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tenen Bindemittels sind größere Teile von Verputz und Malerei verlorengegangen. Der Zahn der
Zeit hat fleißig an dem Bild genagt und nur ein Fragment übriggelassen, allerdings ein höchst
bemerkenswerte s.

Schon bei der ersten Begutachtung des Wandgemäldes im Vorfeld der Konservierung stellte
sich heraus, dass es sich trotz der vielen Beschädigungen um eine absolute Rarität handelt: Das
Bild wurde seit seiner Entstehung niemals übermalt, übertüncht oder restauriert; es war aus
konservatorischer Sicht völlig unberührt. Für Wandmalereien aus dem Mittelalter ist das außerordentlich
selten. Um diesen einzigartigen Zustand möglichst wenig anzutasten, wurde nur eine
reine Bestandskonservierung durchgeführt, bestehend in einer vorsichtigen Entstaubung und
der Sicherung gelockerter Putzbereiche. Die verbliebene Malerei war glücklicherweise in ihrer
Substanz stabil genug, sodass sie nicht mit einer Fixierung behandelt werden musste.16

Um den heutigen Zustand des Bildes besser zu verstehen, ist ein Blick auf die Maltechnik
notwendig, in der der Künstler das Bild ausführte. Es ist in Seccotechnik gemalt, mit einem
Temperabindemittel auf einen bereits trockenen, mit einer Tünche überzogenen Wandverputz.17
Der Farbauftrag erfolgte in mehreren Schichten. Diese Technik bringt es mit sich, dass die
zuerst aufgetragenen Farben sich am besten erhalten, weil sie im Laufe des Arbeitsfortschritts
mehrmals durchfeuchtet werden, was ihre Haftung verbessert. Die zuletzt gemalten Schichten
sind dagegen in der Regel weniger widerstandsfähig und gehen als erste verloren. Aus diesem
Grund ist das Bild heute in seiner Substanz reduziert und wirkt stark beschädigt. Der Substanzverlust
hat jedoch zur Folge, dass wir die Arbeitsweise des Malers nachvollziehen können:
Als erstes hat er mit rotem Ocker, dem gängigen Farbpigment für diesen Arbeitsgang, eine
Pinselvorzeichnung angelegt; die kreisrunden Umrisse der Heiligenscheine wurden zusätzlich
mithilfe eines Zirkels in den Putz geritzt. Danach wurden die Flächentöne ausgefüllt, und von
dieser Basis ausgehend die malerische Ausarbeitung in Form von Faltenmodellierungen, Licht-
höhungen etc. aufgetragen. Diese Ausarbeitung ging im Laufe der Jahrhunderte verloren und
gab die Vorzeichnung, die im fertigen Bild durch darübergelegte Farbschichten unsichtbar ist,
wieder frei.

Die Farbpigmente entsprechen der für das Spätmittelalter und die frühe Neuzeit üblichen
Palette: Roter Ocker für Pinselvorzeichnungen und Flächenanlagen des Hintergrundes; ein kühles
Grün, wahrscheinlich aus dem Halbedelstein Malachit gewonnen, für den Mantel der einen
Figur und im Bildvordergrund. Das Rot wurde insgesamt großzügig in der Fläche verwendet,
wohl als eine Art Grundierung, die die Tönung der danach aufgetragenen Farbschicht mit beein-
flusst. Das Schwarz ist vermutlich ein Pflanzenschwarz (pulverisierte Holzkohle). Mit Schwarz
wurden auch gerne Blau- oder Grüntöne untermalt, weil es die Farbe intensiver erscheinen lässt.
Eine solche Untermalung dürfte in einem Teil des grünen Mantels oder im grünen Bildvordergrund
vorliegen, wo sich Grün und Schwarz zu mischen scheinen. Mit diesem Hilfsmittel bzw.
mit seinem Weglassen können helle und dunkle Grünschattierungen geschaffen werden.

Was heute fehlt, sind z.B. Blau- und Gelbtöne, Hautfarbe (sogenanntes „Inkarnat") oder
Weißhöhungen. Sie müssen ursprünglich ebenfalls vorhanden gewesen sein, gehörten aber zur
verlorenen Ausarbeitung des Bildes.

Unpublizierter Konservierungsbericht der Verfasserin vom 15.12.2005 beim katholischen Pfarramt

Herz-Jesu Stegen und beim Landesamt für Denkmalpflege Freiburg (Bau- und Kunstdenkmalpflege,
Dokumentationsarchiv).

Im Gegensatz dazu wird bei der Freskotechnik in feuchten Putz gemalt und die Farbe wird beim Abbinden
des Putzes quasi zu einem Bestandteil der Wand. Fresken sind deshalb widerstandsfähiger als
Seccomalereien.

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