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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2019/0017
Die Entwicklung der Randformen der nachgedrehten Ware scheint im weiteren Verlauf von
den trichterförmigen (ausgestellten) Rändern über gebogene, in weitem Schwung nach außen
ausbiegende Ränder hin zu den außen engeren, eingerollten, verdickten Rändern gelaufen zu
sein. Alle diese Varianten sind auf dem Kybfelsen vertreten.

Die Keramik ordnet sich insgesamt in einen Kultur- und Wirtschaftsraum ein, der durch
gleichartige Töpferware gut charakterisiert ist. Zu ihm gehören das südliche Elsass mit dem
Sundgau, der südliche Oberrhein, der westliche Teil des Hochrheins und besonders die archäologisch
gut erforschte Nordwestschweiz bis zum Jura. Zum Vergleich der Warenarten und besonders
der Randformen kann auf Ergebnisse aus der wesentlich besser untersuchten Nordwestschweiz
zurückgegriffen werden.

An der Feindatierung der typischen, gut geglätteten oder polierten nachgedrehten Keramik
entzünden sich Diskussionen um ihre Laufzeit, die hier nicht entschieden werden kann. Sie
dürfte ebenfalls schon im 11. Jahrhundert einsetzen, da sie in großem Variantenreichtum auf
der Altenburg bei Füllinsdorf (Kanton Baselland) auftritt.21 Selbst wenn die Altenburg erst ein
halbes Jahrhundert später (um 1150 statt um 1100) abgegangen sein sollte - wie es der Verfasser
für möglich hält - beginnt diese Warenart sicher im 11. Jahrhundert.

Fazit: Wie einige frühe Elemente im Spektrum der Gefäßkeramik (einige trichterförmige
Ränder, rauwandige Scherben, letzte Vertreter der oben genannten „Karbonatithaltigen Ware")
andeuten, sind der Gründungszeitpunkt der Burg auf dem Kybfelsen und ihr erster Besitzer bereits
um die Mitte oder in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts zu suchen. Wegen der geringen
Vergleichsmöglichkeiten durch stratifizierte Befunde dieser Zeit lässt sich der Gründungszeitpunkt
der Burg derzeit nicht genauer präzisieren. Die Datierung der Burg reicht dann mit
den fortgeschritteneren, eingerollten Lippen- und Wulsträndern bis ins frühe 13. Jahrhundert.

Das weitere Fundspektrum ist hinsichtlich der Zeitstellung oftmals weniger aussagekräftig,
sei hier aber dennoch aufgeführt. Ein Rand einer verzierten runden Keramikscheibe stammt
von einem Topfdeckel oder aber vom Standfuß eines Kerzenleuchters oder Lampenständers
und könnte ins 13. Jahrhundert gehören.22 Es stammt offenbar von der Endphase der Burg.
Aus Keramikscherben wurden sekundär (nach ihrem Zerbrechen) einige flache, runde Spielsteine23
zurechtgeschliffen, andere bestanden aus Buntsandstein (Abb. 11). An Ofenkeramik
liegen von frühen Becher- oder Topf kacheln mindestens vier Randscherben (Abb. 12) und mindestens
15 Wand- und Bodenscherben vor. Vergleichbare Becherkacheln kennt man aus der
„Harmonie"-Grabung in der Altstadt von Freiburg, in der der Horizont des späten 11./frühen 12.
Jahrhunderts erfasst wurde.24 Neben der Keramik stammen vom Kybfelsen zahlreiche zerschla-

Reto Marti: Keramikgefäße, in: Reto Marti/Werner Meyer/Jakob Obrecht: Der Altenberg bei Füllinsdorf
- Eine Adelsburg des 11. Jahrhunderts (Schriften der Archäologie Baselland 50), Basel 2013, S. 190-
258. - Die Rückschlüsse zur Keramikdatierung beruhen u.a. auf den Untersuchungen auf der Frohburg,
vgl. Werner Meyer: Die Frohburg - Ausgrabungen 1973-1977 (Schweizer Beiträge zur Kulturgeschichte
und Archäologie des Mittelalters 16), Zürich 1989, bes. S. 141f. (Fundreihe A).
Wagner: Neue Funde (wie Anm. 15), S. 23, Abb. 2 (Nr. 10).
Ebd., S. 23, Abb. 2 (Nr. 9).

Stefan Kaltwasser: Die hochmittelalterliche Keramik der Grabung auf dem „Harmonie"-Gelände in
Freiburg, in: Das „Harmonie"-Gelände in Freiburg im Breisgau, hg. von Matthias Untermann (Forschungen
und Berichte der Archäologie des Mittelalters in Baden-Württemberg 19), Stuttgart 1995, S.
247-312 (S. 258-262; Taf. 1-8; Taf. 12; Taf. 13, Nr. 482-484 und 490-504 zu Töpfen der nachgedrehten
Ware; Taf. 3, Nr. 126; Taf. 5, Nr. 240-242; Taf. 13, Nr. 489 zu frühen Becherkacheln). - Ähnliche Kacheln
liegen aus der Schweiz vor, wo sie teils als Topfkacheln, teils als frühe Becherkacheln bezeichnet
werden, vgl. Jürg Tauber: Herd und Ofen im Mittelalter - Untersuchungen zur Kulturgeschichte am archäologischen
Material vornehmlich der Nordwestschweiz (9.-14. Jahrhundert) (Schweizer Beiträge zur

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