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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2019/0034
Der Bildinhalt bietet Diskussionsstoff

Bei der Betrachtung des Gemäldes darf nicht vergessen werden, dass größere Teile der Gesamtkomposition
fehlen, einerseits durch den Wanddurchbruch und die anderen Fehlstellen,
andererseits hat sich die Bemalung der Wand ursprünglich auch weiter nach unten fortgesetzt.
Die Figurengruppe, die heute so zentral erscheint, war ehemals Bestandteil eines größeren Programms
und vielleicht nur eine Szene von mehreren. Vermutlich wurde die Passionsgeschichte
noch weitererzählt, im Grunde können wir aber über die verlorene Ausmalung nur spekulieren.

Der kleinere Bildteil rechts vom Türdurchbruch ist im Hinblick auf den Bildinhalt vergleichsweise
unproblematisch: Eine Landschaft, die den Hintergrund belebt, vielleicht mit dem
See Genezareth in der Mitte. Das Schifflein mit den Ruderern könnte eine Anspielung auf die
Stillung des Sturmes sein oder auf Petrus und Andreas, die Christus nachfolgen und von nun an
Menschenfischer sein sollen.19

Der linke, größere Bildteil liefert dagegen immer wieder Stoff für Diskussionen, da der
Sinngehalt der Szene nicht ohne weiteres ablesbar ist. Sicher ist nur der Zusammenhang mit der
Passion Christi.

Als Interpretationen wurden von verschiedenen Seiten, sowohl von Fachleuten als auch von
diskussionsfreudigen Besuchern, eine Kreuzigung, eine Kreuzabnahme oder eine Pietä bzw.
eine Beweinung vorgeschlagen. Alle diese Möglichkeiten haben aber mit Erklärungsnöten zu
kämpfen.

Eine Kreuzigung beinhaltet im Wesentlichen Christus am Kreuz, flankiert von den beiden
Schächern, dazu die Trauernden Maria, Johannes und eventuell Maria Magdalena, die sich um
das Kreuz Christi versammeln. Hier fehlt aber die Hauptperson, nämlich Christus am Kreuz,
auch von den Schächern ist nur einer vorhanden. Sie könnten vielleicht in dem großen Türdurchbruch
„verschwunden" sein; es ist allerdings fraglich, ob diese Fläche für zwei Kreuze
ausreicht. Wenn die Zweiergruppe Johannes (mit grünem Mantel) abbildet, der Maria in den
Armen hält, müsste das Kreuz Christi oberhalb dieser beiden Figuren patziert sein.20 An der
betreffenden Stelle fehlt aber jede Spur davon. Die Bildkomposition einer Kreuzigung ist also
mit den vorhandenen Bildresten kaum in Einklang zu bringen. Auch die Figur des „Johannes"
wäre zweifelhaft: Er wird zwar gerne als Jüngling mit fast mädchenhaften Zügen dargestellt,
aber hier deuten die langen welligen Haare und die weiblichen Rundungen unter dem Gewand
eindeutig auf eine Frau hin.

Eine weitere Option, die diskutiert wird, ist die Kreuzabnahme. Häufig ist das Herunterlassen
des Körpers mit Hilfe von Tüchern und einer Leiter direkt dargestellt, oder Christus liegt
bereits unter dem Kreuz. Die trauernde Maria, Maria Magdalena und Johannes sind anwesend,
als Assistenzfiguren treten oft noch Nikodemus und Joseph von Arimathia, die den toten Christus
vom Kreuz nehmen, auf. Auch die beiden Schächerkreuze werden oft mit dargestellt.

Hier müsste eigentlich das leere Kreuz im Hintergrund zu sehen sein, sein Fehlen wäre aber
wiederum mit dem Wanddurchbruch erklärbar. Für die Assistenzfiguren würde der Platz jedoch
kaum reichen. Die Gestalt mit den wehenden Haaren müsste Maria sein, die den toten Christus,
die zweite nimbierte Figur, im Arm hält. Dagegen spricht aber zum einen, dass „Maria" einen
grünen Mantel trägt, was ungewöhnlich wäre; in der Regel ist er blau. Ebenso ungewöhnlich
wäre sein modischer Schnitt, denn Maria ist meist eher konservativ gekleidet und trägt auch
einen Schleier, für den es hier keine Hinweise gibt. Zum anderen ist „Christus" hier bekleidet:

Matthäus 8, 23-27 bzw. 4, 18-20.

Aus diesem Grund kann das Kreuz Christi auch nicht unterhalb der Flachdecke gewesen sein, es wäre
schlicht der falsche Platz.

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