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aber als Bürgermeister durch sachliche und gerechte Amtsführung sogar die Anerkennung und
das Vertrauen seiner ursprünglichen Gegner erworben zu haben scheint, konnte von ihm schon
nach seiner ganzen Persönlichkeit nicht angenommen werden, dass er die Arbeitskraft seiner
Gefolgschaft böswillig ausgenutzt oder ihre soziale Ehre gekränkt haben sollte?2

Der faktischen Absetzung Zirlewagens als Heitersheimer Bürgermeister durch Kreisleiter
Erley am 18. April 1935, folgte am 18. Juni 1935 die Bestätigung durch das Badische Bezirksamt
Staufen: Zum 30. Juni wurde Zirlewagens Ernennung zum Bürgermeister widerrufen.73 Nachdem
er die Hoffnungen auf eine Wiedereinsetzung als Bürgermeister also hatte begraben müssen
, blieb Zirlewagen noch die Aussicht auf das NSDAP-Gaugericht Baden. Dieses sollte ihm
zumindest wieder die Leitung der NSDAP-Ortsgruppe Heitersheim übertragen, die ihm Erley
am 18. April quasi ebenfalls entzogen hatte. Den Weg schien ein Beschluss der III. Kammer des
Gaugerichts Baden in Karlsruhe vom 25. Januar 1936 frei zu machen. Danach wurde ein gegen
Zirlewagen initiiertes Verfahren eingestellt. Der Pg. Zirlewagen war angeschuldigt die durch
die Betriebsgemeinschaft begründeten Pflichten gröblichst verletzt zu haben, sich gegen die
Devisenordnung vergangen zu haben, im Verdacht der Zollhinterziehung und der Brandstiftung
und des Versicherungsbetruges zu stehen. Das Urteil des Reichsehrengerichtshofs ließ es dem
Gaugericht jedoch als erwiesen erscheinen, dass die Anschuldigungen bezüglich der Störung
des sozialen Friedens zum Teil in Unkenntnis der Rechtslage und zum Teil aus Böswilligkeit
erfolgt sind.14 Der Rest war Schweigen.75 Vom Reichsehrengerichtshof und vom Gaugericht rehabilitiert
, wartete Zirlewagen vergeblich darauf, als Ortsgruppenleiter wieder die Geschäfte
übernehmen zu können - Erley hatte sich im Machtkampf durchgesetzt. Zirlewagen verblieb
im politischen Abseits und konzentrierte sich ganz auf seine berufliche Tätigkeit. Diese verlief
erfolgreicher als sein lokalpolitisches Wirken. Die Franka war am 22. Juni 1935 unter Einbeziehung
seines Bruders Hugo Zirlewagen (1909-1994) in eine OHG umgewandelt worden. Grund
hierfür waren die in Folge eines Brandes fehlenden Finanzmittel Gustav Zirlewagens. Diese
erhielt er von seinem Vater nur unter der Voraussetzung der Integration des beruflich wenig
erfolgreichen Bruders Hugo. Gustav Zirlewagen blieb Betriebsführer. Durch Aufrüstung und
Krieg boomte das Geschäft. Während des Zweiten Weltkrieges lieferte die Franka 60 Prozent
ihrer Erzeugnisse an die Wehrmacht. Der Arbeitskräftemangel machte sich jedoch auch in der
Franka immer mehr bemerkbar. Nach und nach ersetzten Zwangsarbeiter aus Polen, Frankreich
und Russland die heimischen Arbeiter. Sie scheinen in der Franka den Umständen entsprechend
gut behandelt worden zu sein.

Privatarchiv Marc Zirlewagen, Abschrift der Urteilsbegründung zum Ehrengerichtlichen Verfahren gegen
Zirlewagen vom 30. September 1935.

StadtAH, Box 19, Fasz. 30, Badisches Bezirksamt Staufen an Zirlewagen am 18. Juni 1935.

StadtAH, Box 19, Fasz. 30, Beschluss der III. Kammer des Gaugerichts Baden in Karlsruhe vom 25.

Januar 1936.

Die Aktenlage lässt keinen Rückschluss auf die Entscheidung zu, warum Zirlewagen nicht wieder in
seine Amter eingesetzt wurde.

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