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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2017/0055
Freiburg und die reformatorische Bewegung vor 500 Jahren1

Von

Wolfgang Hug

Am Vorabend der Reformation

Freiburg vor 500 Jahren: Die Stadt hatte geschätzt 6.000 Einwohner, mehr als doppelt so viele
wie Wittenberg. Die Verluste durch die vielen Pestseuchen seit 1349 waren wohl ausgeglichen
; allerdings schlug die Seuche auch 1519 wieder zu, wie Ulrich Zasius in einem Brief vom
1. September des Jahres berichtete: Reiche fallen wie Arme, nicht etwa einer nach dem andern
, sondern scharenweise.2 Unruhige Zeiten! Die Bundschuhverschwörung von Lehen im
Herbst 1513 mit ihrem sozial- und kirchenpolitisch revolutionären Programm hatte die Stadt
gerade überstanden. „Rädelsführer", die man erwischt hatte, wurden in Freiburg gevierteilt,
zwei weitere in Basel enthauptet. Die Ordnung schien wiederhergestellt. Am 5. Dezember 1513
konnte der neue Hochchor des Münsters feierlich eingeweiht werden. Ein Zeugnis für eine gewisse
Prosperität der Entwicklung? Ja, am Chorumgang mit dem Kapellenkranz wurde auch
in den Folgejahren weitergebaut. Aber Wohlstand für alle? Keineswegs! Die Oberschicht, das
sogenannte „Patriziat", in dem Adel und reiche Kaufleute zu einem Stand mehr oder minder
eins wurden, setzte sich deutlich von der übrigen Bürgerschaft ab. Diese „Herren" hatten das
Vermögen, den Einfluss, die Macht. Die Oberschicht umfasste zwei bis drei Dutzend Familien.
Die „Münsterpfleger" gehörten dazu, Stifter von Chorkapellen (Stürtzel, Villinger, von Böcklin,
von Blumeneck u.a.) oder Stifter von einzelnen Altären wie Peter Sprung oder Ulrich Wirthner.
Sie lenkten die Geschicke der Stadt während der ganzen Reformationszeit. Die breite Mehrheit
blieb ohne großen Einfluss. Es waren die Handwerker, organisiert in zwölf Zünften. Ohne eigene
Zunft waren die „Bohrer und Balierer", die die Rosenkränze fertigten und andere Devotionalien
für den Fernhandel. Insgesamt, so hat Horst Buszello errechnet, blieb nahezu die Hälfte der

Die Darstellung stützt sich grundlegend auf die Beiträge von Horst Buszello, Dieter Mertens, Hans Scha-
dek und Tom Scott in: Geschichte der Stadt Freiburg im Breisgau, Bd. 2: Vom Bauernkrieg bis zum Ende
der habsburgischen Herrschaft, hg. von Heiko Haumann und Hans Schadek, Stuttgart 1994 (Neuauflage
2001); ferner auf die Arbeit des ehemaligen Stadtarchivars Peter Paul Albert: Die reformatorische Bewegung
zu Freiburg bis zum Jahre 1525, in: Freiburger Diözesan-Archiv 46 (1919), S. 1-80; Eike Wolgast
: Reformationszeit und Gegenreformation, in: Handbuch der baden-württembergischen Geschichte,
Bd. 1,2, hg. von Meinrad Schaab u.a., Stuttgart 2000, S. 145-260, bes. S. 199-222; als unersetzlich erwies
sich Karl Friedrich Vierordt: Geschichte der Reformation im Großherzogthum Baden, Karlsruhe 1847.
Die Quellen des Universitätsarchivs Freiburg hat Winfried Hagenmaier: Das Verhältnis der Universität
Freiburg i. Br. zur Reformation, Diss., Freiburg 1968, gründlich ausgewertet. Zu meiner systematischen
Analyse diente insbesondere das Handbuch: Die Geschichte des Christentums, Bd. 7: Von der Reform
zur Reformation, hg. von Marc Venard, deutsche Ausgabe bearb. und hg. von Heribert Smolinsky, Freiburg
1995, bes. S. 69-141 und S. 675-744 „Die Reformation". Natürlich konnten die neuen Werke zum
Reformationsjubiläum benutzt werden, insbesondere die Darstellungen von Heinz Schilling, Thomas
Kaufmann, Volker Reinhardt, Volker Leppin und Lyndal Roper. Die Quellenzitate werden in Fußnoten
belegt.

Horst Buszello/Hans Schadek: Alltag der Stadt - Alltag der Bürger. Wirtschaftskrisen, soziale Not und
neue Aufgaben der Verwaltung zwischen Bauernkrieg und Westfälischem Frieden, in: Geschichte der
Stadt Freiburg (wie Anm. 1), S. 69-161, hier S. 103.

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