Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
135.2016
Seite: 183
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Nicht zuletzt regte sich Widerstand unter Anwohnern. Als etwa der Gemeinderat Merzhausen
im Sommer 1967 erfuhr, dass in unmittelbarer Nachbarschaft ein Heim für „geistig
Gebrechliche" entstehen sollte, äußerte er erhebliche Sicherheitsbedenken. Stadt und Landkreis
waren dadurch zu umfangreichen Planänderungen gezwungen. Eben solche waren auch die Folge
, als die Stadt Ende der 1960er-Jahre endlich einen freien Wohlfahrtsverband als Träger des
erwünschten Pflegeheims fand und dessen Ansprüche erfüllen musste. Schlussendlich wurde
aufgrund dieser Widerstände und Verzögerungen erst Anfang der 1980er-Jahre ein Altenpflegeheim
für „geistig Gebrechliche" in Freiburg eröffnet - vier Jahrzehnte, nachdem die frühere
Kreispflegeanstalt 1941 aufgelöst worden war. Hierbei handelte es sich um das Pflegeheim
Landwasser (eine Facheinrichtung der Gerontopsychiatrie), das in Verbindung mit dem Neubau
des Diakoniekrankenhauses errichtet wurde.42

Trotz dieser Schwierigkeiten, die beim Thema „Pflegeheim" oder auch bei den übrigen
Wohnformen auftraten, bleibt als Fazit, dass die Stadt Freiburg sich schon früh differenziert mit
der Unterbringung älterer Menschen auseinandersetzte. Neben den Altenheimen förderte die
Stadt in den 1950er-Jahren Altenwohnungen und Pflegeheime bzw. -Stationen, also teilweise
lange bevor Land und Bund hierfür Fördermittel zahlten und Richtlinien erließen. Eine treibende
Kraft hinter dieser Entwicklung war der langjährige Leiter des Freiburger Wohlfahrts- bzw.
Sozialamtes Franz Flamm, der sich in überregionalen Gremien und in Zeitschriftenbeiträgen
intensiv mit der Altenhilfe befasste und sein Wissen für seine Arbeit vor Ort nutzte. Oft konnte
aber auch ein solch engagierter Fürsprecher nicht verhindern, dass Pläne der Stadtverwaltung
an verschiedenen Faktoren scheiterten: an den zu hohen Kosten, an Heimträgern, die nicht kooperieren
wollten oder andere Ansichten vertraten, am Mangel an Personal, Grundstücken oder
Gebäuden oder an fehlenden Vorgaben von Land und Bund, um nur einige zu nennen.

Der Vergleich mit Castrop-Rauxel

Die Ruhrgebiets- und Bergbaustadt Castrop-Rauxel ging wie Freiburg mit einem geringen Bestand
an Altenheimplätzen in die Nachkriegszeit. Anders als in Freiburg lag dies aber nicht
an den Kriegszerstörungen. Stattdessen hatten in Castrop-Rauxel 1945 nur zwei Altenheime
existiert, die in der Weimarer Republik gebaut worden waren. Auch in den Folgejahren verlief
die Entwicklung im Bereich der Wohnversorgung für ältere Menschen in Castrop-Rauxel in
schmaleren und langsameren Bahnen als in Freiburg.

Ein augenfälliger Unterschied war dabei, dass die Stadtverwaltung in Castrop-Rauxel das
Subsidiaritätsprinzip bei weitem nicht so streng auslegte wie das Freiburger Wohlfahrts- bzw.
Sozialamt. So war das erste Castrop-Rauxeler Altenheim, das sogenannte Pflegehaus, eine städtische
Gründung, auch wenn Caritas-Schwestern die Betreuung der Bewohner übernahmen.
Ebenso war es die Stadt, die Ende der 1950er-Jahre als Bauherrin auftrat, um einen Ersatz für
dieses Pflegehaus zu schaffen (die Betreuung in diesem Neubau übernahm die Arbeiterwohlfahrt
). Daneben existierten lediglich ein katholisches Altenheim aus Weimarer Zeit, gebaut einige
Jahre nach dem alten Pflegehaus, sowie ab 1967 ein evangelisches Altenheim.

Pflegeplätze, wie sie in Freiburg seit den 1950er-Jahren üblich wurden, waren zunächst
nur in dem jüngsten Bau des evangelischen Trägers vorgesehen. In den beiden älteren Heimen

Schreiben des Bürgermeisteramts Merzhausen, 11.9.1967 und 10.9.1968, und Schreiben des Freiburger
Diakonissenhauses, 28.5.1969, sowie Vorlage für den Gemeinderat, 16.7.1969, StadtAF, C5/2598; Schreiben
der Allgemeinen Stiftungsverwaltung, 14.4.1969, StadtAF, C5/2592; Internet: http://www.diakonie-
krankenhaus-freiburg.de/text/100/de/geschichte.html (Stand: 21.06.2016).

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