Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
135.2016
Seite: 203
(PDF, 38 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2016/0203
Die Ortenauer Reichsritterschaft am Ende des Alten Reiches, hg. von Joachim Brüser und Konrad Krimm
(Oberrheinische Studien 33), Jan Thorbecke Verlag, Ostfildern 2015,377 S., zahlreiche Färb- und S/W-Abb.

Die Reichsritter gehören zu den ebenso eigentümlichen wie charakteristischen Erscheinungen in der
Verfassung des Alten Reichs; der Ortenauer Reichsritterschaft, die die „am wenigsten erforschte" (S. 8)
unter den Ritterschaften ist, widmet sich der vorliegende Tagungsband. In einem grundlegenden Beitrag
bilanziert Kurt Andermann den Mitglieder- und Güterbestand und bemüht sich um eine verfassungsgeschichtliche
Einordnung der Ortenauer Ritterschaft, die „bis zum Schluss einen ganz merkwürdig unentschlossenen
, ja unfertigen Eindruck" macht (S. 23). Nach seiner ansprechenden These blieb sie zunächst
eine reine Steuererhebungsgemeinschaft unter starker Betonung der Unabhängigkeit ihrer Mitglieder
und entwickelte sich erst nach dem 30-jährigen Krieg zu einer prestigeträchtigen und Status sichernden
Vereinigung und gemeinsamen Standes- und Interessenvertretung. Voraussetzung für und Verfahren bei
der Aufnahme von Neumitgliedern beschreibt Joachim Brüser am Beispiel der Familie von Türckheim.
Henning Volle befasst sich mit dem 1794 geschaffenen Ordens-Abzeichen der Reichsritter, Wolfgang M.
Gall mit dem erst 1804 bezogenen Ritterhaus in Offenburg. Beides ist Ausdruck der späten Institutionalisierung
, die das rasch nahende Ende der Ritterschaft 1806 freilich nicht mehr aufzuhalten vermochte.
Die anschließende Integration der Reichsritter in das Großherzogtum Baden, das 1806-1848 sukzessive
sämtliche Hoheitsrechte an sich zog und ihnen dafür ermöglichte, im Hof- und Staatsdienst Prestige und
Wohlstand zu erwerben, untersucht Martin Furtwängler. Mit Realitätssinn und der Hoffnung, die Lage
des eigenen Hauses zu verbessern, so sein Fazit, haben sie sich in die neue Situation gefügt (S. 104). Der
politischen Kultur im Baden des 19. Jahrhunderts, die weitgehend dem Frühkonstitutionalismus verhaftet
blieb, gilt der Beitrag von Daniel Menning. Sein Ausgangspunkt ist eine Denkschrift aus dem Archiv der
Freiherrn Roeder von Diersburg, die er Frhr. Ludwig Rüdt von Collenberg-Bödigheim zuschreibt. In ihr
äußert sich - für die Gesamtsituation kennzeichnend - ein Konservativismus, der im Vergleich zu Preußen
deutlich liberale Elemente aufweist (S. 117 f.). Mit dem Archiv der Reichsritterschaft befasst sich abschließend
Konrad Krimm. Es war „juristischer Tresor und [...] der greifbare - und eben auch angreifbare
- Körper des freien Reichs Standes" (S. 148) und wurde deshalb bei Gefahr bei verschiedenen Familien
geborgen, was seinerseits die Gefahr der Entfremdung mit sich brachte. Da Teile des Archivs in demjenigen
der Familie von Türckheim überliefert sind, entwickelt Krimm die Hypothese, dass es auf diese Weise
1806 bewusst dem Zugriff Badens entzogen werden sollte (S. 138). Dieses Vorgehen hätte eine Parallele
im Archiv des Ritterkantons Rhön-Werra, das über den letzten Ritterhauptmann in das Archiv der Familie
von der Tann gelangte (heute: StA Marburg, Best. 109). Während das Türckheim-Archiv unangetastet
blieb, wurden die ins Generallandesarchiv verbrachten Teile später zergliedert. Krimm versucht deshalb
auf mehr als 170 Seiten eine virtuelle Rekonstruktion des ursprünglichen Bestandes, gegliedert in (re)
konstruierte Corpora. Der ursprüngliche Zusammenhang wird insbesondere an den Rechnungsserien
evident (S. 267), doch fragt es sich, ob für solch ein Inventar nicht das Internet der geeignetere Ort wäre.
Die Erschließung des Türckheim-Archivs (GLA 69 von Türckheim 1-4; Online-Findbuch) gab auch den
Anlass zu der Tagung und dem Tagungsband. Sie unterstreicht einmal mehr, wie wichtig grundlegende
Archivarbeit ist. Clemens Joos

Georg Patzer: Die Geschichte des Südwestens. Wie wir wurden, was wir sind, Konrad Theiss Verlag,
Darmstadt 2015, 256 S., zahlr. Färb- und S/W-Abb.

Generell gesehen hat der Autor in diesem Werk die Weltgeschichte im Blick. Aus dieser Sicht heraus
beschreibt er die historischen Ereignisse im Südwesten Deutschlands von allem Anfang an. Genauer
gesagt, es beginnt mit der Schilderung des Zerfalls des Römischen Reiches im 3. Jahrhundert nach unserer
Zeitrechnung. Eingebunden blieb der Südwesten im fränkischen Reich der Merowinger, im Reich
Karls des Großen und später, nach der Teilung dieses Herrschaftsgebietes, im Hoheitsbereich deutscher
Kurfürsten. Salier, Staufer und Habsburger errichteten Territorien, die im Mittelalter über den Südwesten
hinaus bis nach Italien reichten.

203


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2016/0203