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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
135.2016
Seite: 195
(PDF, 38 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2016/0195
Jörg Koch: Marmor, Stein und Eisen bricht. Bismarckdenkmäler und Bismarckgedenken am Oberrhein,
mit einem Vorwort von Vera Lengsfeld, Verlag Regionalkultur, Ubstadt-Weiher u.a. 2015, 190 Seiten,
zahlr. Färb- und S/W-Abb.

Umgehend reagierten die Freiburger Studenten im Todesjahr des Altreichskanzlers Otto von Bismarck
1898 auf den Appell des Dachverbands der deutschen Studentenschaft, zu Ehren des Reichsgründers
von 1871 an markanten Orten Türme als Feuersäulen zu errichten. Der Freiburger Bismarckturm erhielt
seinen Platz auf dem Schlossberg und wurde 1900 als erster eingeweiht, „entworfenen und erbaut von
Architekt Oskar Geiges, errichtet von der Freiburger Studentenschaft", so die Inschrift; zu ergänzen
bleibt: auf städtischem Grund. Mit seinem 13 Meter hohen Turm aus Sandsteinquadern und acht eisernen
Feuerkörben auf der Dachfläche hatte sich Geiges in Proportion und Funktion an den Entwurf des
26-jährigen Architekten Wilhelm Kreis, Assistent von Paul Wallot in Dresden, angelehnt. Kreis hatte
den von der Studentenschaft ausgeschriebenen Wettbewerb mit seiner Feuersäule „Götterdämmerung"
gewonnen. Nach diesem Plan entstand 1903 der Heidelberger Bismarckturm auf dem Heiligenberg, der
als Bekrönung eine mächtige Feuerschale trug und seit einer Renovierung 1986 wieder trägt.

Jörg Koch befasste sich mit der Bismarckverehrung und deren Spuren entlang des Oberrheins zwischen
Freiburg und Ingelheim bei Mainz. Er trug reichlich Material zusammen über Bismarck als Ehrenbürger
, Bismarckfeiern und vor allem über Denkmäler bis hin zu schlichten Gedenksteinen oder -tafeln.
In Worms liegt sein Schwerpunkt. Hier wirkt der Historiker und Gymnasiallehrer Koch als Stadtrat und
Beirat im Geschichtsverein. Für Freiburg wird nicht nur die Ehrenbürgerschaft 1895 und der Bismarckturm
, sondern auch das Siegesdenkmal von Karl Friedrich Moest oder das verschwundene Werderdenkmal
erwähnt. Die Information über das Bismarckdenkmal auf dem Feldberg mit einem Relief des aus
Schönau gebürtigen Bildhauers Fridolin Dietsche ist im Kapitel über Karlsruhe versteckt. Völlig unverständlich
ist, dass Koch die 2005 veröffentlichte Arbeit von Ute Scherb „Wir bekommen die Denkmäler,
die wir verdienen. Freiburger Monumente im 19. Und 20. Jahrhundert" entgangen ist. Um zu erfahren,
was es mit dem Werderdenkmal auf sich hat, muss man dort nachlesen: Es befand sich an der Villa
Platenius, die 1905 abgerissen wurde, um dem neuen Stadttheater Platz zu machen.

Dem Autor geht es einerseits um eine Bestandsaufnahme der einschlägigen Objekte, andererseits
über den Umgang mit ihnen. Er lobt den Erhaltungszustand und das Ambiente des Lahrer Bismarckdenkmals
, 1893 gestiftet vom Verleger Moritz Schauenburg, und bedauert, dass das vergleichbare Emmendinger
Denkmal während des Zweiten Weltkriegs einer Metallsammlung zum Opfer fiel. Interessant
ist die Geschichte des Mannheimer Bismarckdenkmals, das 1980 unter SPD-Oberbürgermeister Ludwig
Ratzel trotz des Stigmas, das dem eisernen Kanzler durch die Sozialistengesetze anhaftet, neu aufgestellt
wurde. Das Buch ist faktenreich. Die vielen mit Hochrufen endenden Zitate aus der Zeit der Aufstellung
der Denkmäler mag man als verzichtbar bezeichnen. Oder auch nicht, denn aus dem Wormser Tageblatt
erfährt man, dass „Frau Präsident Kiefer aus Freiburg" 1894 mit 14 Damen aus der Pfalz, Baden und
Hessen nach Hamburg reiste, um Bismarck zum 79. Geburtstag zu gratulieren.

Renate Liessem-Breinlinger

Rolf-Ulrich Kunze: „Möge Gott unserer Kirche helfen!" Theologiepolitik, Kirchenkampf und Auseinandersetzung
mit dem NS-Regime. Die Evangelische Landeskirche Badens 1933-1945 (Veröffentlichungen
zur badischen Kirchen- und Religionsgeschichte 6), Verlag W. Kohlhammer, Stuttgart 2015, 514 S.

Die hier anzuzeigende Studie des Karlsruher Historikers Rolf-Ulrich Kunze über die Evangelische Landeskirche
Badens in der Zeit des Nationalsozialismus verdeutlicht, dass die Erforschung der Kirchen im Dritten
Reich noch keinesfalls abgeschlossen ist. Neben Caroline Klausings Dissertation zur Bekennenden Kirche
in Baden ist jetzt also eine Arbeit erschienen, welche die Landeskirche insgesamt in den Blick nimmt.

Auf den ersten gut hundert Seiten stellt Kunze den Forschungsstand dar und führt in die Methoden
und die Fragestellung seiner Arbeit ein. Ebenso liefert er hier einen konzisen kirchen- und theologiegeschichtlichen
Überblick der badischen Landeskirche von der Kirchenunion von 1821 bis in die Jahre nach
1945.

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