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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2018/0206
500 Seiten starken im wahren Wortsinn gewichtigen Publikation hat er die badische Fußballgeschichte
der Jahre 1933 bis 1945 dokumentiert. Er wählte diese zwölf Jahre, die mit der NS-Herrschaft einhergehen
, da er bezüglich seines Interessengebiets Forschungsbedarf feststellte; gleichzeitig boten sie ihm
aber einen reizvollen Rahmen, denn damals waren alle badischen Fußball-Vereine in einem Verband vereinigt
. Vor 1933 hatten die Vereine aus dem nördlichen Teil Nordbadens mit den Vereinen aus der Pfalz
eine Spielklasse gebildet (Bezirksliga Rhein bzw. Rhein-Saar), die Vereine aus Mittel- und Südbaden
gehörten zur Bezirksliga Württemberg-Baden. Und da die verbandliche Einheit das Kriegsende nicht
überlebt hat, gibt es bis heute als Folge der Einteilung der Besatzungszonen im ehemaligen Baden zwei
Fußballverbände.

Ebner stellt den Fußball-Gau 14 Baden vor als einen von 16 Fußball-Gauen im Deutschen Reich. Die
Gauliga war damals die höchste Spielklasse und insofern Vorläufer der Bundesliga. 41 Mannschaften
bzw. Vereine gehörten der Gauliga Baden an, darunter vier Kriegsspielgemeinschaften und ein Luftwaffensportverein
. Als Statistikliebhaber hält Ebner fest, dass im Untersuchungszeitraum über tausend
Gauliga-Spiele absolviert wurden und fast 1900 Spieler aktiv waren, die er namentlich festhält. Auch die
Besucherzahlen hat er im Blick: Etwa 2,5 Millionen Zuschauer sahen rund 4000 Tore. Ebner strebte an,
„zu jedem Verein eine Einsatzstatistik aller (bekannten) Spieler" zu erstellen; er gibt aber auch Auskunft
über die Trainer, Schiedsrichter und Funktionäre. Ein gesondertes Kapitel widmet er den Spielern „aus
anderen Nationen". Türkei, Österreich, Tschechei, Schweiz, Niederlande, Frankreich, Italien, Spanien,
Kroatien, Polen sind als Herkunftsländer genannt. Erhellend dazu ein Zitat von Seite 42, entnommen
dem Bereichsverordnungsblatt von 1942 (des NSRL, Reichsbund für Leibesübungen): „Personen fremder
Staatsangehörigkeit, Staatenlose und Volksdeutsche dürfen nur mit Genehmigung der Reichsführung des
NSRL (Auslandsabteilung) als Gastmitglieder aufgenommen werden."

In einer fast 30-seitigen Einleitung stellt der Autor seine Ziele und Methoden vor, sehr ausführlich
die Quellen, die in den Fußnoten wieder auftauchen, dann auch im Literatur- und Quellenverzeichnis und
teilweise im AbkürzungsVerzeichnis. Er arbeitet also höchst transparent und achtet auf korrekte Namensnennung
im Kampf mit mancher Ungenauigkeit zeitgenössischer Presseberichte. Gerade die letzteren
wollte er aber nicht missen, ausdrücklich betont er die damals große Dichte von Lokalzeitungen. Der
Hauptteil besteht vom Umfang her in den Abhandlungen über die Ereignisse während der 12 Spielzyklen
: sechs in der Vorkriegszeit, sechs während des Krieges. Eine Badenkarte zeigt jeweils zu Beginn die
Standorte der Gauliga-Vereine. Die Punkte konzentrieren sich regelmäßig um Mannheim und Karlsruhe
, auch Rastatt kommt vor oder überraschend Karlsdorf. Standhaft halten sich in Südbaden die beiden
Freiburger Vereine SC und FC, zu deren Geschichte daher in jeder Spielzeit Informationen in Wort und
oft auch im Bild zu finden sind. 1933/34 stellte Freiburg den „Torschützenkönig": Heinz Peters vom FFC
mit 15 Treffern, zu entnehmen dem zu jeder Spielzeit gebotenen Kästchen mit Kerndaten wie „Deutscher
Meister, Meister der Gauliga, Absteiger in die Bezirksklasse, Aufsteiger, Zahl der Spiele".

In der Spielzeit 1943/44 verrät die Kartenskizze, dass Baden in drei Gruppen aufgeteilt wurde: Nord,
Mitte und Süd. In Süd erscheint erstmals Emmendingen F V 03; Freiburg ist mit fünf Vereinen vertreten,
neben den beiden gewohnten: Spielvereinigung Wiehre, FC Kickers Freiburg und der Luftwaffensportverein
Freiburg. Letzteren erwähnt Ebner schon in der Einleitung (S. 34), und er beklagt, dass nur wenige
Informationen vorlägen. In diesem Kapitel (S. 269) kann er aber ein konkretes Ereignis benennen: „Zum
ultimativen Spitzenspiel standen sich der FFC und der LSV am 16. Januar 1944 vor rund 1000 Zuschauern
auf dem Alemanniaplatz - der ,Heimstätte' des LSV Freiburg - gegenüber. Das 2:1 hielt dem LSV noch
alle Optionen offen [...]." Stark präsent ist Freiburg im Großkapitel mit Spielerbiographien. Während der
Materialsuche nahm Ebner Kontakt auf zu Nachfahren früherer Freiburger Spieler wie Hans Büchner,
Arthur Kassel, Karl Keller, Eugen Koßmann oder Otto Lehmann (alle FFC), 2013 unterstützt durch einen
Aufruf in der Badischen Zeitung.

In Interviews zu seinem Werk wurde Ebner oft die Frage gestellt, wie er es mit dem politischen Begleitproblem
, also dem Einfluss der NSDAP, halte. Mit den Berichten vom Spielgeschehen ließ sich diese

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