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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
135.2016
Seite: 200
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reich bestanden kontinuierlich laufende Schulen, deren Besuch durch eine staatlich überprüfte Schulpflicht
gesichert war."

Der Autor verbindet diese pointiert positive Bilanz mit Markgraf Karl Friedrichs fortschrittlichem
und zugleich bürgerfreundlichen Regierungsstil, der die Lehren der Aufklärung, aber auch des Pietismus
und der Philanthropie verinnerlicht hatte. Der Grund für das durchgängige Bildungsgefüge und flächendeckende
niedere Schulwesen war schon in der Mitte des 18. Jahrhunderts durch eine Reform erreicht
worden, etwa 20 Jahre früher als in den katholischen Nachbarterritorien. Festgeschrieben wurde das
Ergebnis erstmals in der Schulordnung für die Herrschaft Badenweiler 1754, dann im Schulschematismus
für die Markgrafschaft Hachberg 1763 und in der Schulordnung für Baden-Durlach 1766. Parallel hierzu
hatte Karl Friedrich das gymnasium illustre, die „Fürstenschule" in Karlsruhe, durch Berufungen von
außen auf die Höhe der Zeit gebracht. Namentlich erwähnt der Autor den sächsischen Nationalökonom
Johann Schlettwein, einen Vertreter des Physiokratismus. Diese „Fürstenschule" sollte die „Elite des
Landes ausbilden", Fachleute für die Verwaltung hervorbringen - nach wie vor nicht nur für den Staats-,
sondern auch für den Kirchendienst. Die Vorläuferinstitution des Karlsruher Gymnasiums befand sich
ab 1565 in Durlach, davor in Pforzheim. Die alte badische Residenzstadt an der Enz, die an der Schwelle
zur Neuzeit ein bedeutender Bildungsstandort war, nimmt in dem Buch breiten Raum ein. Absolventen
der dortigen Lateinschule studierten auf Universitäten in ganz Europa und bekleideten hohe geistliche
und weltliche Amter. Der bekannteste ist der in Pforzheim geborenen Humanist Johannes Reuchlin (1455-
1522), dessen Leben und Werk der Autor näher betrachtet. Ergänzend geht er auf die räumlich sehr
bewegte Biografie des Johannes Heynlin, genannt Lapide (1420-1490) ein, der an der Sorbonne in Paris
Reuchlins Lehrer war.

Ein Schwerpunkt der Arbeit liegt auf dem 15. und 16. Jahrhundert, der Epoche „von der Scholastik
zum Humanismus und zur Reformation". Ausführlich verfolgt der Autor die Entwicklung der Lateinschulen
in den badischen Residenzstädten, auch über die Landestrennung von 1535 hinaus. Wegweisend
wirkte der Straßburger Pädagoge Johannes Sturm, vor allem im seit 1556 lutherischen Baden-Durlach,
das weitgehend die Kirchenordnung und damit die dort inbegriffene Schulordnung vom ebenfalls lutherischen
Nachbarn, dem Grafen von Württemberg übernahm. In der katholischen Markgrafschaft Baden
-Baden spielten ab 1642 die Jesuiten eine Rolle, ehe Markgräfin Augusta Sybilla, die Witwe des
Türkenlouis, 1715 von den Piaristen in der neuen Residenz Rastatt eine Musteranstalt errichten ließ.

Zeugnisse über das Landschulwesen des 16. Jahrhunderts fand der Autor in den Protokollen früher
Kirchenvisitationen. Von flächendeckend vorhandenen Landschulen konnte damals noch keine Rede
sein. Bemerkenswert deshalb, dass „auch kleine ländliche Gemeinden wie Schopfheim, Steinen, Kan-
dern, Denzlingen, Bahlingen, Malterdingen, Ihringen und Eichstetten ihre eigenen Schulmeister" hatten
(S. 151). Eine Basisquelle der Arbeit ist die 1902 erschienene Publikation der badischen Schulordnungen
von Karl Brunner, wo auch die detaillierten Beschreibungen der Schullandschaft der Markgrafschaft Baden
-Durlach aus der Feder des 1631 in Sulzburg geborenen Johann Fecht abgedruckt sind, oder der Plan
einer Realschule in Lörrach von 1760, den der aus Weisweil stammende Theologe Johann Georg Wolf
nach seiner Rückkehr von der Universität Halle verfasst hat (S. 208). Ausgiebig hat der Verfasser ältere
Literatur benutzt: Freiherr Carl von Drais „Geschichte der Regierung und Bildung von Baden unter Carl
Friedrich" (1816), Karl Vierordt „Geschichte, der im Jahre 1724 aus Durlach nach Karlsruhe verpflanzten
Mittelschule" (1858) oder die „Geschichte des humanistischen Schulwesens in Württemberg" (1912).
Leider hat das Buch kein Register. Hilfreich wäre auch die Gliederung der langen Textpassagen durch
Zwischenüberschriften gewesen. Renate Liessem-Breinlinger

Annemarie Ohler: Das Christentum im Breisgau. Wanderungen durch das Mittelalter, Verlag Herder,
Freiburg 2015, 253 S., zahlr. Farb-Abb.

Das Vorwort ist eine Liebeserklärung an den Breisgau und die Menschen, die hier leben. „Mit sympathischem
Stolz" pflegen sie „die Erbstücke aus der Geschichte" und lassen Fremde gern teilhaben. „Stellt
Euch vor, unter der Kirche entspringt eine Quelle! Da vorne ist die Treppe; die Tür ist nicht verschlossen."
So erinnert sich die Verfasserin an ihren ersten Besuch in St. Ottilien. Nach jahrelangem Erkunden und

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