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in ihren Alterswohnsitz in Locarno. Es verblieb darüber hinaus ein beträchtlicher Betrag, der in
städtischen Anleihen angelegt wurde und schließlich an ihre Kinder ging.12

Zu einer Zeit, als etwa 7 % der Freiburger Bevölkerung in Hinterhäusern lebte,13 stellte der
Besitz des Wentzingerhauses sicher ein Privileg dar. Dies sah die Familie Stutz wohl auch so,
und sie hat sich um das Erbe des Wentzingerhauses bemüht. In einem Artikel von Wolfgang
Stopfel, in dem es um die baulichen und kunsthistorischen Aspekte des Hauses geht, heißt
es: „Von 1797 bis 1905 blieb das Wentzingerische Haus im Besitz von Gliedern der Familie
Stutz. Sie waren sich der Schönheit und Besonderheit des Gebäudes offenbar sehr bewusst."
Der Autor beschreibt dies anhand verschiedener Beispiele wie dem Umstand, dass die malerische
Ausstattung der Wentzingerzeit nicht nur übernommen wurde, sondern die Familie sich
auch um ihren Erhalt bemühte. Zwar hat man auch geringere bauliche Änderungen vorgenommen
, „insgesamt ist der Familie Stutz jedoch über Generationen hinweg ein sehr sorglicher
und verständnisvoller Umgang mit dem verpflichtenden wertvollen Erbe zu bescheinigen."14
Den guten Zustand des Hauses und die sorgsame Pflege durch die bisherigen Eigentümer hob
auch das städtische Hochbauamt in seiner Stellungnahme zum Ankauf des Hauses hervor.15 Der
Gedanke, das Erbe Wentzingers forthin erhalten zu können, war denn auch ein entscheidendes
Motiv für die Stadt, als es darum ging, das Gebäude zu kaufen. So heißt es in dem genannten
Schreiben des städtischen Hochbauamtes weiter: Es bietet sich hier eine ganz außergewöhnliche
Gelegenheit für die Stadt, ein Kunstwerk von europäischer Berühmtheit um verhältnismäßig
billigen Preis zu erwerben, um es zum ewigen Gedächtnis in seinem Urzustände zu erhalten. Bei
dem Bemühen, die Werke Wentzingers zu erstehen und in dieser Weise das Andenken eines der
größten Künstler, welcher bisher in Freiburg gelebt hat, zu ehren und zu verewigen16, komme
dem Erwerb seines einstigen Hauses eine besondere Bedeutung zu.17

Der Ankauf des Wentzingerhauses hat in der Stadt zu Diskussionen geführt, über welche
die örtlichen Zeitungen detailliert berichteten. Im Stadtrat war man sich darüber einig, dass der
künstlerische Wert des Hauses hoch sei und allein deshalb der Erwerb empfehlenswert, trotz
mancher eventueller Nachteile. Einzelne Gemeinderäte äußerten jedoch auch Bedenken, so
Stadtverordneter Fromherz, der auf die Nordlage des Hauses hinwies sowie auf einen nicht ein-

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Vgl. Zeidler (wie Anm. 7).

Die Wohnsituation in Freiburg im Jahr 1905 war dadurch gekennzeichnet, dass sich zwei Drittel sämtlicher
Familien auf die kleinen und billigen Wohnungen mit einem Mietpreis bis zu 500 Mark beschränken
mussten. Im Stadtteil Stühlinger kosteten in dieser Zeit 90 Prozent aller Mietwohnungen bis 500 Mark.
Aber auch diese Wohnungen waren für viele kaum erschwinglich, vgl. Heiko Haumann/Uwe Kühl/Manfred
Lallinger u.a.: Industriestadt oder „Pensionopolis"? Im Kaiserreich (1871-1914), in: Geschichte
der Stadt Freiburg im Breisgau, Bd. 3: Von der Badischen Herrschaft bis zur Gegenwart, hg. von Heiko
Haumann und Hans Schadek, Stuttgart 1992, S. 165-254, hier S. 205.

Wolfgang Stopfel: Das Wentzingerhaus als Objekt der Denkmalpflege, in: Das Haus „Zum Schönen
Eck" in Freiburg i. Br. von Johann Christian Wentzinger (1710-1797), hg. von Sebastian Bock und Lothar
Böhler, Freiburg 1996, S. 60-75, hier S. 60f.

15 Ebd., S. 61.

Ebd.

Die Verbindung der Familie Stutz zum Wentzingerhaus wird in einer Sage illustriert, die sich um das
Fastentuch rankt, Merian (wie Anm. 1), S. 77f. Als weitere Quelle dieser Sage, mit etwas anderer Lesart,
wonach der Totengräber die scheintote Frau berauben will, siehe Ferdinand Schober: Das Fasten- oder
Hungertuch im Münster U. L. Fr. in Freiburg i. Br., in: Schau-ins-Land 28 (1901), S. 129-138, hier S.
129-133. Aufschlussreich der Hinweis des Autors, dass mit diesem Fastentuch der Sage nicht „das jetzige
Fastentuch" gemeint sei (vgl. Das Freiburger Fastentuch 1612-2012, hg. von Fridolin Keck, Freiburg u.a.
2012).

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