Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
135.2016
Seite: 213
(PDF, 38 MB)
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Hundert großformatige Fotoaufnahmen bei dem Architekten und Denkmalpfleger Albrecht Meydenbauer
in Auftrag gegeben werden konnten. Sie stellen eine immens wichtige Dokumentation des Bauzustandes
vor 1900 dar und bilden den Grundstock der Fotosammlung, die heute über 50.000 Objekte umfasst. Zeitgleich
wurde die Fertigung von Gipsabgüssen wichtiger Skulpturen und architektonischer Details begonnen
, eine Arbeit, die bis heute fortgeführt wird. Zu den etwa 4.000 Abgüssen kommen mehrere Tausend
Originale: von einzelnen Bruchstücken bis zu kompletten, teilweise museal präsentierten Skulpturen und
Architekturteilen. Zu dem rund 2.300 Stücke beinhaltenden Planarchiv der Münsterbauhütte gehören etwa
1.600 von Hand gezeichnete Pläne, die die Restaurierungsarbeiten am Münster dokumentieren und durch
die Wiedergabe von Bauzuständen vor der Restaurierung wichtige Quellen darstellen. Seit 1990 werden
die Pläne digital erstellt und in Papierform archiviert. Dazu zählen inzwischen auch verzerrungsfreie Pläne
des Turms, die erst nach dem Brand im Jahr 1994 erstellt wurden und zur Grundlage der 2006 begonnenen
Turmsanierung wurden.

Einen besonderen Bestand bilden die Gemälde im Besitz des Münsterbauvereins, die zwischen 1891
und 1917 im Zusammenhang mit Lotterien zusammengetragen wurden. Ein Teil der Gewinne musste
zur Förderung von Kunst verwendet werden, indem Gemälde und Skulpturen vor allem von regionalen
Künstlern angekauft wurden. Da die als Gewinne gedachten Kunstwerke auf wenig Interesse stießen
, ging der Verein dazu über, auf Kunstausstellungen Arbeiten badischer Künstler für die Städtischen
Sammlungen zu erwerben, deren Kuratoren als Sachverständige in der Ankaufkommission saßen. In der
finanziell schwierigen Situation nach dem Ersten Weltkrieg brachte die Stadt 1921 einige Gemälde zur
Auktion und übertrug den Erlös an den Münsterbauverein. Die verbliebenen noch immer zahlreichen
Gemälde und Graphiken, bilden heute als Dauerleihgaben des Vereins einen wichtigen Bestand im Augustinermuseum
, dem zum Jubiläum 2015 eine Ausstellung im vorgenannten Museum gewidmet war.

Der Einführung folgen ausführlichere Beiträge zu den einzelnen Sammlungen durch die jeweils zuständigen
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Münsterbauhütte: Heike Mittmann und Stephanie Zum-
brink beschreiben die Stein- und die Abgusssammlung, Andreas Schedlbauer stellt die Plansammlung
vor. Zusammen mit Tilmann von Stockhausen, dem Direktor des Augustinermuseums, präsentiert Heike
Mittmann die Gemäldesammlung, Andrea Hess beschäftigt sich mit der Graphischen Sammlung und
führt zusammen mit Uwe Zäh in die Fotografische Sammlung ein. Franz Degner berichtet über den Aufbau
der digitalen Datenbank, die die gesamten Sammlungen erfassen und erschließen soll. Stand in den
weiter zurückliegenden Jahren die Digitalisierung von Plan- und Fotoarchiv im Mittelpunkt, so werden
inzwischen auch die anderen Sammlungen aufgenommen und verwaltet, zu denen als weitere Konvolute
die Dokumentation von Arbeitsabläufen, die Schadenskartierung, Gutachten oder wissenschaftliche
Textdokumente kommen. Die dabei zur Anwendung kommende Software „imdas pro" wird auch von den
Städtischen Museen Freiburg genutzt.

Den inhaltsreichen und mit vielen historischen und aktuellen Aufnahmen bebilderten Band, der über
einen weitgehend unbekannten, gleichwohl wichtigen Arbeitsbereich des Münsterbauvereins informiert,
schließt ein Quellen- und Literaturverzeichnis ab. Peter Kalchthaler

Heiko Haumann: Eine „Judenaktion" 1938 in Elzach. Die Ausschreitungen gegen die Familie Türkheimer
- Hintergründe, Verantwortung, Folgen, hg. von der Stadt Elzach, Verlag Regionalkultur, Ubstadt-Wei-
heru.a. 2015, 136 S., zahlreiche S/W-Abb.

In Elzach gab es keine Synagoge. Dennoch fanden sich am 10. November 1938, als reichsweit jüdische
Geschäfte und Synagogen zerstört wurden, Eiferer, die gegen die einzige jüdische Familie am Ort eine
„Aktion" inszenierten: Sie zogen vor das Haus des geachteten Tierarztes Dr. Bruno Türkheimer, die
Schuljugend warf Fensterscheiben ein, man bedrängte die Familie und gab dem NS-Bürgermeister den
willkommenen Vorwand, sie vorübergehend in „Schutzhaft" zu nehmen. Bruno Türkheimer wurde im
KZ Dachau inhaftiert, dann entlassen, weil er im Ersten Weltkrieg als Soldat gekämpft hatte; Ende des
Jahres gelang der Familie Türkheimer die Auswanderung nach San Francisco.

Heiko Haumann untersucht in seiner konzentrierten Studie diese in den Quellen sogenannte „Judenaktion
" und ordnet sie mit zehn Leitfragen, die nach den Ereignissen, ihren Voraussetzungen, den Beteiligten,

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