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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2017/0182
Frank G. Hirschmann: Die Stadt im Mittelalter (Enzyklopädie deutscher Geschichte 84), Verlag De
Gruyter Oldenbourg, 2., aktualisierte und erweiterte Auflage, Berlin/Boston 2016, XII und 158 S.

Die auf etwa 100 Bände geplante Reihe ist angelegt als Arbeitshilfe für Fachhistoriker und Studenten,
Geschichtslehrer und Angehörige benachbarter Disziplinen. Schmuddelige Exemplare in Lehrbuchsammlungen
künden von der Beliebtheit der Titel; viele sind in überarbeiteter Auflage erschienen.

Einmal mehr hat sich das Gliederungsschema der Reihe bewährt: Enzyklopädischer Überblick;
Grundprobleme und Tendenzen der Forschung; Quellen und Literatur (insgesamt 538 Titel). Marginalien
zu Sachgebieten (von Grundriss bis Urkunde) und Forschern (von H. Ammann bis M. Weber) sowie
Register für Personen, Orte und Sachen erleichtern die Orientierung. Der „Nachtrag 2016" nennt 59
wissenschaftliche Arbeiten, darunter Bd. 1 der Geschichte der Stadt Freiburg im Breisgau und sechs Titel
zu „Frauen in der Stadt".

Im Mittelpunkt stehen die Jahrhunderte von der Karolingerzeit bis zum Vorabend der Reformation;
Rückblenden in die Römerzeit und Ausblicke bis ins 19. Jahrhundert sorgen für Tiefenschärfe. Wegen
seiner frühen Urbanisierung wird der Westen des Reiches ausführlicher erörtert als der Osten. Vergleiche
mit England und Frankreich ordnen die Entwicklung in europäische Zusammenhänge ein.

Den Lesern dieser Zeitschrift wird der schmale Band auch deshalb willkommen sein, weil Forschungen
zu Freiburg, Breisach, Neuenburg und Sulzburg, erst recht zu Basel und Straßburg erörtert werden.
Stichworte mögen einige der Forschungsfelder veranschaulichen: Recht und Befestigung, Bevölkerung,
Wirtschaft und Verkehr, Kirchen und Religion. Der Autor geht auf Gegebenheiten ein, die für Städte
bedeutsam waren: Archiv, Brücke, Glocken, Kaufhaus, Spital. Ins Blickfeld des Beobachters treten
Stadt-Umland-Probleme, Stadttypen und Städtebünde, Lombarden und Juden.

Zu bedauern ist, dass Fehler der 1. Auflage nicht getilgt wurden. So wird Erich Keyser, Nestor der
Stadtgeschichtsforschung in Deutschland, auch „Kayser" geschrieben; im Personenregister hat er deshalb
unterschiedliche Einträge gefunden. Beim „ius mercatum", ebenfalls in beiden Auflagen, dürfte das ius
mercatorum gemeint sein. Setzfehler (?) begegnen in Textteilen, die in der 1. Auflage korrekt gedruckt
waren. Dazu kommen sprachliche Unebenheiten und Mängel im Sachregister (Platz wäre gewesen): Eid,
Markt und Münze fehlen ganz; zum Stichwort „Siegel" sind nur wenige der zahlreichen Erwähnungen
vermerkt.

Hirschmann hat gewaltige Stoffmassen lesbar zusammengefasst, von der Stadtarchäologie bis zur
Verfassungsgeschichte neuere und weniger neue wissenschaftliche Disziplinen berücksichtigt. Wer die
Geschichte einer Stadt oder einzelne ihrer Aspekte erforschen will, kann sich dank dieser Arbeit leicht
einen Überblick verschaffen, welche Erkenntnisse zu Entwicklungen anderer Städte bereits vorliegen.
Der Forschung ist auch dadurch gedient, dass der Autor auf offene Fragen eingeht. Spürbaren Erkenntnisgewinn
verspricht er sich dadurch, dass die Gemeinschaft der Forschenden mehr als bisher nationale
Grenzen überwindet. Norbert Ohler

Kirche und Politik am Oberrhein im 16. Jahrhundert. Reformation und Macht im Südwesten des Reiches,
hg. von Ulrich A. Wien und Volker Leppin (Spätmittelalter, Humanismus, Reformation 89), Verlag Mohr
Siebeck, Tübingen 2015, 480 S., 16 S/W-Abb. i.T.

Der stattliche Band legt die Ergebnisse einer Landauer Forschungstagung von 2014 im Druck vor. Er um-
fasst 25 Beiträge, die in drei Sektionen gegliedert sind: Machtverhältnisse - Bildungslandschaft - Strategien
und Konflikte. In einer Art von Leitfaden durch die Lektüre begründen die beiden Herausgeber
überzeugend den gemeinsamen Blick auf die Oberrhein-Region, die „in besonderer Weise auch in der Reformationszeit
Wandlungsprozesse mit vollzogen und beflügelt hat". Und: „Die Oberrheinregion ist auch
eine Pionierregion für die reformatorische Bewegung - und über die städtische Reformation hinaus."

Der erste Beitrag freilich deutet zunächst den europäischen Horizont der Reformation an, ohne aber
Bezüge zum eng gefassten Untersuchungsraum anzudeuten (Eike Wolgast „Die Einführung der Reformation
im internationalen Vergleich"). Dafür geht Helga Schnabel-Schüle („Stadtreformation und territoriale
Reformation am Oberrhein") das Thema direkt an und beschreibt in einer Tour d'horizon prägnant

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