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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2019/0147
Der Sinto Friedrich Spindler und der Psychiater Gustav Ehrismann

Eine Geschichte rund um ein folgenreiches Gutachten

Von

Heiko Haumann

Am 10. April 1943 übersandte der Psychiater Gustav Ehrismann dem Oberstaatsanwalt beim
Landgericht Mannheim, der eine Anklage gegen den Sinto Friedrich Spindler vor dem Sondergericht
Mannheim vertrat, ein amtsärztliches Gutachten. Dieses wurde dem Urteil des Sondergerichtes
zu Grunde gelegt und sollte noch weitere Folgen haben. Es stellt die einzige Verbindung
zwischen Spindler und Ehrismann dar und dient als Scharnier, um die Biografien der beiden
zu rekonstruieren. Exemplarisch werden damit Einblicke in Lebensverhältnisse, Verstrickungen
und gesellschaftliche Bedingungen im nationalsozialistischen Herrschaftssystem möglich.

Vorher

Friedrich Spindler

Friedrich „Bobele" Spindler kam am 7. Mai 1925 in Sexau auf die Welt (Abb. I).1 Seine Fami-
lie befand sich auf Reisen. Friedrichs Vater, Peter Spindler der Altere (1885-1943), hatte das
Korbmacherhandwerk erlernt und wurde später Alteisenhändler, spielte aber auch ausgezeichnet
Geige. Mit seiner Frau Johanna Winter (1892-1943) hatte er 15 Kinder; ein weiterer Sohn
stammte aus einer früheren Verbindung.2 Da er in Herbolzheim heimatberechtigt war, wurde er

Für großzügige Hilfe danke ich Reinhold Hämmerle. Er hat mir nicht nur 2003 ein ausführliches Gespräch
mit Franz Spindler, einem Bruder Friedrichs, ermöglicht, der in meinem Buch über Hermann
Diamanski eine wichtige Rolle spielt, sondern mir viele Quellen zur Familie Spindler zur Verfügung
gestellt und wichtige Hinweise gegeben. Bei der Literaturbeschaffung haben mich dankenswerterweise
Esther Abel und Anna Katharina Liesch unterstützt, für kritische Lektüre danke ich Esther Abel, Reinhold
Hämmerle, Frank Janzowski, Ulrich Friedrich Opfermann, Martin Schaffner, Uwe Schellinger und
Ulrike Weyrether. - Die Sinti haben neben ihrem bürgerlichen Vornamen noch einen besonderen Sinti
-Namen, Friedrich Spindler eben Bobele. Eine Geburtsbeurkundung in: Generallandesarchiv Karlsruhe
(GLA), 507 Nr. 4720 Bl. 23.

Hier und im Folgenden die Geschichte der Familie Spindler nach: Reinhold Hämmerle: Diskriminiert,
deportiert, vernichtet: Der Leidensweg der Familie Spindler, in: 60 Jahre. Vergangen, verdrängt, vergessen
?, hg. von der Stadt Herbolzheim und dem Landesverband der Sinti und Roma Baden-Württemberg
, Redaktion: Bertram Jenisch (Herbolzheimer Blätter 5/2003), Herbolzheim 2003, S. 68-103; Ders./
Friedrich Hinn: Die Herbolzheimer Familie Spindler. Auf den Spuren von zehn Generationen, in: ebd.,
S. 53-67; Ulrich Friedrich Opfermann: „Fahrendes Volk". Binnenmigration in und aus dem alemannischen
Raum im 19. und 20. Jahrhundert, in: Menschen in Bewegung, hg. von Juliane Geike und Andreas
Haasis-Berner, Ubstadt-Weiher u.a. 2019, S. 189-235, hier bes. S. 200-212; Heiko Haumann: Hermann
Diamanski: Uberleben in der Katastrophe. Eine deutsche Geschichte zwischen Auschwitz und Staatssicherheitsdienst
, Köln u.a. 2011, S. 173-180; Ders.: Die Akte Zilli Reichmann. Zur Geschichte der Sinti im
20. Jahrhundert, Frankfurt a. M. 2016, S. 143-149.

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