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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2018/0186
Gleichwohl verhielten sich Zwillenbergs in der Öffentlichkeit zurückhaltend, um nicht aufzufallen
. Auf den 28. Januar 1936 notierte Zwillenberg in sein Tagebuch: Mit den Leuten vom
„Schunkelabend" breche ich den Grußverkehr ab. Es hat keinen Zweck, da ein andrer Verkehr
auch von mir nicht gewünscht wird. Man muß aber sehr zurückhaltend u. vorsichtig sein; und
tags darauf: Abends: „Kostümfest im Adlerwirtshaus!" [...] Lisi u. ich waren wieder nur Zuschauer
u. machten nichts mit. Mir ist das zu gefährlich, obwohl man es ruhig riskieren könnte
.120 Diese Zurückhaltung war durchaus angebracht, nahm doch damals die Verankerung des
Nationalsozialismus in Hinterzarten zu, was sich in der Anzahl der Parteigenossen widerspiegelte
: von 34 im Jahre 1935 auf 130 zwei Jahre später. Zudem beschlossen Bürgermeister und
Gemeinderat während des Winterurlaubs von Zwillenbergs am 7. Februar, dass die Ansiedlung
von Juden im Ort unter allen Umständen zu verhindern sei.121 Außerdem wurden seit 1934/35
vom Rathaus Plakate mit den Hinweisen „Kauft nicht bei Juden" oder „Raus mit den Juden" an
Geschäfte und Häuser ausgegeben,122 die aber von der Bevölkerung größtenteils ignoriert wurden
, denn Zwillenberg notierte lediglich zu Beginn zwei antisemitische Sachverhalte: im Hotel
sei die Gesellschaft ausschließlich arisch = bürgerlich12^ und im Dorf gebe es 2 Ärzte (jeder hat
angeschrieben „arischer Arzt")124. Darüber hinaus gab es aber keine weiteren Bemerkungen
dazu. Bis zum Sommer 1938 änderte sich das aber völlig, wie Zwillenbergs bei einem Tagesausflug
von Titisee nach Hinterzarten am 29. Juni feststellen mussten: Wie sieht dort alles ganz
anders aus gegen den Winter vor 2 Jahren. Auch das Publikum, das sich dort drängt, anders
als in Titisee, ist ein ganz andres. Man sieht am Strandbad die bewußten Schilder125, auch an
den andren Stellen, der Stürmerkasten steht nicht mehr vor dem etwas abgelegenen Hotel Adler
, sondern vor dem Bürgermeisteramt in der Hauptstraße. In der herrlichen Konditorei vom
Imberry [...] entdeckten wir an der innen gelegenen Türe die Plakate}26 Der neue Standort des
Stürmerkastens vor dem Bürgermeisteramt und die antisemitischen Plakate zeigen, wie sich
das politische Klima in Hinterzarten zwischen Winter 1936 und Sommer 1938 gewandelt haben
muss.

wehr Dienstauszeichnung wurde ihm kurz vor Kriegsende mündlich zugesprochen, weil aber ein schriftlicher
Vermerk in den Akten im Bayerischen Kriegsministerium fehlte, durfte er diese nicht tragen.
Zuvorderst an seiner erhalten gebliebenen Ordensspange prangte bis zuletzt das EK IL

120 T 08, S. 95f.

121 Carmen Wenkert: Hinterzarten in der Zeit des Nationalsozialismus, in: Hinterzartener Schriften 6 (wie

Anm. 14), S. 114-151, hier S. 125 und 129. Im Gemeindeprotokoll vom 29.07.1936 heißt es sogar: „Da Hinterzarten
ein sehr besuchter und ausgesprochener Fremdenkurort ist, dürfte die Anwesenheit von Juden
andere, gute Deutsche, vertreiben"; ebd., S. 129.

122 Ebd., S. 130.

123 T 08, S. 89.

124 T 08, S. 92.

125 Also jene, welchen den Zutritt für Juden verboten.

126 Auch bei den Plakaten handelte sich es um solche, die darauf hinwiesen, dass Juden hier unerwünscht

seien. In manchen Gaststätten oder Cafes waren sie versteckt angebracht, vermutlich ein Hinweis darauf,
dass diese Plakatierung den Gastgebern unangenehm gewesen sein dürfte.

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