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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2017/0162
te. Seine Witwe Elize Eleonora Goodwyn Hall war eine geborene Goldney, verwandt mit Sir
Gabriel Goldney, der 1880 als Baronet of Beechfield and Bradenstoke Abbey sowie Member of
Parliament vorkommt.21

Nur 43 Jahre alt war John Bolton, als er 1873 in Freiburg starb, wo er mit seiner Frau in
der Schwarzwaldstr. 36 gewohnt hatte. Bolton war zuvor Pfarrer zu Swyre bei Bridport in der
Grafschaft Dorset gewesen, wo er ein Jahresgehalt von 160 Pfund vom Herzog von Bedford
bezog.22 Kein Wunder, denn the whole parish was owned by the Duke of Bedford who was
the sole landowner\ Bolton hinterließ seine Witwe Emma Torrest, geb. Usherwood, mit der er
vier Kinder hatte. Darunter war auch ein Sohn John, dessen Tod am 10. Mai 1902 im „South
Africa Magazine" gemeldet und der dabei als Member of the Royal College of Surgeons and
Licentiate of the Royal College of Physicians bezeichnet wurde. Emma Bolton blieb übrigens
in Freiburg. Bis 1877 ist sie als Mieterin im Hause des Arztes Dr. Böhringer in der Talstr. 36
nachweisbar. Böhringer hatte ihr auch beim Tode ihres Mannes als Übersetzer bei den fälligen
Behördengängen zur Seite gestanden.

Ein weiterer Fall britischer Präsenz in Freiburg ergibt sich aus der Geschichte des Eckhauses
Wilhelm-/Faulerstraße, das 1866/67 errichtet wurde. Es wurde als „Villa Malcolm" oder „Villa
Eskdale" bezeichnet und existiert noch. Bauherr war, wie es im Grundbuch heißt, ein George
John Malcolm, schottischer Gentleman zu Eskdale in der Grafschaft Dumfries in Schottland?^
Seine Witwe Sophie, eine Deutsche aus Höllstein, starb 1927. Ihre drei in Freiburg zwischen
1877 und 1882 geborenen Kinder meldeten sich alle nach Indien und England ab.

Herausragende, wenn auch nicht britische Mitglieder der englischsprachigen „Community"
Freiburgs waren der Yale-Absolvent Ernest Theophilus Liefeld und seine Frau aus New Häven
in Connecticut, die mit ihren Kindern in der Eisenbahnstr. 66 wohnten. Liefeld war 1897 durch
Präsident McKinley zum Konsul der Vereinigten Staaten von Amerika in Freiburg ernannt worden
. Es war Liefeld, der beim Tode des amerikanischen Dichters Stephen Crane in Badenweiler
am 5. Juni 1900 eingeschaltet wurde und der den Sarg mit den sterblichen Uberresten des Literaten
nach Calais zur Einschiffung in die USA begleitete. Das Freiburger Konsulat wurde 1908 im
Rahmen einer Neuordnung der amerikanischen Diplomatie sehr zum Missvergnügen der Liefeids,
die einen freundschaftlichen Kontakt zu Oberbürgermeister Winterer pflegten, aufgehoben.
Winterer setzte für Theophilus Liefeld sogar ein Empfehlungsschreiben zur Bewerbung um weitere
Verwendung im diplomatischen Dienst auf. Zwei Jahre nach der Aufhebung des Konsulats
in Freiburg veröffentlichte Liefeld ein Buch mit dem Titel „Faces and Phases of German Life".24

Und wenn wir schon einmal bei den amerikanischen Literaten sind, dann soll an dieser
Stelle auch der Kriminalromanautor Raymond Chandler erwähnt werden (Abb. 5). Der 1888 in
Chicago geborene Chandler, u.a. Verfasser von „The Big Sleep" und „The High Window" sowie
Erfinder der Romanfigur bzw. des Privatdetektivs Philipp Marlowe, hielt sich 1906 kurzzeitig in
Freiburg auf, wo er sich im Bleicheweg 1, also in der Oberau unweit der Knopfhäusie-Siedlung
eingemietet hatte. Grund seines Aufenthaltes in Freiburg waren deutsche Sprachstudien im
Zusammenhang mit seinem Plan, in den britischen Staatsdienst einzutreten. Er hatte inzwischen
die britische Staatsangehörigkeit erworben und lebte in England.25

21 https://en.wikipedia.org/wiki/Sir_Gabriel_Goldney._lst_Baronet (17.02.2017)

22 StadtAF.H 11896.

23

24

25

StadtAF, H 14643, sowie ebd., Grundbuch Bd. 43, Eintrag vom 04.03.1865, und Grundbuch Nr. 47, Eintrag
vom 04.01.1869. Diese Familie Malcolm gibt es noch, wie mir Dr. Tom Scott von der Universität St.
Andrews dankenswerterweise mitteilte.

StadtAF, C3/392/07 Geschäftsverkehr mit den Vereinigten Staaten, 1901-1916.

StadtAF, Einwohnermeldekartei; https://de.wikipedia.org/wiki/Raymond_Chandler (23.01.2017).

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