Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
135.2016
Seite: 204
(PDF, 38 MB)
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Es ist von Rittern, Kreuzzügen, Auseinandersetzungen mit dem Papst und dem Wirken von Klöstern
die Rede. Letztere versuchten die Bildungsinhalte der Antike (Griechen und Römer) beizubehalten und
weiterzuentwickeln. Eine bedeutende Rolle spielten hierbei die ab dem 12. Jahrhundert in Italien und über
hundert Jahre später auch die im Deutschen Reich gegründeten Universitäten.

Immer wieder lenkt Georg Patzer den Blick auch auf das Volk, das im Mittelalter nach seinen Recherchen
bis zu 90 % aus Armen bestand. Die Lebenserwartung betrug nur etwa 35 Jahre. War dies die
Folge einer Religion, die den Körper und seine Bedürfnisse zugunsten einer wie auch immer gearteten
Geistigkeit vernachlässigte? Könnte man fragen. Oder spielte es eine Rolle, dass die Germanenstämme
die hochentwickelten römischen Städte mieden? Trotz aller Nichtbeachtung gewannen die ehemals von
Rom errichteten Niederlassungen im Mittelalter an Bedeutung. Trier, Mainz, Speyer profitierten wie
auch Freiburg vom Fernhandel zwischen Holland und Italien. Die Eröffnung des Gotthardpasses schon
im Jahr 1220 hat diese Entwicklung sicherlich beschleunigt.

Künftige historische Ereignisse, wie die Erfindung des Buchdrucks, die Reformation oder soziale
Auseinandersetzungen (Bauernkriege etwa), hatten ebenfalls im Südwesten ihren Ausgangspunkt oder
große Bedeutung. Auch der aufkommende Humanismus entwickelte sich mit Erasmus von Rotterdam
und Melanchthon in diesem Teil Deutschlands sehr ausgeprägt. Hingewiesen sei in diesem Zusammenhang
auch auf den Kartografen Martin Waldseemüller, der zusammen mit dem Humanisten Matthias
Ringmann 1507 eine Karte der damals bekannten Welt herausgab. Auf ihr wurde das erste Mal der Name
„Amerika" (nach dem italienischen Seefahrer Amerigo Vespucci) für die neu entdeckten Gebiete im
Westen vermerkt.

Auch später, im 18. Jahrhundert, stand der Südwesten an der Spitze des Fortschritts mit der Abschaffung
der Folter und Leibeigenschaft, der Förderung von Bildung, Wirtschaft und Sozialfürsorge. Die Liberalität
im Südwesten, hier nennt der Autor u.a. die Einführung von Verfassungen und republikanische
Ansätze, hatten hier ihre Ursprünge. Im 19. Jahrhundert setzte sich diese Entwicklung mit der Teilnahme
an revolutionären Bewegungen fort. Gleichzeitig fand ein intensiver Industrialisierungsprozess statt.
Stets bildeten sich im Südwesten neben großen Unternehmen auch zahlreiche kleine Wirtschaftszweige.
Dies übte vor allem in Zeiten von Wirtschaftskrisen, wie sie kurz nach dem Ersten Weltkrieg entstanden,
eine stabilisierende Wirkung aus.

Der Autor beschreibt en detail auch die Geschichte des Südwestens in der NS-Zeit und in den Jahrzehnten
nach dem Zweiten Weltkrieg. Neben vielen anderen Dingen sollte hier vor allem auf neue politische
Entwicklungen, wie die Gründung der Partei „Die Grünen" und der Kampf gegen die Atomkraft,
hingewiesen werden.

Insgesamt gesehen ist ein Werk entstanden, das die wesentlichen Gestaltungsmerkmale des Südwestens
hervorhebt und dabei das globale Geschehen nicht aus den Augen verliert. Ein allgemeinverständlicher
Text mit vielen Bildern und Fotos macht die Arbeit für alle historisch Interessierten
sehr lesenswert. Detlef Vogel

Schule und Bildung am Oberrhein in Mittelalter und Neuzeit, hg. von Ursula Huggle und Heinz Krieg
(Forschungen zur oberrheinischen Landesgeschichte LX), Verlag Karl Alber, Freiburg/München 2016,
200 S., zahlr. Färb- und S/W-Abbildungen.

Seit 2002 findet alle vier Jahre eine Fachtagung der Abteilung Landesgeschichte des Historischen Seminars
der Universität Freiburg in Neuenburg am Rhein statt. Als Ergebnis der jüngsten Tagung im Oktober
2014 liegen die Beiträge der zehn Autorinnen und Autoren jetzt als Buch vor. Darin werden die unterschiedlichsten
Aspekte des Themas beleuchtet und Bezugslinien zur Gegenwart hergestellt.

Im ersten Kapitel zeigt Felix Heinzer in seiner Abhandlung über die hochmittelalterliche Hand-
schrift „Hortus Deliciarum" der Äbtissin Herrad von Landsberg, dass es im 12. Jahrhundert nicht nur
um Wissen, sondern um die Verknüpfung von Wissen mit Praxis und Weisheit ging: „Wissen hat keinen
autonomen Status, sondern findet seine Sinnhaftigkeit durch seine Einbettung in die Weisheit". Das
Original des „Hortus Deliciarum" wurde im August 1870 beim Artilleriebeschuss Straßburgs durch die
preußischen Truppen vernichtet. Ausgangspunkt im zweiten Kapitel ist die gegenwärtige schulische Be-

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