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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2018/0203
Buchb e spr e chungen

Landes- und regionalgeschichtliche Literatur

Armut im ländlichen Raum während des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts, hg. von Heiko Haumann
(Lebenswelten im ländlichen Raum. Historische Erkundungen in Mittel- und Südbaden 2), Verlag
Regionalkultur, Ubstadt-Weiher u.a. 2017, 112 S., zahlr. Färb- u. S/W-Abb.

Ein ansprechendes Buch, auf dem Umschlag fünf Taglöhner, die im Kappler Stollen ihrer schweren Arbeit
nachkamen und nur kurz für ein Foto still saßen. Wieder ein nicht nur lesenswertes, sondern auch
ergreifendes Buch dieser Schriftenreihe, das von acht Autoren unter der Ägide von Prof. Heiko Haumann
entstand. Lehrer, Archivare und Heimatforscher aus Süd- und Mittelbaden wandten sich dem Thema
Armut mit seinen vielfältigen Formen zu wie Hungersnot, Arbeitslosigkeit, Vertreibung, Ausgrenzung,
hohe Kindersterblichkeit.

Längst nicht alle Gemeinden im Regionalgebiet des Elztals und des mittleren Schwarzwalds sahen
Armut und Not als Folge von strukturellen Veränderungen wie starkes Bevölkerungswachstum, Naturkatastrophen
, politische und wirtschaftliche Verhältnisse (Kriege, Zehntablösung) sowie fehlende Arbeitsplätze
, welche zur Auswanderung ganzer Familien führten. Frauen mit unehelichen Kindern ließ
man besonders gerne ziehen, kam daher auch für deren Reisekosten auf (S. llff.). Vielerorts sah eine
„unbarmherzige Gesellschaft" (S. 62) im 19. Jahrhundert darin lediglich Unsittlichkeit, Arbeitsscheu,
Liederlichkeit, Verwilderung und Verkommenheit. Wie schwer es aber war, eine Familie zu ernähren,
wenn ein Hof mit dem dazu gehörenden Land gleich in zwei, dann in vier Güter aufgeteilt wurde, von
denen man nochmals kleine Taglöhnergütle für weitere Kinder abspaltete, wurde wohl nicht bedacht.
Land, das ursprünglich nur einem Stamm zur Versorgung gedient hatte, musste nun gleich neun Familien
ernähren (S. 72).

Die Aufsätze schildern Einzelschicksale, beruhend auf Forschungen der Autoren, teilweise auch auf
der Auswertung vorhandener Ortschroniken. Eindrucksvoll wird beispielsweise das Schicksal einer jüdischen
Familie in Bühl wiedergegeben, deren rechtlicher Status - ob Schutzrecht oder nur Bleiberecht
- ihnen erst durch das Gesetz von 1862 im Großherzogtum Baden die Gleichberechtigung und damit
die Armenunterstützung durch die (christliche) Gemeinde zusprach. Durch sozialpolitische Maßnahmen
wie die Förderung neuer Gewerbezweige suchte der Obervogt in Triberg (S. 94), die Lebensverhältnisse
zu verbessern. Er unterstützte das von Frauen und Kindern in Heimarbeit übernommene Strohflechten,
das der Familie einen Zusatzverdienst ermöglichte. Später wurde es in Manufakturen und schließlich in
Fabriken mit neuester Maschinentechnik betrieben. Die beginnende Industrialisierung bot inzwischen
den Daheimgebliebenen neue Arbeitsplätze. Ursula Huggle

Thomas Biller/Bernhard Metz: Die Burgen des Elsass. Architektur und Geschichte, Bd. I: bis 1200, hg.
vom Alemannischen Institut Freiburg i.Br., Deutscher Kunstverlag, Berlin/München 2018, 512 S., 136
Abb.

Es gibt sie - diese Bücher, an denen man als Rezensent nichts, überhaupt gar nichts auszusetzen hat. Zu
dieser seltenen Spezies gehört das monumentale Werk des Kunsthistorikers und Bauforschers Thomas
Biller und des Historikers Bernhard Metz. Die Wartezeit auf den nun vorliegenden Band I (die Bände II
und III sind bereits erschienen, Bd. IV ist in Vorbereitung) hat sich vollauf gelohnt. Sorgfältige Grundlagenforschung
braucht ihre Zeit, darauf muss man in unserer schnelllebigen Zeit - in der scheinbar alles
im „Netz" vorhanden zu sein scheint - immer mal wieder hinweisen.

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