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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2019/0020
durchgeführt). Sie wird gefolgt von der Fundmenge von Rötteln34 und neuerdings von der Rotenburg
(bei Wieslet im Kleinen Wiesental, prospektiert durch Joachim Kraus).35 Ihnen folgen

- hinsichtlich der Fundmenge - neuerdings der Scharfenstein im hinteren Münstertal (Begehungen
Joachim Haller) und die Burg (Alt-)Wolfach im Kinzigtal.36 Alle anderen Burgen (auch die
fundreichsten wie etwa Köndringen, Kenzingen, Badenweiler und der „Stockberg") folgen erst
mit weitem Abstand.

Das reichhaltige Fundmaterial vom Kybfelsen (besonders der Keramik und der Tierknochen
) deutet auf zahlreiche Personen und offenbar auf einen gut ausgestatteten Haushalt in
dieser Burg hin, zu dem auch frühe Kachelöfen gehörten.

Es handelt sich offenbar um die früheste Burg auf dem Stadtgebiet von Freiburg. Der Standort
der Burg (um 820 m ü.NN) liegt siedlungsfern und darüber hinaus sehr hoch (etwa 400 bis
500 Höhenmeter über den Tälern). Dieser repräsentative Standort erinnert an die Burgen des
Hochadels und der alten edelfreien Familien, z.B. an Schwarzenberg oberhalb von Waldkirch
oder den „Stockberg" (1.074 m ü.NN) zwischen Badenweiler und Malsburg-Marzell.37 Die Burgen
dieser Frühzeit liegen meist noch in großen Abständen untereinander. Sie besetzen wichtige
Landmarken und wirken raumbeherrschend, indem sie schon von weitem sichtbar sind. Beim
Kybfelsen ergibt sich heute vom Nordfelsen die Aussicht ins Dreisamtal (marca Zardunensis)
und vom Südfelsen ins Tal des Bohrerbaches (wo später das Kloster Günterstal entstand). Wenn
man die im Hochmittelalter üblichen mehrstöckigen Wohntürme ansetzt, waren wohl aus jedem
Gebäude beide Täler sichtbar. Auffällig ist, dass der Ausgang des Dreisamtals (wo später die
Stadt Freiburg gegründet wird) vom Kybfelsen aus wohl nicht direkt einsehbar war, da er durch
Brombergkopf, Bleichentobelkopf und Rehhagkopf verdeckt wird. Vom Kybfelsen aus sichtbar

- aufgrund des Höhenprofils abgeschätzt - war im 12. Jahrhundert/um 1200 wohl die Burg auf
dem Freiburger Schlossberg mit ihrem Donjon über dem Halsgraben.

Burgen in einer solchen Lage wie der Kybfelsen waren nur mit großem Aufwand zu errichten
und zu betreiben. Man gewinnt den Eindruck, dass der dabei betriebene Aufwand Teil der
Repräsentation selbst bildete. Durch den gewählten Wohnort erhob man sich im wahrsten Sinne
des Wortes „über" die Bevölkerung. Der Standort am Kybfelsen war außerdem schon zu früheren
Zeiten genutzt worden und könnte durch die noch sichtbaren oder aufzufindenden Relikte an
Prestige im Sinne der Verankerung einer Tradition gewonnen haben. Die hochmittelalterlichen
Relikte auf dem Kybfelsen (Mauerspuren, Kalkmörtel) zeigen eine frühe Steinburg an, was
ebenfalls für einen in jeder Hinsicht hochrangigen Bauherrn spricht.

Heiko Wagner: Burg Rötteln bei Lörrach - Baubegleitung und erster Survey an einer der größten Burgruinen
des Landes, in: Archäologische Ausgrabungen in Baden-Württemberg 2011 (2012), S. 288-293;
Ders.: Lörrach-Haagen, in: Fundberichte aus Baden-Württemberg 35 (2015), S. 915-919; Ders.: Frühe
Burgen in Südbaden - Prospektionsergebnisse als Bausteine für die Landesgeschichte, in: Neues zur
Burgenerfassung und Burgenforschung in Baden-Württemberg - Beiträge der Tagung in Esslingen am
Neckar vom 10. bis 12. November 2016. Burgenforschung - Europäisches Correspondenzblatt für interdisziplinäre
Castellologie 4 (2018), S. 333-365 (Burg Rötteln, S. 347-349). - Die künftige Publikation einer
Tagung „Burg Rötteln - Herrschaft zwischen Basel und Frankreich" in Lörrach am 25. und 26. April
2019 ist durch Schlösser und Gärten Baden-Württemberg geplant (darin Beitrag von Heiko Wagner: Burg
Rötteln - Archäologische Baubegleitung und Survey).

Andreas Haasis-Berner/Bertram Jenisch: Frühe Burgen in Südbaden, in: Neues zur Burgenerfassung
(wie Anm. 34), S. 111-135 (bes. S. 111-113).

Heiko Wagner: Die Burgruine Wolfach - Neues zu ihren Anfängen, in: Die Ortenau 99 (2019) (im
Druck).

Haasis-Berner/Jenisch (wie Anm. 35), S. 114-117. - Heiko Wagner: Badenweiler 2, in: Fundberichte aus
Baden-Württemberg 35 (2015), S. 847.

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