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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2017/0007
Das Hauptgebäude einer römischen villa rustica bei Merdingen

Von

Tobias Janouschek

Die Anlage der villa rustica

Die villa rustica befindet sich auf dem durch Flurbereinigung und Neuordnung der 60er-Jahre
des 20. Jahrhunderts entstandenen Gewann „Neumatte", 1,7 km nördlich von Merdingen, östlich
der heutigen Kreisstraße K 4929. Die Anlage liegt im Westen des Tuniberges, ca. 400 m von
dessen modernen Terrassen entfernt, die ebenfalls durch die Flurbereinigung entstanden. Etwa
40 m westlich des Hauptgebäudes, nur 17 m westlich des Badegebäudes der Anlage, verläuft
ein kleiner Bach, der südlich der Anlage im Tuniberg entspringt und weiter im Norden in die
Dreisam mündet. Der Bach dürfte sich auch in römischer Zeit schon ungefähr an dieser Stelle
befunden haben, da ein Ablaufkanal des zur Anlage gehörigen römischen Badegebäudes auf
ihn Bezug nimmt.

Die Gemeinde Merdingen liegt rund 11,2 km westlich des Freiburger Stadtkerns und rund
6,8 km östlich von Breisach. Das Dorf befindet sich am Ende eines Einschnittes im Tuniberg,
durch den die Kreisstraße von Freiburg über Merdingen nach Riegel im Norden und Breisach
und Ihringen im Westen führt.

Die villa ist somit am Rand einer Ebene gelegen, die sich von den Hängen des Kaiserstuhls im
Nordwesten fast waagrecht bis zum Tuniberg zieht. Dieses Gebiet gehört zu den Niederterrassen
der Rheinebene und ist bedeckt von alpinen Schottern und Sanden, die seit dem Tertiär durch
Sedimentation in die Tiefebene gelangten. Der wenige Kilometer entfernt fließende Rhein sorgt
für ein relativ hohes Grundwasser.

Zugleich liegt die römische Anlage nahe der Lößgebiete auf dem aus Kalkstein bestehenden
Tuniberg. Während die feuchten Böden der Rheinebene vor allem für Weidewirtschaft geeignet
sind, bietet sich im Bereich der trockeneren und fruchtbareren Lößfelder der Anbau von
Getreide an.1 Die Orientierung an den Böden entspricht damit dem, was von antiken Autoren
wie Cato oder Varro für die Lage einer villa empfohlen wird.2 Auch weist der Großteil der römischen
Einzelsiedlungen am Hochrhein ähnliche Bedingungen auf.3

Westlich der villa wird aufgrund von Luftbildern eine römische Straße vermutet, die von
Merdingen aus, auf Höhe der villa, auf der Trasse der heutigen Kreisstraße nach Norden führt.
Entlang dieser antiken Verkehrsachse befinden sich mehrere römische Siedlungsstellen, die
anhand von Lesefunden, vor allem Konzentrationen von Bauschutt, nachgewiesen sind.4 Den

Antje Faustmann: Besiedlungswandel im südlichen Oberrheingebiet von der Römerzeit bis zum Mittelalter
(Freiburger Beiträge zur Archäologie und Geschichte des ersten Jahrtausends 10), Rahden 2007, S.
21-23.

Mareike Rind: Die römische Villa als Indikator provinzialer Wirtschafts- und Gesellschaftsstrukturen
(Archaeopress Roman archaeology 10), Oxford 2015, S. 232.

Jürgen Trumm: Die römerzeitliche Besiedlung am östlichen Hochrhein (Materialhefte zur Archäologie in
Baden-Württemberg 63), Stuttgart 2002, S. 196.

Zu den Siedlungen um die villa Merdingen, Gewann „Neumatte" vgl. Lars Block: Die römerzeitliche
Besiedlung im rechten südlichen Oberrheingebiet (Forschungen und Berichte zur Archäologie in Baden
-Württemberg 1), Wiesbaden 2016, S. 373-376. Zu den Straßen siehe ebd., S. 454 und 461f.

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