Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2017/0067
Für die Gebiete am Oberrhein bedeutete der Augsburger Religionsfrieden, dass die politische
Kleinkammerung des Raumes zugleich seine konfessionelle Aufspaltung oder
Zersplitterung bewirkte. Der badische Markgraf Christoph hatte 1515 sein Land für die drei
Söhne Ernst, Philipp und Bernhard aufgeteilt. Sein Sohn Ernst hatte den südlichen Teil, das
sogenannte „Markgräflerland", bereits (von Sulzburg aus) regiert und wurde 1535 nach dem Tod
von Philipp zum Markgrafen von Baden-Durlach (mit Pforzheim, Ettlingen, Emmendingen/
Hachberg dazu). Sein Bruder Bernhard erhielt Baden-Baden, wo er Priesterehe und Laienkelch
zuließ, dann aber die Neuerungen wieder zurücknahm. Letztlich blieb die Markgrafschaft
Baden-Baden in der Folge nach mehreren Konfessionswechseln katholisch. Fürstenberg,
das auch über die Ortenau herrschte, wurde 1530 für einige Jahre evangelisch, bis der neue
Landesherr alle seine Gebiete (einschließlich Gengenbach) 1548 rekatholisierte. Der Baden-
Durlacher Markgraf Karl II. (1553-1577), den sein Vater Ernst bereits streng lutherisch erziehen
ließ, machte sein Land nach schrittweisen Reformen 1555/56 endgültig protestantisch. Die lutherische
Kirchenordnung für das Land (redigiert von dem Freiburger Martin Achtsynith!) galt
auch für die südbadischen Landesteile, das Markgräflerland, das bis zu den heutigen Freiburger
Stadtteilen Haslach, Tiengen und Opfingen reichte, sowie für Emmendingen/Hachberg mit dem
nördlichen Breisgau mit Ihringen, Eichstetten und der Osthälfte von Bötzingen, wie auch für
Gundelfingen, Denzlingen, Teningen und Vörstetten.

Vorderösterreich entwickelte sich indes zu einem Bollwerk der „Alten Kirche" im deutschen
Südwesten, umgeben von Gebieten, die protestantisch wurden. Freiburg kam dabei die
Rolle einer Frontstadt zu. Die Selbstreform der katholischen Kirche verlief freilich ziemlich
schleppend. Die Beschlüsse des Konzils von Trient (1545-1563) wurden im Bistum Konstanz
erst spät umgesetzt. Die ersten Visitationen brachten ziemlich schlimme Zustände ans Licht.
Die häufigsten Vorwürfe gegen den Klerus betrafen Unzucht, Trunksucht und im Wirtshaus-
Sitzen. Ein Priesterseminar, wie es in Trient für jedes Bistum vorgeschrieben wurde, schuf man
für die Konstanzer Diözese schließlich erst 1609. Lange sträubte man sich in Freiburg gegen den
Einzug der Jesuiten. Erst 1620 konnten sie ihr Kolleg in der Stadt eröffnen und einen Großteil
der Lehrstühle der Universität in Philosophie und Theologie übernehmen.

Zum Schluss darf gefragt werden: Hat sich die Reformation gelohnt?

Gelohnt hat sie sich für die Territorialherren, die sich des Kirchengutes bemächtigen konnten
und über die Moral der Untertanen zu gebieten vermochten. Als tief und nachhaltig wirkende
Folge der Reformation bedeutet die Spaltung der res publica christiana indes ein schlimmes
Unheil mit Hass, Krieg und Zerstörung. Die Spaltung ist weniger der neuen Lehre als dem
Machtwillen der Fürsten - und auch dem der Kurie geschuldet. Für Jahrhunderte lebten Christen
nun getrennt nach Konfessionen. Taufen, Eheschließungen, Bestattungen erfolgten getrennt. In
Verwandtschaft, Freundschaften, Nachbarschaften blieben jeweils Protestanten einerseits und
Katholiken andererseits unter sich. Die unterschiedlichen Frömmigkeitsformen schufen letztlich
zwei unterschiedliche Kulturen: Die Protestanten kultivierten das Wort, die Katholiken das
Bild. Dort mehr Vernunft, hier mehr Gemüt, vielleicht auch: Erkenntnis versus Empfindung.
Den Protestanten nahm die Reformation die Bilder, die Heiligen, Maria, die Prozessionen und
Wallfahrten, den Weihrauch und das Weihwasser - alles für's Gemüt! Aber: Als Protestant zu
leben war weit kostengünstiger! Was gaben die Katholiken für den Bau und die Ausstattung
der barocken Kirchen und Klöster aus, für Gewänder, Kerzen und Monstranzen, ganz abgesehen
vom Produktions- und Verdienstausfall durch Wallfahrten und die vielen rein katholischen
Feiertage!

67


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2017/0067