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Staatsmann abspricht.122 Während der Kämpfe um Berlin wurde er, noch bevor der schließlich
für Ende April vorgesehene Prozess gegen ihn und weitere fünf Mitglieder des Solf-Kreises
begann, am 24. April 1945 um ein Uhr nachts von der SS, wahrscheinlich auf Befehl Himmlers,
zusammen mit 70 anderen Häftlingen erschossen. Allein der Häftling Herbert Kosney überlebte
die Hinrichtung und hat die Ereignisse dieser Schreckensnacht überliefert.123 Zusammen
mit sieben weiteren Opfern beerdigte man Kuenzer am 5. oder 6. Mai 1945 heimlich in einem
Massengrab auf dem nahe gelegenen Dorotheenstädtischen Friedhof. Auf dem Grab befindet
sich heute eine Gedenktafel. Auf dem Familiengrab auf dem Freiburger Hauptfriedhof ist in
eine Steintafel eingraviert: R. K. 1875-1945.

Exkurs: Anton Graf Prokesch von Osten

Noch eine weitere, hier schon mehrfach erwähnte Persönlichkeit verdient besondere Aufmerksamkeit
: Anton Graf Prokesch von Osten, der Bruder von Anna Franziska Stutz (Abb. 8).

Anton Prokesch wurde am 10. Dezember 1795 in Graz geboren.124 Als junger Mann nimmt
er an den Freiheitskämpfen gegen Napoleon teil.125 Nach der Unabhängigkeit Griechenlands
1830 wird er 1834 Österreichs erster diplomatischer Vertreter. Bereits 1829 hatte ihm Metternich
durch Friedrich von Gentz, seinen Sekretär, mitteilen lassen, ihn als ersten österreichischen
Gesandten nach der Gründung des griechischen Staates und seiner Anerkennung durch
Österreich nach Griechenland zu beordern.126 1837 zieht Prokesch mit seiner Familie in die
„Villa Prokesch" in Athen, die er bis 1849 bewohnt. Die in diesen Jahren von ihm erworbenen
antiken Münzen, die eine der größten Privatsammlungen seiner Zeit darstellten, bildeten später
die Grundlage für das Berliner Münzkabinett.127

1832 hatte Prokesch Irene Kiesewetter, Tochter des berühmten Musikwissenschaftlers
Raphael Georg Kiesewetter, geheiratet. 1830 erhob man ihn aufgrund seiner militärischen
Verdienste in den Ritterstand und 1845 in den erblichen Freiherrenstand mit dem Namenszusatz

123

124

122 Schellinger, Tod eines „Friedenssüchtigen" (wie Anm. 74), S. 434: Das betreffende Dokument gilt leider
als verloren.

Herbert Kosney: The Other Front, in: Boehm (wie Anm. 115), S. 36-52, hier S. 47ff.; vgl. auch Schellinger
, Kuenzer (wie Anm. 74), S. 302.

Ausführlichster biographischer Artikel über Prokesch in: Constant von Wurzbach: Biographisches Lexikon
des Kaiserthums Oesterreich, Bd. 23, Wien 1872, S. 349-356. Einen Aufsatz widmet ihm auch sein
entfernter Verwandter Richard Kuenzer: Graf Anton Prokesch-Osten, in: Hochland. Monatszeitschrift
für alle Gebiete des Wissens, der Literatur und Kunst, 24. Jahrgang, Oktober 1926 bis März 1927, S.
630ff.

125 Mit dem Sohn Napoleons, dem Herzog von Reichstadt, verbindet ihn später eine enge Freundschaft.

126 Gentz an Prokesch, Wien, 3.10.1829, Aus dem Nachlasse des Grafen Prokesch-Osten. Briefwechsel mit
Herrn von Gentz und Fürsten Metternich, hg. von Anton Prokesch von Osten, Sohn, Bd. 1, Wien 1881,
S. 304.

Julius Friedländer: Die Erwerbungen des königlichen Münzkabinetts im Jahre 1875, in: Zeitschrift für
Numismatik 4 (1877), S. 1-26; Alfred von Sallet: Die berühmte Sammlung des Grafen Prokesch-Osten,
in: Zeitschrift für Numismatik 3 (1876), S. 104; vgl. auch Anton von Prokesch-Osten: Zur Prokesch-Os-
tenschen Sammlung griechischer Münzen, in: Archäologische Zeitung, N. F. Beilage I, 4 (Dezember
1847), S. 50-52, und Beilage II, 6 (Juni 1848), S. 83f; Bertsch (wie Anm. 63), S. 482ff.

127

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