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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2019/0173
Ein Führer der Provinz:
Der Heitersheimer Bürgermeister und Fabrikant Gustav Zirlewagen1

Von

Marc Zirlewagen

Aufstieg in der Provinz: Der Fabrikant und Ortsgruppenleiter

Seinen Aufstieg vollzog Gustav Zirlewagen (Abb. 1), der am 7. April 1900 in Pleitersheim geborene
Sohn eines Weinhändlers, nach einer bei der Firma Mez in Freiburg absolvierten Kaufmannslehre
sowie dem vaterländischen4 Hilfs- und dem Kriegsdienst schnell und zielstrebig:
Neben dem Realgymnasium, das er mit dem Einjährigen abschloss, besuchte er Handelshochschulkurse
an der Universität Freiburg. Als Kommissionär schuf er sich ein Startkapital. Interessehalber
beschäftigte er sich nebenbei mit dem Feld der Elektrotechnik. Auf der Suche
nach einem damit verbundenen Betätigungsfeld stieß er auf eine Zeitungsannonce, nach der
ein Teilhaber für die geplante Firmengründung Franka - Frankfurter Akkumulatorenbau AG
gesucht wurde. Zweck der 1923 in Frankfurt a. M. gegründeten Firma waren die Herstellung
und der Handel mit Akkumulatoren. Aufgrund des Missmanagements der Direktoren waren
die flüssigen Geldmittel bald aufgebraucht. Zirlewagen, der die kaufmännischen Aufgaben erledigte
, beteiligte sich mit einer von seinem Vater Hugo Zirlewagen gedeckten Bürgschaft in
Höhe von 20.000 Goldmark. Nach dem Konkurs ging die Firma 1924 daher im Rahmen eines
Zwangsvergleichs an Zirlewagen über. Er verlegte den Firmensitz 1925 nach Heitersheim. Platz
für die in Franka - Süddeutsche Akkumulatorenbau AG umbenannte Firma war durch Gelände
in Familienbesitz vorhanden. Die Betriebsmittel streckte sein Vater vor. Zirlewagen fing auf
dieser Basis klein an und nahm weitere Kredite auf, um die Firma langsam zu entwickeln. Er
errichtete neue Gebäude und erwarb Maschinen und Rohstoffe. Eine firmeneigene Schreinerei
fertigte Holzkisten zur Umhüllung der Akkumulatoren an, bis hierfür Hartgummikästen
Verwendung fanden. Später wandelte sie sich zur Möbel- und Fensterschreinerei. Selbst in den
Zeiten der Weltwirtschaftskrise machte die Franka recht gute Geschäfte. Nachdem diese in geregelten
Bahnen liefen, engagierte sich Zirlewagen für die NSDAP. Wie im übrigen Baden2 tat
sich diese auch in Heitersheim zunächst schwer. So endete im Oktober 1929 das insbesondere
von den Nationalsozialisten propagierte Volksbegehren gegen den Young-Plan in Heitersheim
in einem Fiasko: von 1.063 Wahlberechtigten ließen sich lediglich zwei in die Liste eintragen.3
Dennoch ließ sich Zirlewagen noch vor dem entscheidenden Durchbruch der NSDAP zu einem
Machtfaktor nicht beirren. Bereits im Vorfeld der Reichstagwahl 1930 trat er als Sympathisant
der Nationalsozialisten auf. Neben einer allgemein antidemokratisch-autoritären Einstellung -
so trat er auch im eigenen Betrieb als „Herr im Haus" auf - bewogen ihn dazu als Fabrikant
insbesondere die Furcht vor einem erstarkenden Marxismus. Da er in einem vom Zentrum beherrschten
Ort den Einsatz für die NSDAP aus einer Außenseiterposition heraus wagte, schei-

Siehe hierzu ausführlich: Marc Zirlewagen: Lokalpolitik und Akkumulatoren - Der Heitersheimer Bürgermeister
und Fabrikant Gustav Zirlewagen (1900-1963) (Das Familienarchiv 9), Norderstedt 2017.
Ernst Otto Bräunche: Die Entwicklung der NSDAP in Baden bis 1932/33, in: Zeitschrift für die Geschichte
des Oberrheins 125 NF 86 (1977), S. 331-375.
Staufener Tagblatt vom 31. Oktober 1929.

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