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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2018/0129
Die drei Freiburger Milieus

Roger Chickering macht in Freiburg drei Milieus aus: Das katholische, das sozialistische und
das liberale Milieu. Das dritte Milieu definiert sich dadurch, dass seine Angehörigen weder
dem katholischen noch dem sozialistischen Milieu zugeordnet werden können.32 Chickering
beschreibt das dritte Milieu folgendermaßen:

„In seiner sozialen Zusammensetzung war es breiter als das sozialistische, aber enger
als das katholische, landsmannschaftlich war es nicht so eng an Südbaden gebunden
wie die beiden anderen [...]. Wenn man es „liberal" nennt, bezeichnet man vor allem
die politische Ausrichtung [...] und die journalistische Einstellung der drei örtlichen
Zeitungen [...], die als seine Sprachrohre dienten. Dieses Milieu war mehrheitlich
protestantisch - ein Charakteristikum, das den besten Indikator sowohl für seine
Größe als auch für seine Sozialstruktur lieferten [...]. Das liberale Milieu hatte sich
hauptsächlich in der eindeutigen Zuwendung zum Nationalstaat herausgebildet, in
einem kollektiven Ritual, in dem die National Symbole zu Gegensymbolen des Katholizismus
und des Sozialismus gleichermaßen geformt wurden [...]. Die Zentren des
liberalen Milieus waren daher nicht nur - oder gar primär - religiöse Institutionen.
Die Bastion der Liberalen war die Universität [.. .]."33

Dabei stellt sich der Einfluss der (nichtkatholischen) Hochschullehrer auf die Eliten der
Stadt seiner Meinung nach so dar:

„Diese Gelehrten waren zudem die hervorragendsten Verfechter des Patriotismus in
Freiburg, ob es sich um die Schlachtflotte und das Kolonialreich oder die deutschen
Schulen in Osteuropa handelte. Das lokale Netzwerk vaterländischer Vereine [...] war
eine weitere Stütze des liberalen Milieus [...]. Die patriotischen Vereine waren gemäßigte
, regierungstreue4 Organisationen, welche die in Berlin formulierte Politik
unterstützten [...] ,"34

Chickering erwähnt überraschenderweise nicht, dass der Freiburger Universitätsprofessor
von Schulze-Gaevernitz den Wahlkreis Freiburg-Emmendingen, in ansonsten ,schwarzer4 Zentrums
-Umgebung, bei den Reichstagswahlen 1912 für die Freiheitliche Volkspartei gewonnen
hatte.

Die Zuordnung der Familie Mauk zum dritten Milieu liegt auf der Hand, da für sie als Protestanten
sowohl das katholische Milieu als auch aufgrund der Wohnadresse das sozialistische
Milieu ausschieden. Paul Mauks Familie gehörte unzweifelhaft dem liberalen Milieu an, auch
wenn z.B. nicht bekannt ist, ob sein Vater Mitglied in einem patriotischen Verein war.

Interessant wäre zu wissen, welche Partei Carl Mauk und der älteste Sohn gleichen Vornamens
bei den Reichstagswahlen 1912 gewählt haben. Damals war der Wahlkreis Freiburg/
Emmendingen, indem sie stimmberechtigt waren, durch die Freiheitliche Volkspartei (FVP)
gewonnen worden. Mandatsträger wurde - wie erwähnt - Gerhart von Schulze-Gaevernitz,
Professor der Nationalökonomie an der Universität Feiburg. Die umliegenden badischen Wahlkreise
gingen dagegen alle an das Zentrum. Sollten etwa auch der Vater und sein ältester Sohn
FVP gewählt haben?35

Chickering (wie Anm. 2), S. 36, 38 und 43.
Ebd, S. 48-51.
Ebd, S. 52.

Wikipedia-Artikel „Reichstagswahl 1912" und „Gerhart von Schulze-Gaevernitz" (Stand: 27.07.2018).

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