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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
135.2016
Seite: 194
(PDF, 38 MB)
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nen gewinnen sollte. Manche Theoretiker gingen sogar soweit, ein gewisses Widerstandsrecht, z.B. gegen
exorbitante Steuererhöhungen, einzufordern. Auf keinen Fall aber sollte, da waren sich alle Gelehrten
einig, dadurch die Stellung des Königs als solche angetastet werden. Wie im Islam war sie ja von Gott
gegeben, egal ob der Monarch tyrannisch oder gutmütig handelte.

Zuletzt sei noch auf eine Besonderheit bei der Aufrechterhaltung oder der Änderung dynastischer
Strukturen hingewiesen: Dem Gifteinsatz. Aus dem dazu verfassten Artikel geht hervor, dass er sowohl
von despotischen Herrschern benutzt wurde - um etwa Konkurrenten zu beseitigen - als auch dazu,
unliebsame Könige zu ermorden. Aber auch im diplomatischen Verkehr spielte Gift im ausgehenden
Mittelalter eine nicht unbedeutende Rolle. So führte wohl die Serenissima einen Gutteil ihrer Außenpolitik
mit dem Einsatz dieses Mittels durch.

Insgesamt gesehen stellen die Beiträge, von denen hier nur wenige genannt werden konnten, die
neuesten Forschungsergebnisse über Gewalt und Widerstand im ausgehenden Mittelalter dar. Für den
Laien sind die Vorträge oft vom sprachlichen Duktus her und der Verwendung fremder Sprachen (Latein,
Französisch und Italienisch) nicht leicht zu erschließen. Detlef Vogel

Iso Himmelsbach: Erfahrung - Mentalität - Management. Hochwasser und Hochwasserschutz an den
nicht-schiffbaren Flüssen im Ober-Elsass und am Oberrhein (1480-2007) (Freiburger Geographische
Hefte 73), Institut für Umweltwissenschaften und Geographie der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg,
Freiburg 2014, 244 S., zahlr. Färb- und S/W-Abb.

Grundanlage und Inhalt dieses Buches sind das Ergebnis der lebenslangen wissenschaftlichen Tätigkeit
des Autors. Seit dem Erscheinen der Publikationen über das Badewesen (2000) und die Bachabschlagstechniken
(2005) im Freiburger Stadtraum ist Iso Himmelsbach einer interdisziplinären Leserschaft für
seine auf das Wassermanagement fokussierten Forschungsarbeiten bekannt.

Die zwölf Kapitel dieser neuen, ursprünglich als Dissertation verfassten Arbeit führen dem Leser
sowohl die Hochwasserkatastrophen als auch die Regulierungsmaßnahmen zu ihrer Verhinderung im
Ober-Elsass und am Oberrhein in den letzten fünf Jahrhunderten vor Augen.

Von besonderem Interesse ist die regelmäßige Verwendung von Computer-Grafiken und Karten,
welche die chronologische Untersuchung der Hochwasserereignisse um themenspezifische Deutungen
ergänzen. Anhand der im elften Kapitel gebotenen Karten über die ermittelten Schadensorte des Hochwassers
(S. 178-192) ist es möglich, die unterschiedlichen Kräfte der über die Ufer tretenden Flüsse
Doller, Dreisam, Elz, Fecht, III, Kinzig, Lauch, Largue, Rhein und Thür während der Überschwemmungen
von 1778, 1824, 1852, 1872, 1876, 1881, 1882, 1896, 1910, 1947, 1955, 1991 und 1999 genau zu
verorten und entsprechend einzuordnen. Die einzelnen Aspekte der zerstörerischen Wucht der obengenannten
Wasserläufe sind im neunten Kapitel (S. 143-168) streng gegliedert: Die Hochwasser Geschichte
der Dreisam ist beispielsweise auf Grundlage der Stichwörter „Hochwasserhäufigkeiten" (S. 151), „Meteorologische
Ursachen" (S. 159), „Veränderungen meteorologischer Hochwasserursachen in %" (S. 160),
„Extreme Hochwasserereignisse" (S. 163) genau nachzuvollziehen. Auch die Deutungs- und Wahrnehmungsgeschichte
der Wasserkatastrophen seitens der Bevölkerung nimmt im Buch eine wichtige Rolle
ein. Das siebte Kapitel (S. 109-134) über das „Magdalenen-Hochwasser von 1480 am Oberrhein" oder die
„Sintflutdebatte" (1488-1524) bietet eine bemerkenswerte interdisziplinäre Verbindung zwischen geographischen
und historischen Forschungsperspektiven. Die am Ende jedes Kapitels gebotene Zusammenfassung
dient nicht zuletzt auch als Kompass für eine weitere Vertiefung.

„Alles wissenschaftliche Arbeiten ist nichts anderes als immer neuen Stoff in allgemeine Gesetze zu
bringen", so schrieb der Gelehrte Wilhelm von Humboldt (1767-1835) im Jahre 1833 an seine Brieffreundin
Charlotte Diede (1769-1846). Diese Feststellung könnte auch dieser Veröffentlichung voranstehen, die
einen wertvollen und auch für nicht-wissenschaftliche Leser nützlichen Gesamtblick auf die Meisterung
der Wasserkatastrophen am Oberrhein wirft. Marco Leonardi

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