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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
135.2016
Seite: 208
(PDF, 38 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2016/0208
Martin Strassburger: Montanarchäologie und Wirtschaftsgeschichte des Bergbaus im Schauinsland
vom 13. Jahrhundert bis um 1800, hg. von Bernd Päffgen (Universitätsforschungen zur prähistorischen
Archäologie 275), Verlag Dr. Rudolf Habelt, Bonn 2015, 548 S., 32 S/W-Abb., beiliegend CD mit Katalogteil
(539 S.) und 251 Tafeln.

Martin Straßburger behandelt in seiner Münchner Dissertation den Bergbau im Schauinsland (vgl. Schau-
ins-Land 126 [2007], S. 69-88). Er breitet ein ungeheures Material an geologischem, bergbaukundlichem,
historischem und archäologischem Wissen aus. Die zahlreichen Kapitel können hier leider nicht einzeln
genannt und besprochen werden. Dass es bei dieser Fülle zu einigen Fehlern, z.B. bei der großräumigen
Abgrenzung des Schwarzwalds (S. 24) kommt, ist gut verständlich. Die Forschungsgeschichte zum
Bergbau im Schwarzwald wird von ihm etwas zu negativ gesehen; die von ihm vermisste Kooperation
mit der Forschung im Elsass war zeitweise intensiv, und inzwischen wurden auch am Landesamt für
Denkmalpflege in Esslingen zwei Stellen für Archäologie und Denkmalpflege des Bergbaus geschaffen.
Wichtig sind Straßburgers Detailbeschreibungen von sieben einzelnen Revieren am Schauinsland - die
weiter entfernt liegenden wie St. Ulrich hätte man vielleicht auch weglassen können. Auf die Systematik
der Befundgruppen wie Abbaurelikte, Siedlungsspuren u.a. folgt die Gliederung der Keramikfunde. Die
Keramikbeschreibung (S. 256-264 und im Fundkatalog auf der CD) war eine ungeheure Fleißarbeit.
Sie erscheint fast etwas zu fein für den Zweck der Arbeit, der ja nicht in der Töpfertechnik liegt. Eine
Gliederung innerhalb des Katalogs nach Wertigkeit (Randscherben, Deckel, Henkel, Wandscherben etc.)
hätte die Übersicht erleichtert. Absolute Fundstückzahlen sind schwer zu ermitteln und müssen mühsam
ausgezählt werden; Angaben zu Begehungsdatum und -häufigkeit fehlen. Wegen der unterschiedlichen
Fundsituationen werden Mengen- und Anteilsvergleiche von Warenarten vom Verfasser absichtlich unterlassen
. Jedoch wäre eine Grafik hinsichtlich der Laufzeiten der verschiedenen Reviere hilfreich, in
der man auch optisch zwischen schriftlichen, archäologischen und naturwissenschaftlichen Daten unterscheiden
könnte.

Wichtiges Ergebnis ist die Chronologie des Bergbaus, besonders der relativ späte Beginn um etwa
1300. Schon die Datierung der archäologischen Funde führt zu einer Neubewertung des Schauinsländer
Bergbaus: Er war weder Voraussetzung und Garant für den Aufstieg der Zähringer noch für den des
lokalen Adels und der Freiburger Patrizierfamilien wie der Schnewlin. Die metallurgischen Reste der
Freiburger Grabung „Harmonie" (11./12. Jahrhundert) kann man nun nicht mehr mit den Lagerstätten
des Schauinslands in Zusammenhang bringen (Weiterverarbeitung oder Erz aus anderen Lagerstätten?).
Auch die Bedeutung für die Finanzierung des Münsterbaus ist wie vieles andere, das man bisher in der
Literatur als gesichert ansah und immer wieder abschrieb, zu relativieren. Die Bedeutung des Bergbaus
für das eher traditionelle Wirtschaftsgeschehen wurde ebenso überschätzt. Gewinne wurden häufig in
der Landwirtschaft und im Handel gemacht und erst dann in den Bergbau investiert. Auch die oft genannte
Unterbrechung der Schauinsländer Gruben im 14. Jahrhundert bestätigt sich in dieser Form nicht; die
dafür herangezogenen Ursachen sind entweder unbewiesen oder sogar zu widerlegen.

Besonders für die frühe Neuzeit bis hin zum 19. Jahrhundert liegen recht zahlreiche Schriftquellen
vor. Schriftquellen und Archäologie (Geländebefund) marschieren in der Arbeit getrennt, werden aber
dann in der Auswertung nicht immer gut vernetzt. Ein Verdienst Straßburgers sind die langen Zitate
von aufschlussreichen Texten. Sie zeigen Geldmangel und falsches Management, besonders aber Streitigkeiten
und Zielkonflikte zwischen unterschiedlichen Landnutzungen. Die Konkurrenz zu Landwirtschaft
und Flößerei - im Spannungsfeld von Basel, Breisach und Freiburg - involvierte Bergleute,
Unternehmer, Bergrichter sowie Vögte, den Prior von Oberried, höhere Bergbehörden und die vorderösterreichische
Regierung. Die Mobilität von Bergleuten und Materialien schaffte Verbindungen
nach Badenweiler, Kollnau, Todtnau und ins Münstertal, in die Vogesen und nach Tirol. Besonders für
die Stadtgeschichte von Freiburg sind viele Quellen nützlich. Interessant sind auch die Beziehungen
zu den verschiedenen Grundherrschaften und generell die Einbindung in das Wirtschaftssystem der
damaligen Zeit.

Diverse Abhandlungen über geologische, besonders aber über kulturgeschichtliche, soziologische
und wirtschaftliche Aspekte sind etwas theorielastig geraten. Diese Kapitel stehen manchmal etwas

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