epilog

Die Erinnerung ist das einzige Paradies, aus dem wir nicht vertrieben werden können.

(Jean Paul)

Als im Sommer 1933 ein von den Zeitereignissen zutiefst deprimierter Meinecke nach vielen
Jahren erneut das abseits gelegene, von tiefen Wäldern umgebene Höhen- und Wanderhotel
„Goldener Rabe" bei Furtwangen zur Erholung aufsuchte, da dachte er mit leiser Wehmut an
seine erste Begegnung mit Freiburg und dem Schwarzwald zurück. Denn in der nun anbrechenden
Finsternis des Dritten Reiches leuchtete für ihn das ferne Glück der Freiburger Jahre
strahlender als je zuvor und ließ ihn für eine Weile die trostlose Gegenwart vergessen. Die
Stimmung jener Augusttage spiegelt sich auch in dem Gedicht, mit dem Meinecke von seinem
Sehn sucht s ort Abschied nahm, wider.

120 Vgl. Gästebücher der Hüttenzunft, Bd. 1, Eintrag vom 16.10.1910, Privatbesitz der „Hüttenzunft". Ich
danke Christine Hunkler für Auskünfte zur noch heute bestehenden Gemeinschaft der „Hüttenzunft".

121

122

123

Vgl. auch Johanna Kohlund: Die Hüttengeschichte, masch., Freiburg 1950.
Meinecke (wie Anm. 4), S. 198.

Der Meinecke erst seit zwei Semestern bekannte Kaehler unternahm im Frühjahr 1908 tagtäglich einen
Erholungsspaziergang mit dem langsam Genesenden. Erwähnt bei Meinecke an Kaehler, Mai 1950, in:
Meinecke (wie Anm. 1), S. 558.

Von den Freiburger Meinecke-Schülern emigrierten neben dem erwähnten Hans Rothfels auch Hans
Fraenkel (1888-1971) und Johanna Philippson (1887-1986). Rothfels und Fraenkel suchten Meinecke nach
Kriegsende in Berlin persönlich auf. Die von Ritter zusätzlich genannte Kölner Mediävistin Helene Wie-
ruszowski (1893-1978) studierte in Freiburg lediglich zwei Semester (1913/14) bei Meinecke, trat ihm
aber seit 1926 wieder näher, da sie nun als Bibliothekarin in Berlin tätig war und mit seiner Unterstützung
Habilitationspläne verfolgte. Auch sie meldete sich nach dem Krieg wieder bei ihm. Vgl. Ritter (wie
Anm. 89), S. 66-69 (Kurzportrait) sowie Meinecke (wie Anm. 87), S. 298-306 (Briefe). Ich danke Prof.
Fraenkel (Bozen) für Auskünfte zur Lebensgeschichte seines Vaters.

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