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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2017/0155
Die „Englische Colonie" in Freiburg

Von

Ulrich P. Ecker

Three Cheers for the Prince and the Princessl Mit diesen Worten forderte am 15. März 1894
Colonel Henry Bradley Roberts die bei der Grundsteinlegung für die neue englische Kirche
in Freiburg versammelte Festgemeinde zu Hochrufen auf den anwesenden Erbgroßherzog von
Baden und seine Gemahlin auf. Zuvor hatte die Erbgroßherzogin den zur Einsetzung bereitliegenden
Grundstein mittels einer silbernen Maurerkelle mit Mörtel bestrichen, während ihr
Ehemann, der spätere Großherzog Friedrich IL, in - wie wohl vermerkt wurde - makellosem
Englisch die Worte sprach: In the faith of Jesus Christ we lay this stone, in the name of God the
Father, God the Son and God the Holy Ghost. Die Stadt Freiburg wurde bei diesem Event durch
Bürgermeister Thoma repräsentiert.1

Colonel Henry Bradley Roberts, der die Hochrufe veranlasst hatte, war für diese Rolle bei den
Feierlichkeiten sozusagen prädestiniert. Als pensionierter Oberst der britischen Marineartillerie
und Veteran des Krimkrieges hatte er wohl die Statur und Stimme dazu. In Freiburg war Bradley
Roberts, der mit der Bankierstochter Augusta Gillman aus Portsmouth verheiratet war und 10
Kinder hatte, Betreiber einer privaten Militärkadettenanstalt, die in den Häusern Dreisamstr.
1-5 angesiedelt war.2 Es gibt übrigens Hinweise darauf, dass er beziehungsweise seine Zöglinge
Anteil an der Einführung des Fußballspiels in Freiburg haben. Das neue Ballspiel, bei dem
sich seine Schüler auf dem Messplatz und einem von ihm gepachteten Sportplatz „auf dem
Nägelesee" in der Oberwiehre tummelten, fand offenbar großes Interesse bei den Freiburger
Jugendlichen, die es bald nachahmten. In der Festschrift „55 Jahre Freiburger Fußballclub 1897-
1952" berichtet Ernst Helbling, wie er als Schüler der Lessingschule mit seinen Kameraden nach
dem Unterricht zum sogenannten „Engländerplatz" an der Schwarzwaldstraße rannte, um dort
30 bis 40 Burschen aus Bradley Roberts' Institut beim Fußball- oder Rugbyspielen zuzusehen.3

Bradley Roberts hatte eine führende Position in der anglikanischen Kirchengemeinde
Freiburgs inne. 1895 vertrat er sie als Lay Delegate bei einer Diözesankonferenz in London.
Bischof Wilkinson, der sich 1883 bei einem Besuch Freiburgs von ihm die Stadt zeigen ließ,
bezeichnete ihn später einmal als den Army Crammer, also den „Armee-Pauker", von Freiburg.4
Nach seinem Tode veranlasste seine Tochter und Erbin Isabella Adams, die nicht in Freiburg
lebte, die Versteigerung der zur Kadettenanstalt gehörigen Häuser an der Dreisamstraße.

Das 1894 errichtete Gotteshaus der anglikanischen Kirchengemeinde in Freiburg, das den
Namen „Saint George and Saint Boniface" erhielt, steht noch (Abb. 1). Es befindet sich in der
Wiehre an der Einmündung von Turnsee- und Brombergstraße in die Urachstraße. Inzwischen

Dieser Beitrag ist die Niederschrift eines Vortrages, der am 7. März 2016 in der „Stube" des Breisgau-Geschichtsvereins
im Historischen Kaufhaus zu Freiburg gehalten wurde. Zur Geschichte der anglikanischen
Kirchengemeinde in Freiburg siehe vor allem: Paul Schniewind: Anglicans in Germany, Freiburg 1988.

Stadtarchiv Freiburg (StadtAF), H 19526 und H 17016 sowie Grundbuch Bd. 57, Eintrag Nr. 47 vom
21.09.1876, und Grundbuch Bd. 67, Eintrag Nr. 333 vom 14.10.1884.

Peter Fässler: „Wer damals Fußball spielte, galt schon fast als Landesverräter", in: Badische Zeitung
vom 02.11.1992; Ernst Helbling: Ein geschichtlicher Rückblick. Englische Schüler brachten den Fußballsport
nach Freiburg, in: 55 Jahre Freiburger Fußballclub 1897-1952, S. 9-43, hier S. 9.

Schniewind (wie Anm. 1), S. 103 und 106.

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