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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
135.2016
Seite: 214
(PDF, 38 MB)
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den Folgen und der juristischen Bewertung nach 1945 fragen - sowie mit der drängendsten von allen: „Warum
griff niemand ein?" (S. 56) - in größere Zusammenhänge ein. In den Portraits der Akteure, die biografisch
zumeist auch Profiteure des Regimes waren, und der Darstellung der zunehmenden Repressionen
gegen Bruno Türkheimer und seinen Schwager Oskar Moser wird erkennbar, wie in einem kleinen Städtchen
Freundschaften, Jagd- und Fischereigemeinschaften, gemeinsames Engagement in der „Bürgerlichen
Vereinigung", gemeinsame Fasnetsbegeisterung (S. 20), und Nachbarschafts- und Familiensolidaritäten
nach und nach an Profilierungssucht, Gewinnstreben und persönlicher Bereicherung, unterfüttert mit einer
bösartigen Ideologie, zerbrachen und schließlich jede Mitmenschlichkeit - bezeichnenderweise ist noch
1949 vom „Neben-" statt vom Mitmenschen die Rede (S. 119) - verschwinden ließen. Facetten für die Freiburger
Geschichte sind dabei die Bemühungen von Oberbürgermeister Franz Kerber, Oskar Mosers Jagd in
Biederbach zu übernehmen (S. 44 Anm. 89) und der Ausschluss seiner Kinder von der Ludendorff-Schule
(Kepler-Gymnasium) und den Domsingknaben (S. 43).

Die Studie bezieht ihre Anschaulichkeit daraus, dass sie ausgesprochen quellennah angelegt ist:
Heiko Haumann hat dafür wohl alle heute noch erreichbaren Quellen aus der Zeit der Geschehnisse selbst
wie aus der Rückschau darauf zusammengetragen, sie zusammen- bzw. gegeneinandergestellt und nur
behutsam kommentiert. Ein umfangreicher Dokumentenanhang ermöglicht die Lektüre der Originale.
Auf diese Weise werden die einzelnen Perspektiven auf die Geschehnisse deutlich, die Perspektiven vor
und nach 1945 und nicht zuletzt auch das, was nach 1945 unverändert blieb - und insgesamt ein System
verteilter Verantwortlichkeiten und lokaler Interessengeflechte, das es allen Beteiligten später ermöglichte
, die Schuld von sich zu weisen und eine juristische Aufarbeitung scheitern ließ: Bezeichnenderweise
stellte die Freiburger Spruchkammer 1952 fest: „Aber schon die Tatsache, dass sie sich [= die Gewaltaktionen
1938] bedauerlicherweise in ganz Deutschland abgespielt haben, mahnt zur Vorsicht bei Vorwürfen
gegen einzelne vermutete lokale Urheber" (S. 131). Sowohl nach ihrem Inhalt als auch in ihrem methodischen
Zugriff ist Haumanns Studie deshalb weit über Elzach hinaus von Bedeutung. Dass sich Haumann
neben eigenen Zeitzeugenbefragungen auch auf Aussagen von Oskar Moser und, aus der Söhnegeneration
, von Fred Günter Türkheimer und Otto Riegger stützen kann, ist der Umsicht des ehemaligen Elzacher
Stadtarchivars zu verdanken, der diese Interviews 1989 und 1996 führte. Clemens Joos

Thomas Liebert: Die historische Wasserführung der Zisterzienserabtei Eberbach im Rheingau. Bodenfunde
, Baubestand und Schriftquellen als Spiegel der Wasserbaukunst des Ordens (Arbeitshefte des Landesamtes
für Denkmalpflege Hessen 26), Theiss Verlag, Darmstadt 2015,136 S., 71 Färb- und S/W -Abb.,
eine topographische Karte.

Flumen Dei repletum est aquis [...] Nec modo inpraefatas, sed et in exteras etiam regiones, quasi inunda-
tione facta, illa se sanctorum examina effuderunt [...]. Schon dieses Zitat aus der „Vita Sancti Malachiae"
(VI, 9-13) des Ordensgründers Bernhard von Clairvaux (1090-1153) hebt den engen Zusammenhang
zwischen dem Element „Wasser" und dem geistlichen sowie materiellen Alltagsleben des Zisterzienser
hervor. Diese im Auftrag des hessischen Landesamts für Denkmalpflege vom Archäologen Thomas Liebert
vorgelegte Studie stellt die Entstehungs- und Ausübungsprozesse des Wassermanagements in der
Zisterzienserabtei Eberbach im Rheingau detailliert und aufschlussreich zusammen. Art und Nutzung
der Wasserinfrastruktur werden vom 12. bis zum 18. Jahrhundert analysiert. Im Detail stellt der Autor
z.B. den Verlauf des Kisselbaches in enge Verbindung mit der Ansiedlung der Zisterzienser. Aus einer
in Reproduktion wiedergegebenen Pergamenturkunde geht hervor, dass der Wassergang zum Gebrauch
des Wassers des Kisselbaches ab 1429 zwischen den Bürgern der Gemeinde Erbach und dem Kloster
Eberbach nach einem exakt festgelegten Leitungsquerschnitt aufgeteilt war.

Die schriftlichen Quellen - etwa aus dem Hauptstaatsarchiv Hessen in Wiesbaden oder aus dem
„Urkundenbuch der Abtei Eberbach im Rheingau" - sind systematisch mit aktuellen archäologischen Befunden
in Zusammenhang gebracht worden, wie aus zahlreichen Abbildungen zu erkennen ist. Besonders
hervorzuheben sind hier die Abb. 30 (S. 65), welche den Gesamtplan des Leitungsnetzes im „neben [dem]
Kloster Maulbronn [...] am besten erhaltenen Zisterzienserkloster Deutschlands" wiedergibt sowie die
nach dem Stand der letzten Ausgrabung (23.02.2014) beigefügte topographische Karte, aus der auch für

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