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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2019/0019
Kürzlich wurde auch von der vorgenannten Burgstelle Altenberg bei Füllinsdorf ein Exemplar
veröffentlicht.28 Inzwischen wurden aus privaten Aufsammlungen vom Kybfelsen und seiner
Umgebung zahlreiche weitere, auch qualitätvolle Metallfunde bekannt, die den reichhaltigen
Eindruck des Fundspektrums unterstreichen und verstärken.29 Zahlreiche, meist leichte Schlacken
zeigen auf dem Kybfelsen die Existenz einer Burgschmiede an.

Bemerkenswert sind die ebenfalls bei diesen Begehungen aufgetretenen vorgeschichtlichen
Funde. Neben einem Silexkratzer30 ist besonders der Bestand an älterer, vorgeschichtlicher
Keramik bemerkenswert. Sie ist von gröberer Struktur, handgemacht und bei niedrigen Temperaturen
gebrannt, wodurch sich ihre insgesamt schlechte Erhaltung erklärt. Einige Stücke sind
mit schwarzen Kristallen aus Augit (silikathaltiges Mineral) aus dem Kaiserstuhl (mindestens
17 km entfernt) gemagert. Die Keramik dürfte im Wesentlichen bronze- oder urnenfelderzeit-
lich sein. Darauf deuten auch zwei bronzene Dornpfeilspitzen31 hin, die von der Hügelgräberbronzezeit
(um ca. 1500 v. Chr.) bis in die Urnenfelderzeit (ca. 1250 bis 800 v. Chr.) gebräuchlich
waren. Eine feintonige Bodenscherbe mit flachem Standring32 wurde von Rolf Dehn vor
30 Jahren als frühlatenezeitlich bestimmt (ca. 400 v. Chr.). Ob es sich bei diesen Funden um
die Hinterlassenschaften einer (befestigten?) Höhensiedlung oder - wie auf der Schwäbischen
und Fränkischen Alb inzwischen mehrfach nachgewiesen - um einen Opferplatz handelt, kann
derzeit nicht geklärt werden. Jedenfalls ist denkbar, dass bei der Gründung der Burg noch Geländespuren
der älteren Nutzung erkennbar waren, die dann aber beseitigt werden mussten. Es
kann sich im Falle des Kybfelsens jedoch nur um planierte Flächen, gegebenenfalls Erdwälle
und Fundstücke gehandelt haben. In der Erforschung mittelalterlicher Burgen wird erwogen,
dass derartige Relikte das Prestige des Burgplatzes und der Besitzerfamilie erhöhten, indem
ihre Macht gleichsam an ältere Zeiten angebunden bzw. mit dem Besitz eines solchen Platzes
legitimiert wurde.33

Das Keramikspektrum als historische Quelle

Da inzwischen die meisten Burgen des Regierungsbezirks Freiburg (meist mehrfach) durch
den Verfasser begangen wurden, lassen sich durch den dadurch ermöglichten Vergleich einige
Aussagen zum Kybfelsen treffen.

Demnach repräsentiert das riesige Fundmaterial des Kybfelsens den bedeutendsten Lesefundkomplex
des Hochmittelalters von einer Burg im Breisgau und überhaupt im Regierungsbezirk
Freiburg (archäologische Grabungen an Burgen dieser Zeitstufe wurden ohnehin kaum

28 Reto Marti: Teile der Innenausstattung, in: Marti/Meyer/Obrecht (wie Anm. 21), S. 259-271, hier S.
262, Abb. 311 (Nr. 437).

29 Freundliche Hinweise von Bertram Jenisch und Andreas Haasis-Berner. Eine Auswahl der Funde wird
zusammen mit Keramik in der geplanten Ausstellung „freiburg.archäologie" zum Stadtjubiläum von
Freiburg (ab dem 22. November 2019) vorgestellt werden.

30 Wagner: Neue Funde (wie Anm. 15), S. 23, Abb. 2 (Nr. 1).

31 Ebd., S. 23, Abb. 2 (Nr. 2).

32 Ebd., S. 23, Abb. 2 (Nr. 3).

33 Vgl. etwa Lucas Clemens: „Novum Castrum quod mons Mercurii dicitur." Burgen auf oder in antiken
Baustrukturen, in: Burgen im Breisgau - Aspekte von Burg und Herrschaft im überregionalen Vergleich,
hg. von Erik Beck u.a., Ostfildern 2012, S. 19-39; Erik Beck: Burgen auf oder in antiker Vorgängerbesiedlung
- Das Beispiel des Oberrheingebiets, in: ebd., S. 41-70. - Ein wichtiges Beispiel ist der Zähringer
Burgberg mit Höhensiedlungen des Jungneolithikums, der Hallstattzeit, der frühen Alamannen und der
späten Merowinger- oder frühen Karolingerzeit.

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