Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
135.2016
Seite: 175
(PDF, 38 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2016/0175
Zugleich forderte Flamm aber schon in den 1950er-Jahren Maßnahmen, um eine größtmögliche
Selbstständigkeit der älteren Menschen zu erhalten, und das auch bei Pflegebedürftigen
. Ähnlich argumentierten Vertreter der freien Wohlfahrtsverbände in Freiburg. Damit waren
Flamm und seine Freiburger Kollegen ihrer Zeit voraus: Erst in den darauffolgenden zwei Jahrzehnten
setzte sich diese Ansicht, die älteren Menschen den Anspruch auf eine aktive Gestaltung
ihrer Lebensverhältnisse zugestand, in westdeutschen Fachkreisen und zeitversetzt auch in
einer breiteren Öffentlichkeit durch.18

Flamms Einsatz für ältere Menschen, verbunden mit bestimmten Vorstellungen über das
Alter(n), trug dazu bei, dass in Freiburg früh Maßnahmen ergriffen wurden, um Wohnraum für
ältere Menschen in Freiburg zu schaffen. Wie sich diese fördernden Faktoren im Zusammenspiel
mit den geschilderten sozioökonomischen Herausforderungen auf die Altenhilfemaßnah-
men auswirkten, wird im folgenden Abschnitt dargelegt.

Die Maßnahmen: Altenheime, Altenwohnungen und Pflegeheime

Öffentliche und freie Fürsorgeträger in Freiburg befassten sich in der Nachkriegszeit intensiv
mit der Frage der Unterbringung älterer Menschen. Die Vertreter der Stadt und der Wohlfahrtsorganisationen
gingen davon aus, dass sie für etwa ein Achtel der älteren Bevölkerung besondere
Wohnangebote schaffen mussten. Bei der konkreten Ausgestaltung dieser Wohnangebote
gehörte Freiburg zur bundesdeutschen Avantgarde: Hier entstanden differenzierte Wohnformen
weit früher als in anderen Städten. Diese Entwicklung verlief jedoch nicht immer so, wie es sich
die Stadtverwaltung erhoffte.

Beispielhaft zeigt sich das an den Altenheimen. Sie standen als traditionelle Wohnform,
deren Wurzeln bis in die Spätantike zurückreichten, in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg
zunächst im Mittelpunkt. Staatliche Mittel aus Wiederaufbaufonds und ab 1958 auch städtische
Zuschüsse ermöglichten es den freien Wohl fahrt s verbänden, durch den Bau neuer Altenheime
bis 1960 etliche kriegsbedingte Lücken in Freiburg zu schließen (Abb. 2-4). Danach verlagerte
sich, beflügelt durch weitere Fördergelder von Land und Bund, der Schwerpunkt auf die Modernisierung
bestehender Bauten. ,Modern4 hieß, die älteren Menschen an den neuen demokratischen
Werten individueller Freiheit und Selbstbestimmung teilhaben zu lassen, etwa durch die
Nähe zum pulsierenden Leben4 der Innenstädte und Einzelzimmer, die die Bewohner selbst
einrichten konnten.19

Für das Freiburger Wohlfahrtsamt entpuppte sich diese Entwicklung als zweischneidiges
Schwert. Denn die freien Träger bauten vor allem ,gehobene4 Heime mit Zentralheizung, Aufzügen
und fließend Wasser in den Zimmern, die teurer als ,einfache4 Heime waren. Ende der
1950er-Jahre beklagte daher Wohlfahrtsamtsleiter Franz Flamm, die Stadt könne aus Kostengründen
nur noch im ehemaligen Kartäuserkloster oder außerhalb der Stadt ältere Fürsorgeempfänger
unterbringen, da in den übrigen Heimen bevorzugt Selbstzahler den Zuschlag erVortrag
von Franz Flamm über die Altersfürsorge, 16./17.7.1958, StadtAF, D. So. Generalia 141; Jahresbericht
„Unsere Arbeit 1951/52" der Arbeiterwohlfahrt, Bezirk Südbaden, StadtAF, C5/2519; siehe z.B.
Badische Zeitung, 11.5.1959 und 22.9.1959; vgl. Baumgartl (wie Anm. 2), S. 116 und 142.

Broschüre zur Fürsorge in Freiburg zwischen 1948 und 1953, StadtAF, C5/2501; Jahresbericht „Unsere
Arbeit 1951/52" (wie Anm. 18); Rundschreiben des Regierungspräsidiums Südbaden, 20.4.1960,
StadtAF, D. So. Generalia 141; Auflistung der Altenheim- und Pflegeheimplätze in Freiburg, 4.2.1965,
ebd.; z.B. Badische Zeitung, 29.1.1957, 17.7.1958, 11.5.1959 und 20.7.1961.

175


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2016/0175