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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2019/0193
Heimatortes wohl nicht verstanden würde, wenn der Betroffene für , entlastet' erklärt würde.
Andererseits hat die Spruchkammer den [...] Entlastungs- und Widerstandsmomenten dadurch
Rechnung getragen, daß sie die Aberkennung des Rechts der Betriebsführung auf die Dauer der
Bewährungsfrist durch Entzug des Wahlrechts ersetzt und von einer geldlichen Sühneleistung
mit Rücksicht auf die nach seinem Parteiausschluß^ erlittenen Nachteile (Absetzung als Bürgermeister
, betriebliche Schikanen und schließlich Ausschaltung aus dem Betrieb [...]) gänzlich
Abstand nimmt.

Neustart im Wirtschaftswunder

Nachdem er seine Freiheit wiedergewonnen hatte, versuchte Zirlewagen die Kontrolle über seine
Fabrik zurückzuerlangen. Diese hatte er nach der Inhaftierung an seinen Bruder Hugo verloren
. Er hatte ihm dessen Teilhaberschaft zwar bereits wegen des Vorwurfs der Unterschlagung
gekündigt. Doch hatte Hugo Zirlewagen mit seiner Denunziation einen Weg gefunden, Gustav
Zirlewagen aus der Firma hinauszudrängen. Basis hierfür war seine Einsetzung als kommissarischer
Leiter durch die Militärregierung. Mit einem Antrag auf Suspendierung ging Gustav Zirlewagen
gegen seinen Bruder vor. Erst am 21. Dezember 1948 urteilte das Landgericht Freiburg
in seinem Sinn: Es stellte fest, dass Hugo Zirlewagen am 31. Dezember 1944 aus der Franka
ausgeschieden war und die ihm als Angestellten obliegende Treupflicht verletzte hatte, als er die
Verhaftung seines Bruders in die Wege geleitet hatte. Wegen der noch ausstehenden Einstufung
im Säuberungsverfahren verblieb die Franka jedoch zunächst unter Zwangsverwaltung. Erst
am 29. April 1949 wurde Zirlewagen die Firma übergeben. Wieder am Ruder, ging er daran die
Franka zu neuem Erfolg zu führen. Das „Wirtschaftswunder" kam ihm zu Gute. Die Franka exportierte
in alle Welt, Abnehmer waren Importeure für Klein- und Zwischenhändler und Werkstätten
. Das Sortiment an Starterbatterien für Pkw und Lkw war breit und ließ sie für Hersteller
aus aller Welt verwenden. 1960 hatte die Franka über 50 Mitarbeiter. Sie produzierten täglich bis
zu 500 Batterien. In Folge eines unverschuldeten Unfalls als Beifahrer war Gustav Zirlewagen
nur noch beschränkt geschäftsfähig und konnte die Firma nicht mehr weiterführen. Er verkaufte
die Franka 1962 und verstarb am 27. März 1963 an den Folgen einer Blinddarm-Routineoperation
in Freiburg.

Die im Bundesarchiv vorhandene NSDAP-Mitgliedskarte von Gustav Zirlewagen (ehemaliges Berlin Do-
cument Center, NSDAP-Gaukartei) vermerkt keinen Parteiaustritt (Auskunft des Bundesarchivs Berlin
vom 16. Oktober 2002). Das „Einbringungsverzeichnis" im Gerichtsgefängnis Freiburg vermerkt am 28.
Juni 1944, dass Zirlewagen sein NSDAP-Mitgliedsbuch bei sich trug (StAF, G 701/2, Nr. 2702). Zirlewagen
war es also gelungen, die Spruchkammer über seinen tatsächlichen Mitgliedsstatus zu täuschen.

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