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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2018/0067
Ursprünglich Immanuel Kant zugedacht?
Das Grabmal für Thaddäus Rinderle auf dem Alten Friedhof

zu Freiburg

Hanno Brockhoff zum Gedächtnis*

Von

Gerhard Everke

Der in seiner Polarisation uneindeutige Titel wirft Fragen auf, die es zu erörtern gilt. Wäre ausschließlich
vom Rinderle-Grabmal die Rede, ließe sich das Thema bündig eingrenzen und in beschränktem
Umfang an der historischen Persönlichkeit festmachen, der man sich im Rückblick
auf das, was sie auszeichnet, gerne erinnert. Thaddäus Rinderle, um das kurz vorauszuschicken,
erfreute sich eines erfüllten Lebens, das sich in geistigem Tun und einer ausgleichenden Leidenschaft
für technisches Gerät erschöpfte. 1748 in Staufen geboren, währte es 76 Jahre lang.
Berufen, es in den Dienst Gottes zu stellen, trat Rinderle in St. Peter im Schwarzwald dem
Orden der Benediktiner bei. Dort, wo er schon als Knabe schulisch unterwiesen worden war,
sollte er später auch die Priesterweihe erhalten. Seinen Taufnamen Matthias legte er ab, um
sich fortan Thaddäus zu nennen. Anzeichen einer außerordentlichen mathematischen Begabung
veranlassten Abt Philipp Jakob Steyrer, den jungen Novizen für ein Hochschulstudium in Salzburg
freizustellen, das ihn alsbald in den Stand setzte, sich selber als Professor für angewandte
Mathematik an der Universität Freiburg zu empfehlen. Aus seinem Abstraktionsvermögen und
einer betont aufgeklärten Unvoreingenommenheit gegenüber naturwissenschaftlichen Erkenntnissen
erklärt sich Rinderies Interesse für Astronomie und physikalische Zusammenhänge. Seiner
Erfindungsgabe verdanken wir eine Reihe verbesserter Teleskope und vieles mehr, darunter
Landvermessern und Architekten nützliche Nivellierinstrumente. Ein besonderes Faible hatte
er für Uhren - zweifellos ein Grund, warum man ihm hierzulande so viel Sympathie entgegenbringt
. Berühmtheit erlangte der „Uhrenpater", wie er schon zu Lebzeiten liebevoll genannt
wurde, durch eine heute im Deutschen Uhrenmuseum zu Furtwangen aufbewahrte geographisch
-astronomische Uhr, die ihn weit über Freiburg hinaus bekannt machen sollte.1 Erwähnt
sei zu guter Letzt, dass er auch zwei Weltkugeln anfertigte. Die Tatsache, dass ein Globus als
ikonographisches Bildmotiv sein Grabmal krönt, mag deshalb nicht überraschen, obschon dieser
ursächliche Zusammenhang einer anderen Voraussetzung geschuldet ist, wie zu sehen sein
wird. Wer auch immer sich mit Rinderle beschäftigt, kommt unweigerlich auf dieses Monument
zu sprechen, und sei es nur, um die dort eingeschriebene Inschrift zu zitieren, deren realistischer
Sinngehalt nachdenklich stimmt: Vieles hat er im Leben mathematisch errechnet mit Ziffer und
Buchstab. Aber die Stunde des Todes bleibt unbekannter als x.

Hanno Brockhoff war ein mir freundschaftlich verbundener Arbeitskollege. Durch einen tragischen
Fahrradunfall ist er 2016 ums Leben gekommen. Ihm sei meine Darstellung gewidmet.

Als Angaben zur neueren Literatur seien erwähnt: Kurt Schmidt: Thaddäus Rinderle (1748-1824). Mönch
und Mathematiker (Studien und Mitteilungen zur Geschichte des Benediktinerordens und seiner Zweige,
Ergänzungsband 25), St. Ottilien 1981; Werner Schäffner: Thaddäus Rinderle aus Staufen - Mathematikprofessor
an der Albertina in Freiburg, Staufen 2014.

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