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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2018/0199
Nachrufe

Rolf Süß (1933-2018)

Mit Rolf Süß, der im März 2018 kurz vor seinem 85. Geburtstag gestorben ist, habe nicht nur ich
persönlich einen guten Freund verloren, sondern auch der Breisgau-Geschichtsverein muss von
einem verdienstvollen langjährigen Mitglied Abschied nehmen.

Was kann einem Geschichtsverein Besseres passieren, als in seinen Reihen über den stellvertretenden
Leiter des städtischen Rechnungsamtes als Kassenwart zu verfügen! Aber Rolf
Süß' Engagement im Verein war keineswegs auf die Verwaltung der notorisch prekären Vereinsfinanzen
und die Beratung des Vorstands bei der Haushaltsplanung beschränkt. Er brachte
vielmehr auch immer wieder sein Organisationstalent und seine immensen Kenntnisse in der
Freiburger Lokalge schichte sowie in der regionalen Volkskunde ein. Außerdem war er ein begehrter
Zeitzeuge.

Sein Fundus an Erinnerungen und Anekdoten, aber auch an Berichten über erstaunliche
und kuriose Geschichten, die er beim unermüdlichen Stöbern in historischen Quellen immer
wieder entdeckt hatte, war unerschöpflich. Und ich erinnere mich an so manche Runde, bei
der die Teilnehmer gebannt seinen spannenden und oft humorvollen Erzählungen lauschten.
Rolf Süß war kein studierter Historiker, der er übrigens - wie er mir mal gestand -, wenn es
die Umstände nach Kriegsende zugelassen hätten, gerne geworden wäre, aber er war ein sehr
kundiger und Problem bewusster Amateur, der teilweise mehr Sachverstand aufbieten und mehr
selbst angeeignete hilfswissenschaftliche Fertigkeiten beim Lesen und Auswerten von Urkunden
, Protokollbüchern und frühneuzeitlichen Akten einbringen konnte als so mancher Profi. Er
selbst erhob nicht den Anspruch, wissenschaftliche Werke zu produzieren, aber seine Ergebnisse
, etwa die Ortsgeschichte von Opfingen („Heimat am Tuniberg", 1976) oder sein Gang durch
das Rechtsleben im alten Freiburg („Hochgericht und Lasterstein", 1980), die er stets in lockerer
Form und auch für den Laien verständlich zu präsentieren verstand, waren immer wohlfundiert.

Bei Ausstellungs- oder Publikationsprojekten, die er oft selber anstieß und vorantrieb, mit
ihm zusammenzuarbeiten, war bereichernd und anregend. Er verstand es, andere für seine Ideen
zu begeistern und sie zum Mitmachen zu animieren. Gerne entsinne ich mich an unsere
Kooperation bei einer Ausstellung zur Baugeschichte des Freiburger „Sparkassenblocks" (1985)
und vor allem beim Projekt „Stadt und Festung" (1988), das mit Archivreisen quer durch Europa
, mit der Erarbeitung einer Ausstellung in der Universitätsbibliothek und der Produktion eines
zweibändigen Begleitbuchs verbunden war.

Die Geschichtsbetrachtung kam bei Rolf Süß mit seinem Interesse an der Entwicklung von
Volksleben und Brauchtum zusammen. Beides war für ihn eigentlich untrennbar miteinander
verbunden. Zum Ausdruck kommt das beispielsweise in seinen Büchlein zu „Geschichte und
Geschichten vom Essen" („Vom Freßbädle zur armen braven Marie", 1976) und zu Kinderspielen
und Spielzeug in der Geschichte („Enne denne ditzli", 1977). Natürlich konnte und wollte er
bei seinen volkskundlichen Betrachtungen auch die Fasnet nicht auslassen. 1967 veröffentlichte
er einen maßgeblichen Aufsatz „Zur Geschichte und Gegenwart der Freiburger Fasnacht".

Rolf Süß war ein geselliger Typ, der gleichgesinnte ,Geschichtsfreunde' um sich scharte,
mit ihnen Projekte auf den Weg brachte, dafür sorgte, dass sie bei der Stange blieben, und mit
ordnender Hand die von den Mitspielern gelieferten Beiträge sortierte. Aus der Nähe erlebte
ich das, als er sich zusammen mit Wolfgang Klug, dem ehemaligen Leiter des städtischen
Vermessungsamts, und Josef Diel, damals Geschäftsführer bei der Freiburger Stadtbau, daran

199


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