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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2018/0130
Die Stimmung im Hause - vom Attentat von Sarajevo (28. Juni 1914) bis zur Bekanntgabe
der Mobilmachung (1. August 1914) und weiter mindestens bis zum Sedanstag (2. September)
- war wohl eher durch Kampfbereitschaft4 als durch ,Kriegsfurcht4 gekennzeichnet. Die Verankerung
im liberalen Milieu und der dort besonders ausgeprägte Patriotismus könnten bestimmend
dafür gewesen sein, dass die Eltern von Paul seiner freiwilligen Meldung (und der gleichzeitigen
seines Bruders Walther) nicht widersprachen. Sie blieben selbst dann noch untätig, als
die beiden Jungen am 1. Oktober 1914 eingezogen wurden - wahrscheinlich aus Rücksicht oder
gar Furcht vor Kritik aus ,ihrem4 Milieu. Den Vorwurf, ihre jungen Söhne nicht behütet zu haben
, muss man ihnen aus heutiger Sicht machen.

Der Einfluss der evangelischen Kirche

Hinsichtlich des Einflusses der evangelischen Kirche merkt Chickering an: „Die Sanktionierung
des Krieges durch die evangelische Theologie beruhte auf dem Konzept des ,heiligen
Krieges436, es lieferte eine fast automatische Unterstützung der Entscheidungen, die zum Krieg
geführt hatten.44 Ein protestantischer Pfarrer wird mit den Worten zitiert: All unser Beten und
Arbeiten gilt dem Vaterland, die Vaterlandsliebe selbst wird zur Religion?1

Auch der Autor Christian Geinitz befasst sich in einer wissenschaftlichen Studie ausführlich
mit dem Kriegsbeginn und der Rolle der Kirche. Das entsprechende Kapitel leitet er mit
den folgenden Worten ein: „Die [...] Kriegsbereitschaft des Protestantismus wird zumeist in
einem politischen Zusammenhang mit seiner Stellung als Reichskirche gesehen.44 Aus einem
kaiserlichen Erlass vom 2. August 1914, der durch den preußischen Minister der geistlichen
Unterrichtsangelegenheiten auch nach Freiburg übermittelt wurde, ist zu entnehmen: „[In den
Kirchen] versammele sich [...] mein Volk in ernster Feier zur Anrufung Gottes, dass er mit uns
sei und unsere Waffen segne.44 Ferner passt hierzu ein durch den evangelischen Oberkirchenrat
in Karlsruhe den protestantischen Gemeinden in Baden vorgeschriebenes ,Kriegsgebet4: „Lass
unserem Volk aus der Tränensaat eine reiche Freudenernte reifen für Zeit und Ewigkeit! 4438

Über die gelebte Frömmigkeit in der Familie gibt es keine Zeugnisse. Rückfragen zu Kir-
chenarchivunterlagen in Waldkirch und in Freiburg (Thomas- und Ludwigskirche) brachten lediglich
Tauf- und Konfirmationseinträge: Paul und Walther wurden gemeinsam an Ostern 1914
in der Freiburger Ludwigskirche konfirmiert.39 Die protestantische Grundhaltung der Familie
wirkt bis in die Gegenwart: Alle Vettern und Cousinen des Autors bzw. Neffen und Nichten
von Paul Mauk wurden konfirmiert und heirateten - sofern zutreffend - kirchlich-evangelisch.

Doch allein die Tatsache, dass ein evangelischer Pfarrer zum Biografen werden konnte oder
es aus Sicht der Eltern von Paul Mauk werden durfte, zeigt die Nähe zur protestantischen Kirche
. Sie gehörte zum Leben der Familie und erklärt ein Stück weit die Entscheidungen, die im
Zusammenhang mit der Freiwilligenmeldung getroffen wurden.

Paranthese durch Chickering. Beim Autor springen die Gedanken zum islamischen „Dschihad".

Chickering (wie Anm. 2), S. 74.

Geinitz (wie Anm. 14), S. 184-187 und 191.

„Konfirmanden-Verzeichnis auf Ostern 1914" der Freiburger Ludwigskirche, mit Zähringen im Kirchenbezirk
.

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